Die Lichtenberghalle in Oberuhldingen war voll besetzt, als sich die fünf Kandidatinnen und Kandidaten um den Bürgermeisterposten in Uhldingen-Mühlhofen am Donnerstag den Bürgern vorstellten. Bürgermeister Edgar Lamm sagte, mit ihrer Anwesenheit zeigten die Bürger ihr riesiges Interesse an der Besetzung des Postens. Jeder Rednerin und jedem Redner wurden 20 Minuten Zeit zugestanden, sich und ihre Ideen zu präsentieren – teils blieben sie vage und unter ihrem Zeitkonto. Digitale Technik war beim Vortrag nicht erlaubt. Der amtierende Bürgermeister bat die Bürger um Fairness und darum, jedem Redner zuzuhören. Missfallensäußerungen gab es nicht, lediglich Applaus und Lacher – mal mehr, mal weniger. In der Reihenfolge ihrer Bewerbungen stellten sich Dominik Männle, Nadine Bohn, Jean-Christophe Thieke, Roland Martin und Jasmina Brancazio vor.
- Dominik Männle, 37, ist Diplom-Verwaltungswirt und leitet seit sieben Jahren die Kämmerei des Bodenseekreises. Dort ist er unter anderem für die Aufstellung des Kreishaushalts verantwortlich. Durch seine Ausbildung an der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl und seine Arbeit als Amtsleiter bringt Männle nach eigenen Angaben beste Voraussetzungen für das Bürgermeisteramt mit, gab aber auch zu: „Für den Wahlsieger ist dies eine anspruchsvolle Aufgabe.“ Männle ist 2015 mit seiner Frau und der gemeinsamen Tochter nach Mühlhofen übergesiedelt. Eine gute Zusammenarbeit mit den Bürgern, dem Gemeinderat und der Verwaltung werde ihm wichtig sein. Das Amt des Bürgermeisters zähle zu den vielfältigsten Aufgaben, die es in der Verwaltung gebe. „Für das Amt des Bürgermeisters kam für mich nur Uhldingen-Mühlhofen infrage. Ich identifiziere mich voll mit meiner Gemeinde“, betonte Männle.
Für die Bürger soll es im Falle seiner Wahl Sprechstunden, Spaziergänge und Informationsveranstaltungen geben. Für die Gemeinde will Männle eine gesunde Mischung aus „Notwendigem und Wünschenswertem“ finden. Als Bürgermeister hat er vor, dafür Sorge zu tragen, dass die „Fördertöpfe von Land und Bund entsprechend genutzt werden“. Auf seiner Themenliste steht das Mühlhofer Loch ganz oben. Nach Abschluss der Insolvenz des Bauträgers oder der Zwangsversteigerung des Grundstücks in der Ortsmitte Mühlhofens wünscht er sich eine zügige Bebauung. In einem Gemeindeentwicklungskonzept möchte er alle Themen aus allen drei Ortsteilen zusammentragen, „nicht immer nur von Jahr zu Jahr denken“. Infrastruktur, Bildung, Betreuung und Soziales, Freizeit und Kultur sowie Mobilität und Internet sind ihm wichtig. Es sei ihm ein Anliegen, „die Jugend mehr in alle Themen einzubinden, die sie betreffen. Auch die Seniorenarbeit liegt mir am Herzen“. Ein Mehrgenerationenhaus und Bürgerbus stünden auf seiner Agenda. Als Bürgermeister wäre er ein Vertreter für klimaneutrales Bauen und klimaschonende Festsetzungen in Bebauungsplänen. Sein Beitrag dauerte 19,5 Minuten.
- Nadine Bohn, 44, ist OP-Krankenschwester am Klinikum in Friedrichshafen, verheiratet und hat fünf Kinder im Alter von fünf bis 17 Jahren. Seit 2019 sitzt sie für die CDU im Gemeinderat. Kindheit und Schulzeit verbrachte sie in Bonn. In Kirchheim unter Teck und in Zürich wurde sie aus- und weitergebildet. In der Schweiz lernte sie auch ihren Ehemann kennen. 2006 kam die Familie nach Unteruhldingen. „Wir fühlen uns seitdem sehr wohl hier“, sagte sie.
Vier Punkte stellte Nadine Bohn in ihrer Rede in den Mittelpunkt: Als Bürgermeisterin will die 44-Jährige erstens für Transparenz eintreten: „Es ist wichtig, dass wir offen sind, dass Sie mir offen sagen dürfen, wo es brennt“, zweitens für den Dialog: Es gehe ihr darum, sich fachlich und zielorientiert mit den Themen zu beschäftigen – und das gemeinsam, sagte Nadine Bohn, drittens für die Heimat: „Unsere Gemeinde ist auch für mich meine Heimat. Ich will mich bemühen, die Gemeinde so zu erhalten, wie sie ist“, versprach sie, und viertens für die Vereine, in denen sie ein Vorbild für das gemeinsame Leben sieht. Die Gemeinde Uhldingen-Mühlhofen steht ihrer Ansicht nach gut da. Daher habe man viel Gestaltungsspielraum. Unter anderem das Mühlhofer Loch und das Haus des Gastes nannte sie als für sie wichtige Projekte. Nadine Bohn glaubt fest daran, „dass wir das zusammen hinkriegen würden“. Nach fünf Minuten beendete sie ihre Rede vor den Bürgern in der Halle.
- Jean-Christophe Thieke, 41, ist seit 27 Jahren in Uhldingen-Mühlhofen zu Hause. Seit 2009 gehört er für die CDU dem Gemeinderat an, tritt bei der Bürgermeisterwahl aber überparteilich an, ist verheiratet und hat mit Ehefrau Monique eine Tochter. Der 41-Jährige ist Diplom-Betriebswirt und derzeit bei der Regionalbahn Thurbo Leiter Qualität und Prozesse sowie stellvertretendes Mitglied der Geschäftsleitung. Er berichtete von der intensiven Zusammenarbeit mit Landratsämtern und Kantonen. Dabei habe er viel über Verwaltungen und Verfahren gelernt. „All diese Erfahrungen sind wichtige Voraussetzungen“, sagte Thieke. Außerdem wirft er seine Zeit im Gemeinderat in die Waagschale.
Nachhaltig, verbindlich, im Dialog: So will Thieke agieren. Die drei Ortsteile haben „sehr unterschiedliche Bedürfnisse und Rahmenbedingungen“, sagte er. Ein Dorfladen in Mühlhofen? Ein Ort der Gemeinschaft in Unteruhldingen? Eine Zukunft für das Alte Schulhaus in Oberuhldingen? Dies sind einige der Fragen, die er gerne klären würde. Eine moderne Infrastruktur biete den Unternehmen Perspektiven. Für die Bürger kann er sich einen Bürgerbus und Carsharing vorstellen. Ferner will er die Barrierefreiheit fördern. Junge Menschen will er mit einbinden, die Musikschule und die offene Jugendarbeit fördern, den Vereinen seine „absolute Unterstützung“ zusichern und sich um neue Gewerbeflächen bemühen. „Bei Investitionen werde ich auch immer den praktischen Nutzen und die Folgekosten im Blick haben“, betonte er. Die Zukunft des Tourismus liege ihm am Herzen. Dass sich das Pfahlbaumuseum mit einem Erweiterungsbau vom Wetter unabhängig macht, hält er nach eigenen Angaben grundsätzlich für richtig. Thieke möchte einen Klimaschutzbeirat einrichten, der den Bürgern zur Seite steht. Einen besonderen Blick warf er auf Mühlhofen. Der Ort brauche wieder ein ansehnliches Gesicht, so Thieke. Nach 15,5 Minuten verließ er die Bühne.
- Roland Martin, 56, ist Wirtschaftsingenieur, verheiratet, stammt aus Bayern und hat zwei erwachsene Kinder. Bei der Kandidatenvorstellung stand er nicht am Rednerpult, sondern bewegte sich frei über die Bühne. „Ich will Sie nicht immer mit den gleichen Dingen ermüden. Viele Dinge liegen auf der Hand: Mühlhofer Loch, Bauen, Jung und Alt“, sagte der 56-Jährige und erklärte stattdessen, was er den Bürgern persönlich zu bieten hat. Seine berufliche Spezialität seien Interessenvermittlung, Beratung, Management und Führungspositionen. Das mache er freiberuflich seit 30 Jahren.
„Es geht immer um die Optimierung von Organisationen“, sagte Martin. Auch eine Verwaltung funktioniere nach Kennzahlen. Kommunikationsproblemen begegnet er als „Vermittler und Katalysator“. Er sei überparteilich, unparteiisch und vor allen dingen unabhängig, so der 56-Jährige. Er könne sich 100-prozentig auf die Bürger konzentrieren. Der Wirtschaftsingenieur erklärte: „Als Gegenleistung für mein Hiersein biete ich Ihnen meine Erfahrung, für Sie als meine Familie Verantwortung zu übernehmen. Ich spreche von sorgenvoller unternehmerischer Verantwortung.“ Grundstücke zu verkaufen, hält er nicht für ein nachhaltiges Einnahmemodell, „wenn man immer nur Tafelsilber verscherbelt“. Alle seien eingeladen, hier mitzuwirken: „Ich weiß, wo ich hinschauen muss, aber ich bin hoffentlich kein Ein-Mann-Modell.“ Der gebürtige Münchner möchte gemeindliche Energieprojekte vorantreiben: „Mein Wunsch und Ziel wäre es, in 16 Jahren energieautark zu sein.“ Die drei Ortsteile sollten seiner Meinung nach gleich gefördert werden und das Mühlhofer Loch will er mit einem Lebensmittelladen, einer Apotheke und einem Geldautomaten füllen. Nach 15 Minuten beendete er seinen Beitrag vor dem Publikum.
- Jasmina Brancazio, 34, ist verheiratet, hat zwei Kinder und stammt aus Friedrichshafen. Sie studierte Politikwissenschaften und Psychologie in Augsburg. Seit 2019 ist sie in der Geschäftsführung der Christlichen Gewerkschaft Metall (CGM) in Friedrichshafen tätig. Alle die Themen Uhldingen-Mühlhofens in 20 Minuten durchzusprechen, sei nicht möglich und auch nicht ihr Anliegen. Sie habe keinen fertigen Fahrplan, sondern wolle hören, „was Sie dazu sagen“. Nur mit transparenten Prozessen sei es möglich, einen gemeinsamen Fahrplan zu entwickeln. In der CGM halte sie den Dialog mit Mitgliedern vor Ort, repräsentiere die Gewerkschaft bei öffentlichen Ereignissen, sei für Budgetplanung verantwortlich und leite Versammlungen.
Meistens gehe es darum, einen Konsens zu finden, sagte die 34-Jährige. Diese Fähigkeit würde sie auch als Bürgermeisterin einbringen wollen. „Ich habe einen langen Atem und habe Durchsetzungskraft“, so Brancazio: „Mir ist es wichtig, als Bürgermeisterin etwas zu bewegen, mit Ihnen zusammen.“ Uhldingen-Mühlhofen sei für sie kein Sprungbrett. Es sei eine sehr schöne Gemeinde und sie habe von Kind auf einen Bezug gehabt, sei oft zu Gast gewesen. Man kandidiere in einem Ort, „in dem man leben möchte und zu dem man passt“, sagte sie und weiter: „Sie können stolz sein auf Ihre zahlreichen Vereine und Netzwerke. Leider habe ich auch einige kennengelernt, die sich abgehängt fühlen.“ Mit den Bürgern will sie gemeinsame Ziele entwickeln – unter anderem für Jung und Alt, in Tourismus und Wirtschaft, für bezahlbaren Wohnraum und Orte der Begegnung. „Sie sind die, die entscheiden“, bekräftigte Brancazio zum Abschluss ihrer 18-minütigen Rede. Weiter ging der Abend mit kurzen Gesprächen an fünf Stehtischen.