Eine Renovierung der Baracken war das eine. Wie es den Bewohnern in den Obdachlosenunterkünften an der Füllenwaid psychisch geht, das andere. Es geht einem Teil von ihnen schlecht, wurde vielfach konstatiert, und auch im Gemeinderat so eingeräumt.

Der seit Jahren anhaltende Kompetenzstreit zwischen Stadtverwaltung und Landratsamt, wer sich um die psychosoziale Betreuung zu kümmern habe, scheint nun ein glückliches Ende zu finden. Grund dafür ist zum einen, dass auf Kreisebene im Herbst eine Entscheidung zur Einrichtung einer Fachberatungsstelle fällt. Zudem hat Überlingen Hoffnung auf Geld aus dem Europäischen Sozialfonds, mit dem ein zeitlich befristetes Betreuungsprojekt gestartet werden könnte.

Projekt für besonders Benachteiligte

Weitgehend Zustimmung in der Ratsdebatte

Gemeinderat Günter Hornstein (CDU) sagte: „Das Thema beschäftigt uns seit Jahren. Das Programm ist ein riesen Schritt, heraus aus einer unbefriedigenden Situation.“

Peter Vögele (FDP) stimmte als einziger im Rat gegen die Co-Finanzierung: „Nicht jede Förderung kommt denen zugute, die sie brauchen. Das Projekt geht an der eigentlichen Aufgabe vorbei. So ändern wir ja die Wohnsituation nicht. Wenn wir keine Wohnungen haben, dann können wir den Wohnungslosen nicht helfen.“

Oberbürgermeister Jan Zeitler ordnete ein: „Es geht um Leute, die seit bis zu elf Jahren in der Notunterkunft leben, aus der man bestenfalls eigentlich nach zwei bis drei Monaten wieder auszieht. Wir müssen eine Antwort finden auf die Frage, was wir mit Menschen machen, die nicht mehr in der Lage sind, hier auszuziehen.“

Das könnte Sie auch interessieren

Udo Pursche (SPD) antwortete Vögele: „Es geht hier nicht um Wohnungen, sondern es geht drum, dass wir Menschen helfen, die nicht mehr in der Lage sind, ihre Rechtsansprüche geltend zu machen. Beispiel Eingliederungshilfe, Wohngeld, die Vermittlung in Wohnung und Arbeit: Wir müssen dazu motivieren, sich aufzuraffen, Beratung anzunehmen. Das ist der erste und schwerste Schritt für Menschen, die mehrere Jahre lang wohnungslos waren, die am Ende ihrer psychischen und physischen Kraft sind. Da muss jemand kommen, sie an die Hand nehmen und führen. Das leistet dieses Programm.“

Kristin Müller-Hausser (BÜB+) erinnerte an die Debatten der letzten Jahre: „Es geht um teils armselig und unwürdig lebende Menschen. Gut, dass jetzt etwas ins Laufen kommt.“

Bettina Dreiseitl-Wanschura (LBU/Die Grünen) sagte mit Verweis auf die Laufzeit von vier Jahren: „Ich bin zuversichtlich, dass wir in den vier Jahren viele neue Verbindungen erarbeiten und lernen, wie wir dem Thema Herr werden können.“