Wenn man die Kreistagswahl als Stimmungstest für die bevorstehende OB-Wahl betrachtet, dürften sich bei Jan Zeitler Fragezeichen auftun. Im Vergleich zu den Wahlen vor fünf Jahren verlor er fast 2000 Stimmen. Damals schnitt die SPD im Wahlbezirk überdurchschnittlich gut ab, was Zeitler selbstbewusst zu Teilen seiner Zugkraft als Oberbürgermeister zuschrieb. Das aktuelle Ergebnis kommentierte er mit den Worten, dass er „nicht verwundert“ sei, es habe etwas mit den Rahmenbedingungen für die SPD zu tun, „die sich geändert haben“. Das Ergebnis stelle ihn zufrieden: „Wichtig ist der Einzug in den Kreistag.“

In Summe aller drei Gemeinden des Wahlbezirks VII (Überlingen, Sipplingen, Owingen) kommt Zeitler auf 3953 Stimmen, im Jahr 2019 waren es 5830 Stimmen. Das ist ein Minus von 33 Prozent. Auch Sipplingens Bürgermeister Oliver Gortat muss Stimmenverluste hinnehmen. Dagegen konnte Henrik Wengert, Bürgermeister in Owingen, sein Ergebnis von 2019 halten.

Welche Bewerber es in den Kreistag geschafft haben, steht erst nach Auszählung aller Wahlkreise fest. Überlingen, Sipplingen und Owingen bilden gemeinsam den Wahlkreis VII.

Henrik Wengert bei der Nominierungsversammlung der Freien Wähler im Wahlkreis Überlingen/Owingen/Sipplingen.
Henrik Wengert bei der Nominierungsversammlung der Freien Wähler im Wahlkreis Überlingen/Owingen/Sipplingen. | Bild: Hilser, Stefan

Sabine Becker hat fast so viele Stimmen wie Jan Zeitler

Zeitler kandidiert im Herbst für eine Wiederwahl als Oberbürgermeister, am Sonntag stand er auf der Liste der SPD für den Kreistag. Speziell ein Blick auf die Wahlergebnisse in der Stadt Überlingen: Auf Zeitler entfallen bei der Kreistagswahl 3616 Stimmen. Dagegen erzielte CDU-Kreistagskandidat, der Bundestagsabgeordnete Volker Mayer-Lay, alleine in Überlingen 6404 Stimmen. Das beste Ergebnis für die Grünen holte in Überlingen Martin Hahn mit 5297.

Sabine Becker (Grüne), frühere Oberbürgermeisterin von Überlingen, die von Jan Zeitler bei den OB-Wahlen vor acht Jahren aus dem Amt gedrängt worden ist, kam am Sonntag bei den Kreistagswahlen auf 3124 Stimmen, also nur knapp weniger als Jan Zeitler. Für die Freien Wähler erzielte Henrik Wengert (Bürgermeister in Owingen) mit 2893 Stimmen das beste Ergebnis, bezogen auf die Wahl in Überlingen. Für die FDP holte Unternehmer Ingo Wörner mit 2391 das beste Ergebnis, und für die AfD Landwirt Hans-Diether Roth (2193 Stimmen).

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Im Vergleich dazu die Wahlergebnisse zum Kreistag in Owingen: Hier kommt Bürgermeister Wengert auf 3726 Stimmen, vor Volker-Mayer Lay (859), Martin Hahn (763) und Jan Zeitler (177). Hans-Dieter Roth von der AfD schneidet in Owingen mit 730 Stimmen vergleichsweise stark ab, was mit der Diskussion um den Bau von Windkraftanlagen bei Owingen zu tun haben dürfte. Wenn man das Gesamtergebnis im Wahlbezirk für Wengert betrachtet, so sieht man, dass er 7243 Stimmen erhielt, nach 6979 Stimmen vor fünf Jahren.

Auch Oliver Gortat verliert Wähler in seinem Dorf

Stellt sich noch die Frage, ob der Sipplinger Bürgermeister Oliver Gortat sich des Rückhalts aus seiner Einwohnerschaft über das Mittel der Kreistagswahl versichern konnte? Die Zahlen sprechen eher nicht für ihn. Gortat, der wie Wengert für die Freien Wähler kandidiert, erzielte im Ort 888 Stimmen. Vor fünf Jahren waren es im Ort für Gortat noch 1662 Stimmen. Im gesamten Wahlbezirk kommt Gortat jetzt auf 1743 Stimmen, nach 2406 vor fünf Jahren.