Es klingt nach purer Idylle: An einem lauen Sommerabend im Grünen sitzen, die Angel auswerfen, dem Plätschern des Wassers lauschen und einfach die Natur genießen. Das gehört durchaus zum Angeln dazu – aber es ist bei Weitem nicht alles. "Wir sitzen nicht immer nur im Stillen", sagt Reinhard Greiser. Er ist Gewässerwart des Anglervereins Uhldingen-Mühlhofen.
Zu seinen Aufgaben gehört vor allem der Naturschutz, der ihm besonders am Herzen liegt. "Der Uferbereich muss gesäubert und Dreck eingesammelt werden", erzählt Greiser. Er koordiniert die Aufgaben und besucht Fortbildungen "zu allem, was mit Wasser zu tun hat". Dazu zählt auch der Bestandsschutz. In einem großen Projekt versucht der Verein seit zwei Jahren, die heimische Bachforelle nachhaltig in der Aach anzusiedeln. Dazu werden nun jeden Winter 5000 Forelleneier ausgesetzt – "im Augenpunktstadium, das heißt relativ kurz vor dem Schlüpfen", sagt Greiser.

Diese Eier liegen in speziellen Boxen, in denen sie erst einmal geschützt sind. Nach dem Schlüpfen müssen sich die Fische natürlich noch in der Natur bewähren – gegen Fressfeinde wie Aale oder auch größere Forellen. Ein anderes Problem ist die zunehmende Verschlammung des Flusses. "Der Schlamm wird von Ackerböden im Hinterland heruntergespült und bleibt in der Aach liegen", erklärt Greiser. Das alles erschwert die Ansiedlung der Forelle. Das Programm ist auf fünf Jahre angelegt – nach der Zeit sollen einige der Forellen laichfähig sein, hoffen die Angler. Anfang September wollten sie wissen, ob die Aktion schon erste Erfolge gebracht hat. Doch wie misst man die Fischbestände der Aach?
Im Wasser entsteht ein Stromkreislauf
Der Verein entschied sich, die Fische mithilfe einer modernen Technik zu zählen: der Elektrofischerei. Dabei steht der Elektrofischer mit einem Helfer im Wasser. Beide tragen isolierende Gummistiefel oder Anglerhosen, der Helfer hat ein Stromaggregat auf dem Rücken. Von diesem hängt ein Kupferdraht ins Wasser, der als Minuspol im Stromkreislauf dient.
Den Pluspol bildet der Kescher, den der Elektrofischer trägt. Sobald er diesen ins Wasser hält, bildet sich ein Gleichstrom zwischen den beiden Polen und betäubt die in der Nähe schwimmenden Fische. "Das ist eine absolut schonende Fangmöglichkeit, die zu wissenschaftlichen Zwecken verwendet wird", betont Reinhard Greiser. Denn nach nur etwa 15 Sekunden können die Fische wieder weiterschwimmen. Zeit genug, um Art und Größe zu kategorisieren und den Fisch wieder ins Wasser zu setzen.
Elektrofischer absolvieren eine einwöchige Ausbildung
Der Anglerverein ließ sich extra für diesen Zweck einen Elektrofischer vom Landesfischereiverband Baden-Württemberg vermitteln. "Elektrofischen darf nur, wer eine einwöchige Ausbildung belegt und die Prüfung besteht", erklärt Michael Schramm, Geschäftsführer des Verbands. "Außerdem braucht man eine Versicherung sowie eine Sondergenehmigung des Regierungspräsidiums." Ohne fachkundige Hilfe gilt für die Elektrofischerei das Gleiche wie für alle Arbeiten mit Strom: Lebensgefahr, in dem Fall für Mensch und Tier. "Ein Gerät kann ein Gleichstromfeld mit einer Spannung von bis zu 750 Volt erzeugen", sagt Schramm. Bei mobilen Geräten wie dem, das in der Aach verwendet wurde, sei es aber eine deutlich geringere Spannung.
Ansiedlung ist voller Erfolg
In Uhldingen-Mühlhofen hatten die Angler am Ende des Tages im befischten Abschnitt der Aach insgesamt circa 3500 Fische gezählt. "Dabei waren auch 90 Bachforellen zwischen fünf und 14 Zentimetern", sagt Greiser. Von der Größe lässt sich auf das Alter schließen, deswegen weiß er, dass das Forellen sind, die erfolgreich vom Verein angesiedelt wurden. "Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis." Außer den Forellen konnten die Angler noch über 1000 Elritzen und Schmerlen zählen: "In einer Größe von gut fünf Zentimetern dienen sie als Futter für die Bachforellen", erklärt Greiser.
Bevor im Winter die nächsten Eier in die Aach eingesetzt werden, findet im Oktober ein Arbeitseinsatz statt, bei dem der Kies am Boden des Wasserlaufs aufgeraut wird. "So finden die Forellen ein natürliches Gewässer zum Ablaichen", erklärt Greiser. Die Angler sind jetzt umso motivierter, nachdem sie wissen, dass die Ansiedlung erfolgreich ist.

Elektrofischerei
In Deutschland wird das Vorgehen hauptsächlich eingesetzt, wenn es um wissenschaftliche Untersuchungen geht. Teilweise werden mithilfe der Elektrofischerei auch Fische aus Gewässern entnommen, die vom Austrocknen bedroht sind, und umgesiedelt.
Die rechtliche Lage ist etwas kompliziert: "Im Prinzip ist das eine verbotene Art der Fischerei, die einer Sondergenehmigung bedarf", erklärt Michael Schramm vom Landesfischereiverband Baden-Württemberg. Die Genehmigung erteilt das Regierungspräsidium ausschließlich eigens geprüften Elektrofischern. Manche Vereine haben eigene Elektrofischer, anderen Vereinen werden sie von Schramm vermittelt.
Im Januar diesen Jahres stimmte das EU-Parlament für ein Verbot der Elektrofischerei im kommerziellen Bereich. Erprobt wurde das Vorgehen unter anderem beim Fang von Krabben. Durch den Einsatz von Strom könnte auf Schleppnetze verzichtet werden, in denen viel Beifang landet und die den Meeresboden aufwühlen. Umweltverbände sehen das Elektrofischen trotzdem kritisch, da sie eine noch stärkere Überfischung der Meere befürchten – schließlich ist die Methode deutlich effektiver und zeitsparender.