Seit der Durchfahrbeschränkung der Altstadt in West-Ost-Richtung zur Verkehrsberuhigung reißen die Klagen über eine stärkere Belastung im Bereich der Uhlandstraße nicht ab. Vor diesem Hintergrund hatte die Stadt beim interdisziplinären Ingenieurbüro Bernard eine Untersuchung in Auftrag gegeben, die Robert Wenzel als Projektleiter für Verkehrsplanung im Ausschuss für Bauen, Technik und Verkehr (ABTV) jetzt vorstellte. Sein Resümee: Die objektiven Zahlen, die das Büro am 17. September 2024, einem typischen Werktag, ermittelte, können die subjektiv wahrgenommene hohen Belastung nicht belegen.

Das absolute Verkehrsaufkommen sei zum einen relativ gering, erläuterte Wenzel, zum anderen mache der eventuell vermeidbare Durchgangsverkehr gerade mal 23 Prozent der Fahrten aus. Gut drei Viertel des festgestellten Aufkommens gehe in Form des Ziel- und Quellverkehrs auf Bewegungen innerhalb der dortigen Quartiere zurück.

Der Durchgangsverkehr ist relativ normal

Insgesamt habe die detaillierte Analyse eine „überschaubare Verkehrsmenge“ ergeben, sagte der Experte. Knapp 4000 Fahrzeuge pro Tag seien oben an der Einmündung Uhlandstraße/Aufkircher Straße gezählt worden, rund 2000 am unteren Ende der Straße „Auf dem Stein“. Wobei die Fahrtrichtung in Richtung Norden eindeutig die dominierende war. Kein merkliches Problem sei der Schwerverkehr.

Dämpfend auf den Verkehrsfluss wirke schon die ausgewiesene Tempo-30-Beschränkung. Die damit verbundene Rechts-vor-links-Vorfahrtsregelung, die neuen Bushaltestellen und die wechselseitig ausgewiesenen Parkplätze an der Straße verstärkten den Bremseffekt auf die Fahrzeuge. Was ein Beitrag zu höherer Verkehrssicherheit sei. Schon bisher gebe es im Verlauf der Straße keinen offensichtlichen Gefahrenpunkt. In den zurückliegenden fünf Jahren seien lediglich an der Einmündung der Uhlandstraße in die Aufkircher Straße drei Unfälle dokumentiert.

Ist der Bahnübergang an der Einfahrt zur Goldbacher Straße eher ein Auslöser von anschließendem Kolonnenverkehr? Oder motiviert die ...
Ist der Bahnübergang an der Einfahrt zur Goldbacher Straße eher ein Auslöser von anschließendem Kolonnenverkehr? Oder motiviert die Bahnschranke die Durchfahrenden eher dazu, die Umfahrung zu nutzen und mindert den Verkehr in der Uhlandstraße? | Bild: Hanspeter Walter

Subjektives Gefühl versus belastbare Zahlen

Nun habe man endlich „belastbare Zahlen“, erklärte Stadtrat Robert Dreher (FWV/ÜfA), „und nicht nur gefühlte“. Es gebe in der Stadt Wohnlagen und Straßen mit einer weit höheren Belastung, pflichtete er dem Experten bei. Man dürfe hier nicht mit zweierlei Maß messen. Noch nicht so richtig überzeugen wollten die Zahlen dagegen Raimund Wilhelmi (FDP). „Wir sind subjektiv der Meinung, dass es deutlich mehr ist“, erklärte Wilhelmi und warf sich für den Kollegen Michael Röther in die Bresche, der sich aufgrund der Straßenführung und der Topografie besonders betroffen sieht. Der Bahnübergang sorge bisweilen für längere Rückstaus, sagte Wilhelmi, deren Auflösung zu Fahrzeugkolonnen im Gebiet führe. Deshalb wollte Wilhelmi die Einführung einer Einbahnregelung geprüft wissen.

Eine solche Beschränkung lasse sich verkehrsrechtlich kaum stichhaltig begründen, erklärte Verkehrsplaner Wenzel – weder mit dem aktuellen Verkehrsaufkommen noch mit Gefahrenstellen.

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Einbahnregelung würde zu Umleitungen führen

Zum anderen führte eine Einbahnregelung wieder häufig zu Umwegfahrten für Anwohner der Wohnquartiere und einer zusätzlichen Belastung anderswo. Für Herbert Dreiseitl (LBU/Grüne) waren die theoretischen Erkenntnisse und Schlussfolgerungen zwar weitgehend „plausibel“. Allerdings deckten sie sich nicht ganz mit seinen persönlichen Erfahrungen: „Ich beobachte das sehr genau“, sagte er und regte zumindest eine kurze Einbahnregelung im unteren Bereich des „Steins“ an, um die Zufahrt „von unten“ zu beschränken. Ob nicht ein „Testlauf“ in diesem Sinne denkbar sei, fragte Dreiseitl.

Auch das lasse die Straßenverkehrsordnung nicht zu, bekräftigte Mathias Rebmann, Abteilungsleiter für Sicherheit und Ordnung, bei der Stadt. „Wir würden rechtswidrig handeln“, bekräftigte Rebmann. Auch temporär sei so eine Versuchsphase völlig undenkbar. Zudem müsse der Busverkehr in beide Richtungen funktionieren, ergänzte Verkehrsexperte Robert Wenzel und betonte noch einmal, dass die Verkehrsmengen objektiv betrachtet relativ gering und „verträglich“ seien. Objektiv betrachtet handle es sich, was die Verkehrsbelastung angehe, um eine „komfortable Situation“, erklärte Wenzel.

„Eine komfortable Situation“: Keinen großen Handlungsbedarf erkannte Verkehrsplaner Robert Wenzel (rechts) nach den jüngsten Erhebungen ...
„Eine komfortable Situation“: Keinen großen Handlungsbedarf erkannte Verkehrsplaner Robert Wenzel (rechts) nach den jüngsten Erhebungen im Bereich Uhlandstraße, der für Mathias Rebmann von der Abteilung Sicherheit und Ordnung im Ausschuss berichtete. | Bild: Hanspeter Walter

Zeitgewinn durch die Uhlandstraße

Wer in Richtung Norden die Umfahrung der alten B31 nutze, mache zwar einen merklichen Umweg von mehreren Kilometern, brauche bis zur Abfahrt bei Aufkirch im Mittel nur eine Minute länger, relativierte Robert Wenzel den durch die Abkürzung über die Uhlandstraße erhofften Zeitgewinn. Diese Rechnung gelte allerdings nicht für Autofahrer, die vom Parkhaus Altstadt zum Parkhaus Stadtmitten fahren wollte, hielt Walter Sorms (LBU/Grüne) ein fiktives Szenario entgegen.

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Weitere Schilder werden man auf keinen Fall aufstellen, betonte Baubürgermeister Thomas Kölschbach ausdrücklich. „Die liest sowieso keiner“, sagte er. Die Einheimischen würden sich bestens auskennen und Gäste nutzten einfach ihr „Navi“. Außerdem habe man an den Parkhäusern Altstadt und Therme jeweils „Alle Richtungen“ ausgeschildert, sagte Mathias Rebmann.