Wenn Sigi Burgermeister eine Bühne betritt, bleibt nur selten ein Auge trocken. Über Jahrzehnte bewies der heute 70-Jährige, dass er nicht nur ein Vollblutnarr ist, sondern auch ein Meister im Schreiben und Vortragen von Büttenreden. Die Auftritte des Ehrenpräsidenten des Narrenvereins Mühlhofen gehörten 44 Jahre lang zu den Höhepunkten bei den Narrenparaden.

Sein Auftritt als Butler James ist schon legendär
Kein Wunder, denn Sigi Burgermeister war wie ein Chamäleon. Egal, ob als Postbeamter, Cäsar, Uhldi, Wikinger, Marionette, Till, Corona-Virus oder sonst eine Figur – Sigi Burgermeister verstand es zu überzeugen und, vor allem, die Besucher zu unterhalten. Schon legendär ist sein Auftritt 1989 im Stück „Dinner for One“, als er den Butler James mimte.

Auch als Verbandsfunktionär ging er noch in die Bütte
Herausragend war Sigi Burgermeisters Art, ernste Themen und manchmal sogar politische Kritik so zu verpacken, dass man darüber lachen konnte. Selbst als er 2007 zum Präsidenten des Verbandes Alb-Bodensee-oberschwäbischer Narrenvereine (VAN) erwählt wurde, ließ er es sich nicht nehmen, jedes Jahr in Mühlhofen auf die Bühne zu gehen. Sogar am Dämmerschoppen, der traditionell am Fasnets-Dienstag stattfindet, stand der dienstälteste Präsident der Vereinsgeschichte regelmäßig in der Bütt.
Aber nicht nur im Narrenverein Mühlhofen setzte Sigi Burgermeister Maßstäbe. Seine offene, sympathische und sachliche Art kam auch bei den Narrenverbänden im Südwesten sehr gut an. 14 Jahre lang führte er den VAN. „Ich komme wirklich mit allen sehr gut aus“, betont der 70-Jährige. „Es war immer ein respektvoller, sachlicher, aber auch harmonische Umgang miteinander.“ Aus gesundheitlichen Gründen musste er 2021 seine Ämter niederlegen, aber eines macht er trotzdem klar: „Ich bleibe der Fastnacht treu, solange es nur geht.“
„Atemberaubende Rede“ zur Absetzung von Ministerpräsident Kretschmann
Sehr gerne denkt er auch an 2017 zurück. Damals setzte er als Präsident des VAN die Landesregierung um Ministerpräsident Winfried Kretschmann in Stuttgart ab. Nicht wenige schrieben von einer „atemberaubenden Rede“, die der heute 70-Jährige damals hielt.
Sein jahrzehntelanger Einsatz wurde nun mit der höchsten Auszeichnung belohnt, die ein Narr im Südwesten überhaupt bekommen kann. Im Rahmen des Treffens der Arbeitsgemeinschaft Süd-West-Deutscher Narrenvereinigungen und -verbände (ARGE) wurde ihm der Narrenspiegel samt riesiger Urkunde verliehen. „Es war vor allem der langanhaltende Applaus nach der Rede, der mich wirklich bewegt hat“, sagt Sigi Burgermeister.
Bei allen Wahlen zum Verbandspräsidenten nie eine Gegenstimme
Jedes Mal, wenn er nun diese Auszeichnung anschaut, erinnert er sich vor allem „an die vielen schönen Verbands-, Regionen- und Freundschaftstreffen der verschiedenen Narrenverbände und -vereine und den familiären Zusammenhalt“, betont er. Und dass Sigi Burgermeister bei all seinen Wahlen zum Verbandspräsidenten ohne eine einzige Gegenstimme gewählt wurde, zeigt, dass er ein Meister des richtigen Wortes und des richtigen Tones ist.