Mittlerweile haben die Bürger nahezu aller Alt-Landkreise die Möglichkeit, sich das einstige Kennzeichen aufs Auto zu schrauben. Über 315 Alt-Kennzeichen wurden seit der Kennzeichen-Liberalisierung 2012 bundesweit wieder eingeführt. Dies ist ein Grund, warum nun Bad Säckingens Bürgermeister Alexander Guhl gute Chancen für einen zweiten SÄK-Anlauf sieht. Am kommenden Montag soll das Thema im Gemeinderat behandelt werden. Stimmen die Räte dafür, will Bürgermeister Guhl einen entsprechenden Antrag an den Landkreis stellen. Denn der Kreistag muss zustimmen.
Das Kennzeichen des Alt-Landkreises Bad Säckingen wieder einzuführen, sei eine identitätsstiftende Maßnahme, so Alexander Guhl im Gespräch mit dem SÜDKURIER. „Das SÄK zeigt die Verbundenheit zu der Stadt, in der ich lebe“, sagt der Bürgermeister. Die Besitzer eines SÄK würden damit ihren Stolz zeigen, Bürger der Stadt zu sein. Immer wieder sei er von Bürgern angesprochen worden, die sich das Alt-Kennzeichen wünschen. Außerdem erhöhe es den Bekanntheitsgrad der Trompeterstadt, wenn viele mit dem Kennzeichen unterwegs seien. Es sei somit auch ein Marketinginstrument für die Kur- und Bäderstadt. Zudem bestätige eine Studie des Automobilclubs ADAC, dass ein Kennzeichen als Werbemittel dient. Neben diesen emotionalen Aspekten, zähle für ihn vor allem, dass mittlerweile nahezu alle Alt-Landkreise ihr früheres Kennzeichen bekommen haben. „Ich kann nicht nachvollziehen, warum es dann ausgerechnet Bad Säckingen nicht bekommen soll“, sagt Guhl.
Schon lange setzt sich das Stadtoberhaupt für das Alt-Kennzeichen ein. Denn der Gemeinderat war bereits früh von der Idee angetan. Schon am 7. November 2011 entschied das Gremium, sich den Bemühungen um die Kennzeichen-Liberalisierung anzuschließen. Am 9. Oktober 2012 wurde der ehemalige Landrat Tilman Bollacher um Unterstützung für die Wiedereinführung des SÄK gebeten. Der Kreistag entschied jedoch am 14. November 2012 gegen den Bad Säckinger Antrag. „Ein Landkreis – ein Kennzeichen“ war damals die Argumentation von Bollacher – also kein SÄK. Auch wenn die Entscheidung damals gegen den Wunsch von Bad Säckingen ausfiel, sieht Guhl heute gute Chancen, dass der aktuelle Kreistag anders entscheidet: „Das Gremium hat eine ganz andere Zusammensetzung als 2012, und damals waren noch deutlich weniger Alt-Kennzeichen zugelassen als heute“, so Guhl.
Auch wenn es zuerst eine Ablehnung gab, könne man diese Entscheidung heute wieder ändern. Auch in seiner Heimatstadt Horb am Neckar stimmte der Landkreis Freudenstadt erst gegen das HOR und später dann doch dafür. Das Stadtoberhaupt betont, dass mit der Einführung keinerlei Kosten für den Landkreis entstehen, und das Kennzeichen sei auch keine Pflicht, nur ein Recht. Um sein Ziel zu erreichen, habe er bereits die Fraktionsvorsitzenden des Kreistags angeschrieben und war auch schon mehrmals mit dem Landrat in Kontakt. Doch im ersten Schritt entscheidet am Montag der Gemeinderat. Und dieser ist laut Guhl dem SÄK gegenüber positiv gestimmt.
Ob das Alt-Kennzeichen den Landkreis teile? Das glaubt Guhl nicht: „Ich glaube eher, dass es den Kreis zusammenführt, wenn der Kreistag kein Problem hat, die Rechte einzuräumen, die es nun gibt.“ Das Gespräch beendet er mit emotionalen Sätzen: „Dass man seine Heimat gut findet, muss erlaubt sein“, sagt er. „Warum sollte man einem nicht eine Freude machen, wenn‘s nicht mal etwas kostet?,“ stellt Guhl die rhetorische Frage. „Ich wäre jedenfalls glücklich, wenn ich mir bald an mein Auto ein SÄK schrauben könnte.“
„Ich sehe noch wesentlich bessere Marketingargumente“
Sollte der Gemeinderat der Stadt Bad Säckingen am Montag positiv über die Einführung des SÄK abstimmen, werde die Stadt einen formalen Antrag beim Landkreis stellen. Wir fragten im Vorfeld, was Landrat Martin Kistler davon hält.
Herr Kistler, wie stehen Sie zur Wiedereinführung des SÄK-Kennzeichen?
Grundsätzlich habe ich Verständnis für das Anliegen, dass einige Bürgerinnen und Bürger das alte Kennzeichen zurückhaben wollen. Aber ich möchte auch darauf hinweisen, dass der Kreistag Ende 2012 mit großer Mehrheit beschlossen hat, dass dieses Kennzeichen nicht eingeführt werden soll. Diese Entscheidung gilt.
Verstehen Sie ein solches Kennzeichen als bedeutendes Marketinginstrument für die einzige Kur- und Bäderstadt im Landkreis?
Das Argument ist nachvollziehbar, aber ich sehe noch wesentlich bessere Marketingargumente, vor allem nämlich die Infrastruktur, die lange Tradition als Bäderstadt, die Lage, die Kultur – da hat Bad Säckingen doch gewichtige Argumente.
Oder sehen Sie es so: ein Landkreis = ein Kennzeichen. Haben Sie Angst, dass sich die Bevölkerung durch ein solches Kennzeichen auseinander dividieren könnte?
Nein, davor habe ich keine Angst. Das kann man machen oder auch nicht. Für beides gibt es Argumente. Letztlich haben wir aber wichtigere Themen. Prinzipiell betone ich lieber das Verbindende als das Trennende. Der Zerfall in kleine Einheiten ist meines Erachtens der falsche Weg in der heutigen Zeit mit ihren vielfältigen Herausforderungen. Wir sollten als Landkreis nach außen und innen – und damit meine ich gegenüber den anderen Landkreisen, dem Bund, Land oder der Schweiz besser unter einer starken „Marke“ als „Landkreis Waldshut“ auftreten als dass wir in viele kleine Einzelinteressen zerfallen. Das Kennzeichen darf dabei keine Rolle spielen. (vwe)