Im Herbst müsse es weitergehen mit der Linienplanung der Autobahn im Bereich Wehr-Bad Säckingen. Das hat der Bau- und Umweltausschuss des Kreistages Waldshut am Mittwoch gefordert. Im Herbst sollen die Ergebnisse der derzeit laufenden Erdbohrungen vorliegen. Mit den geologischen Untersuchungen sollen Folgen für die Bad Säckinger Heilquellen ausgeschlossen werden. Der Kreistag will im Herbst klare Ergebnisse haben, die eine konkrete Linienführung vorgeben.
- Verzögerung: Christian Trapp, beim Regierungspräsidium Freiburg Leiter des Referates Hydrogeologie und Geothermie, berichtete dem Kreistagsausschuss gestern näheres zu den Bohrungen. Ausschussmitglieder kritisierten den erneuten Zeitverlust. Landrat Martin Kistler sagte, es müssten im Herbst „belastbare Ergebnisse vorliegen“, und es dürfe dann keine weitere Verzögerung mehr geben. Dem schloss sich Kreisrat Michael Thater an, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler: Im Herbst wolle man ein hydrogeologisches Gutachten mit klaren Fakten sehen, das weitere Untersuchungen überflüssig mache. Martin Albers, Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion, forderte für die Veröffentlichung der Ergebnisse eine öffentliche Veranstaltung – zu der er auch die Regierungspräsidentin erwartet. Die Ergebnisse müssten verständlich und eindeutig formuliert sein, um wenig oder keinen Raum für Interpretationen zu geben. „Denn die Vorstellung dieses hydrogeologischen Gutachtens ist wesentlich für den Weiterbau der A98“, sagte Albers.
- Gutachten und Folgen: Der langjährige kommunalpolitische Praktiker Albers, hatte hier gespürt, wo der Hase im Pfeffer liegt. So machte er auf die politischen Auswirkungen aufmerksam, die das Ergebnis möglicherweise haben wird. „Wenn es im Abschnitt A98.6 auf die südliche Variante hinausläuft, weil die am wenigstens in die Grundwasserströme eingreift, dürfte das der Stadt Bad Säckingen gar nicht gefallen.“ Albers hatte hier einen Umstand erkannt, den Trapp in seinen Erklärungen zu den Bohrungen nur kurz gestreift hatte. Dazu im Folgenden die Zwischenergebnisse.
- Zwischenergebnisse: Warum könnte das Gutachten zum Schluss kommen, dass im Bereich Bad Säckingen die südlichste Variante aus hydrogeologischer Sicht am besten geeignet ist? Laut Trapp werde die stärker mineralisierte Fridolinsquelle zu 90 Prozent von sehr tiefen Grundwasserströmen aus der Schweiz gespeist. Hier sei kaum von einer Störung durch die Autobahn auszugehen. Die weniger mineralisierte Badquelle und die Margarethenquelle werde zu 70, respektive zu über 90 Prozent von näher an der Oberfläche liegenden Wasserströmen aus dem Norden gespeist. Schädliche Störungen durch die Autobahn seien hier umso wahrscheinlicher, je tiefer die Trassenvarianten in den Boden versenkt werden. Welche Varianten liegen tiefer? Im Klartext bedeutet es: Die nördlichen Bad Säckinger Varianten kämen sehr tief, bis 40 Meter unter der Oberfläche, so Trapp, die südlichste Trasse dagegen käme im Bereich des Heilquellenschutzgebietes wohl ohne so eine tiefliegende Trassenführung aus.
- Bohrungen: Zur Untersuchung der Heilwasserströme hat das Regierungspräsidium 16 Bohrungen in Auftrag gegeben. Sie reichen in eine Tiefe von 40 bis 200 Metern. Die Bohrungen, die eine Spezialfirma durchführt, liegen entlang der verschiedenen Plantrassen der A98 bei Bad Säckingen. Die südlichste Variante liegt südlich des Bergsees und wird von der Stadt wegen der Nähe zum Kurgebiet abgelehnt. Daneben gibt es weitere Trassen, die nördlich des Bergsees liegen. Die Bohrungen, einschließlich der anschließenden einjährigen Untersuchung, kosten laut Trapp 850.000 Euro.
- Warum ist der Abschnitt 98.6 so wichtig? Wenn Abschnitt 6 von Schwörstadt bis Murg nicht im Wesentlichen feststeht, wird auch der Abschnitt 98.5 von Karsau bis Schwörstadt nicht gebaut. Denn er würde sonst oberhalb von Schwörstadt irgendwo im Gelände enden – "nicht verkehrswirksam" nennt es der Fachmann, also eine Straße, auf der keiner fährt, weil sie im Nirgendwo endet. Damit es mit Karsau-Schwörstadt weitergeht, fordert der Kreistagsausschuss nun eben eine zügige Linienführung bei Wehr-Bad Säckingen. Michael Thater, auch Bürgermeister der Stadt Wehr, drückte es so aus: "Man muss beide Abschnitte gemeinsam denken."