Das Unkraut wuchert zwischen den Fugen, die Rolläden sind geschlossen, eine Kette sperrt den Eingang ab. „Nur für Mitglieder und deren Gäste“ ist auf einem Schild zu lesen, und „Keine öffentliche Gastronomie“. Damit ist das prominent im Osthafen gelegene Club-Restaurant des Segel- und Motorboot-Clubs Überlingen (SMCÜ) erstmals nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich.
Der Grund: Pächter David Russo hat den Pachtvertrag gekündigt. „Es ging nicht mehr“, sagt der Gastronom, dessen Vater Giuseppe Russo seit langem die Überlinger Pizzeria „Faule Magd“ betreibt. Viel will Russo dazu nicht sagen. Nur: „Wenn 200 Leute mitreden wollen, dann wird‘s schwierig.“ Vor allem im Sommer benötigt der Verein sein Clubhaus öfter für eigene Veranstaltungen.
Start unter schwierigen Voraussetzungen
Ohnehin war Russos Einstieg in dem Club-Restaurant, das er „La Marina“ getauft hatte, nicht gerade leicht. Bereits nach drei Monaten habe er wegen der Corona-Pandemie wieder schließen müssen. Corona-Hilfen habe er damals keine bekommen, „da meine Gründung noch keine zwei Jahre her war“. Die Kosten seien trotzdem weiter gelaufen – und „das schöne Ersparte erst einmal weg“ gewesen. Trotzdem habe er immerhin vier Jahre durchgehalten.
Zuvor hatten die Pächter des SMCÜ-Restaurants öfter gewechselt. Im Jahr 2013 hatten Thommy und Edmonda Müller das Restaurant gepachtet und unter dem Namen „Auszeit“ geführt, 2015 firmierte es in „Werft Eins“ um und wurde fortan von Carlo Rummel vom Nußdorfer „Hotel Seehof“ geführt, 2017 übernahm dann Mike Probst vom Strandbad Nußdorf.
Das sagt der SMCÜ-Präsident zur Situation
Und was sagt der SMCÜ zum Aus für die Gastronomie? In den vergangenen Jahrzehnten sei das Clubhaus „lückenlos verpachtet“ gewesen, erklärt SMCÜ-Präsident Jürgen Ruther. Es sei „Anlaufstelle für Gäste und Freunde des Wassersportes vom ganzen Bodensee“ gewesen. Doch nachdem sich „die Zusammenarbeit für beide Parteien verschlechtert“ habe, hätten sich Pächter und Club kurzfristig entschieden, das Pachtverhältnis aufzuheben. Gestiegene Kosten und Personalengpässe machten den Betrieb für Pächter zunehmend schwieriger, glaubt Ruther. Und so sei man 2024 nun erstmals ohne bewirtschaftete Gastronomie in die Saison gestartet.
Und das könnte auch so bleiben. Der Führungskreis habe sich für die Bewirtschaftung bei clubinternen Veranstaltungen und Regatten in Eigenregie entscheiden, sagt Ruther. Daneben werde es Kernzeiten an Wochenenden und Feiertagen geben, an denen sich die Clubmitglieder „in leicht organisierter Form“ treffen könnten. Damit ähnelt die Regelung jener der Seglergemeinschaft Überlingen (SGÜ). Auch hier ist das Clubhaus Mitgliedern und deren Gästen vorbehalten, die sich selbst um die Bewirtung kümmern.
So geht es für beide Seiten weiter
Man sei zuversichtlich, dass das neue Konzept den Club belebe und die Mitglieder noch enger verbinde, ist Ruther überzeugt. Vor allem der Jugend- und Regattabereich werde davon profitieren. Dennoch wolle man „nicht ausschließen“, dass das Clubhaus in Zukunft wieder bewirtschaftet werde. Anfragen von Interessenten würden jedenfalls angenommen und geprüft.
Für David Russo jedenfalls ist das Clubhaus Geschichte. „Es ist eigentlich eine tolle Location mit viel Potenzial“, lobt er. Auch die Gäste seien sehr zufrieden gewesen. Davon zeugten die zahlreichen positiven Google-Bewertungen. Allerdings liege der Ort gleichzeitig etwas ab vom Schuss, sodass man in fünf bis maximal sechs Sommermonaten, wenn der Hauptbetrieb im Hafen läuft, praktisch das gesamte Jahresgeschäft machen müsse. „Den Rest des Jahres muss man irgendwie überbrücken.“ Nicht zuletzt sei es im Winter mangels Beleuchtung auch etwas arg dunkel in der Umgebung.
Russo arbeitet heute als Restaurantleiter im Überlinger „Bad Hotel“. „So bin ich aufgewachsen, das steckt mir einfach im Blut“, sagt er. Derweil muss, wer im Hafen einen Kaffee trinken möchte, vorerst ein paar Schritte weiter bis zum Ostbad laufen.