Ohne Vorwarnung ist ein Rettungssanitäter bei seinem Einsatz am Mittwochnachmittag in der Bad Säckinger Innenstadt von einem Mann attackiert und verletzt worden.
Augenscheinlich habe sich der Mann, der bewusstlos vor den Beck Arkaden aufgefunden wurde, in einer medizinischen Notlage befunden, sei dann aber komplett ausgerastet, als die Sanitäter ihn untersuchen wollten, erklärt Polizeisprecher Mathias Albicker.
Trotz Deeskalationsversuchen seitens der Sanitäter griff der Mann einen der Rettungskräfte unvermittelt an, rang mit ihm und stieß ihn letztlich die Treppe zur Waldshuter Straße hinunter, schildert Rettungsdienstleiter Horst Schwarz die Vorgänge bei einem Pressegespräch. Der Sanitäter habe so gravierende Verletzungen erlitten, dass er sich immer noch in stationärer Behandlung im Krankenhaus befindet.
„Wir sind froh und dankbar für das beherzte Eingreifen von Passanten, die das Geschehen mitverfolgt haben. Dadurch konnte Schlimmeres verhindert werden“, ist sich Schwarz sicher.
Denn letztlich hatten umstehende Menschen den tobenden Mann niedergerungen und bis zum Eintreffen der Polizei ruhig gestellt. „Sie haben gewissermaßen die Retter gerettet“, so Schwarz weiter.
Ein derartiges Verhalten sei für die Mitarbeiter des Roten Kreuzes ein gutes Signal, widerspreche es doch auch in wohltuender Weise der allgemeinen Wahrnehmung und dem Zeitgeist.
Auch gegenüber den einschreitenden Polizeibeamten verhielt sich der Mann aggressiv, beleidigte diese und schrie herum, heißt es im Polizeibericht. „Auch biss er mehrmals in die Rückenlehne des Streifenwagens, in den er gesetzt wurde“, so Polizeisprecher Mathias Albicker. Er kam in Gewahrsam. Die Polizei hat die Ermittlungen zum Vorfall aufgenommen.
Geschäftsführung und Vorstand des DRK-Kreisverbands Säckingen zeigten sich bei einem Pressegespräch schockiert von dem Vorfall, kündigten aber auch Konsequenzen an – immerhin sei dies nicht der erste Vorfall dieser Art in jüngerer Vergangenheit.
In Wehr wurde erst vor wenigen Wochen ein Notarzt mit Schlägen und Tritten attackiert. In Weil am Rhein wurde nur wenig später die Besatzung eines Rettungswagens von einem Passanten an der Arbeit gehindert, der sich von dem Einsatz gestört fühlte. „Wir verfolgen eine Null-Toleranz-Politik bei Gewalt oder Beleidigung unserer Einsatzkräfte“, stellte der Vorsitzende des Kreisverbands, Peter Hofmeister, klar. Das heißt: Ungeachtet des weiteren Vorgehens der betroffenen Mitarbeiter werde der Kreisverband als deren Arbeitgeber Anzeige gegen den mutmaßlichen Täter erstatten.
Daneben kümmert sich das DRK auch um die Folgen einer solchen Tat für die Betroffenen. Es gebe Gesprächsangebote, um die Situation zu analysieren: „Jeder verarbeitet ein solches Erlebnis anders“, weiß Horst Schwarz. Genüge das nicht, gebe es eine Kooperation des DRK mit der Rhein-Jura-Klinik, wo betroffene Einsatzkräfte Einzelgespräche erhalten können.
Derweil hat das Thema Übergriffe auf Rettungskräfte längst Einzug in den Aus- und Weiterbildungskanon für Notfallsanitäter gehalten, wie die Geschäftsführerin des DRK-Kreisverbands, Petra Naylor, sagt: „Deeskalationsttraining ist fester Bestandteil der Ausbildung. Das gebietet allein schon unsere Sorgfaltspflicht als Arbeitgeber.“ Schließlich strömen immer mehr Frauen in den Rettungsdienst.
Gewalt gegen Rettungskräfte gehöre am Hochrhein zwar längst nicht zum Alltag, komme aber immer wieder vor. Umso wichtiger ist es, unseren Mitarbeitern das nötige Rüstzeug an die Hand zu geben, dass sie selbstbewusst in den Einsatz gehen können.
Gewalt gegen Retter
Übergriffe gegen Polizeibeamte sind in den vergangenen Jahren laut Mathias Albicker im Kreis Waldshut zurückgegangen. Hintergrund ist auch die Verschärfung der Gesetzgebung, die tätliche Angriffe auf Vollstreckungsbeamte mit Gefängnis von drei Monaten bis fünf Jahren belegt. Übergriffe auf Rettungskräfte von DRK und Feuerwehr werden dagegen nicht in gleicher Form geahndet. In den vergangenen drei Jahren gab es laut Polizei insgesamt acht Fälle von Gewalt gegen Rettungskräfte, die allesamt aufgeklärt werden konnten.