Während bei der Typisierungsaktion in Wallbach am 27. Juli dringend ein Stammzellspender für Rebecca Kranich gesucht wurde, spendete ein Wallbacher kurz zuvor in Tübingen Stammzellen: Dirk Jehle spricht über sein Erlebnis als Spender und will damit die Suche nach einem Spender für die junge Mutter Rebecca Kranich unterstützen.

Wie es begann

„Ich habe mich schon im vergangenen Jahr bei der Typisierungsaktion für Julia in Niederwihl als Stammzellspender registrieren lassen“, sagt Dirk Jehle Bereits zwei oder drei Monate später meldete sich die DKMS bei ihm mit der Nachricht, dass er in der engeren Auswahl als geeigneter Spender für einen Leukämiepatienten wäre. Der zweifache Familienvater erinnert sich: „Der Hausarzt hat dann nochmal Blut abgenommen und es bestätigte sich, dass ich geeignet bin.“

Die genetischen Merkmale müssen bei Patient und Spender nahezu 100-prozentig übereinstimmen, damit eine Stammzelltransplantation erfolgreich sein kann. „Es ist ein großes Glück, wenn du jemandem helfen kannst“, sagt der 38-Jährige. Ob er Angst gehabt habe, vor dem was folgte? „Nein, ich war nur neugierig. Außerdem wurde ich die ganze Zeit über betreut, mit Informationen versorgt und mein Gesundheitszustand genau überwacht.“

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Bei Dirk Jehle wurde das Entnahmeverfahren der Stammzellen angewandt, das in 80 Prozent der Spendenfälle zum Einsatz kommt: Bei der so genannten peripheren Stammzellentnahme werden die Stammzellen aus dem Blut des Spenders gefiltert.

Über die Stammzellspende

„Anfang Juli wurde ich in Tübingen einen halben Tag lang komplett durchgecheckt“, sagt Dirk Jehle. Neben weiteren Untersuchungen, wie beispielsweise der Bestimmung der Blutwerte und einem EKG wurde ein Ultraschall aller Organe gemacht, um den Gesundheitszustand des möglichen Spenders zu überprüfen. Nachdem alles in Ordnung war, wurden bereits die Termine zur Spende ausgemacht.

„Vier Tage vor dem Termin musste ich mir ein Medikament spritzen, damit mein Körper vermehrt Stammzellen bildet“, sagt Jehle. Dabei handelte es sich um das Wachstumshormon G-CSF. „Mit wurde gesagt, dass grippeähnliche Symptome und vor allem Gliederschmerzen auftreten können. Aber davon bin ich weitestgehend verschont geblieben“, sagt Jehle. Einmal habe er eine Schmerztablette genommen, die er bereits im Vorfeld ausgehändigt bekommen habe. „Das war es dann aber auch.“

Die Spende

Am Mittwoch, 24. Juli, war dann der Entnahmetermin der Stammzellen in der Uniklinik Tübingen. „Wir waren drei Stammzellspender in einem Raum“, erinnert sich Jehle. „Nachdem wir an die Maschinen angeschlossen waren, die die Stammzellen aus dem Blut filterten, hieß es nur noch warten.“ Maximal fünf Stunden dauert eine solche Entnahmesitzung, die am ehesten vergleichbar ist mit einer Blutwäsche (Dialyse).

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Dirk Jehle erläutert: „Wenn genug Stammzellen gewonnen wurden, ist man fertig, ansonsten gibt es am nächsten Tag nochmal eine Entnahme. Das war bei mir aber nicht nötig.“ Wie es sich anfühlt an eine solche Maschine angeschlossen zu sein? „Eigentlich war es gar kein besonderes Gefühl“, sagt Jehle. Er ergänzt: „Vielleicht ist es so ähnlich wie eine Blutspende? Auf jeden Fall ging es mir die ganze Zeit sehr gut.“

Während der Stammzellspende wurden die Spender intensiv betreut. Der Beutel mit den gewonnenen Stammzellen sei direkt mitgenommen worden, damit sie für die Transplantation aufbereitet werden konnten, sagt Jehle.

Von seinem Arbeitsplatz war Dirk Jehle für diese Zeit freigestellt. „Die DKMS übernimmt alle Kosten, die dem Spender entstehen würden und zahlt – sofern die Firma das nicht als Spende selbst übernimmt – auch den Lohnausfall, der einem entsteht“, erklärt Jehle. Auch für Hotelübernachtung, Fahrtkosten und Verpflegung kam die DKMS auf.

Nach der Entnahme der Stammzellen

Am Freitag, 26. Juli, einen Tag nach der Spende, war Dirk Jehle wieder im Büro. „Man hat gemerkt, dass sich die Kollegen wunderten, dass ich schon wieder da bin. Aber mir ging es wirklich gut.“

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In 20 Prozent der Fälle reicht eine Entnahme der Stammzellen aus dem Blut nicht aus. Dann wird unter Vollnarkose Knochenmark aus dem Beckenkamm des Spenders entnommen. „Das ist etwas zeitintensiver, da man ein paar Tage stationär im Krankenhaus bleiben muss, aber auch das hätte ich gemacht. Selbstverständlich.“, sagt Jehle.

Wie es jetzt weiter geht

„Ich kann mich jetzt bei der DKMS erkundigen, in welches Land meine Spende ging und wie alt der Empfänger ungefähr ist“, sagt Dirk Jehle. Für alle anderen Informationen gibt es eine Sperrfrist von zwei Jahren.

Nach dem Ausfüllen einer Einverständniserklärung wird beim Spender ein Wangenschleimhautabstrich mittels Wattestäbchen durchgeführt.
Nach dem Ausfüllen einer Einverständniserklärung wird beim Spender ein Wangenschleimhautabstrich mittels Wattestäbchen durchgeführt. | Bild: DKMS

Erst dann kann ein Kontakt zwischen Spender und Empfänger entstehen – aber auch nur, wenn beide es möchten. „Ich habe angegeben, dass ich Kontakt haben möchte“, sagt Dirk Jehle. Er ergänzt: „Nicht, weil ich Dankbarkeit erwarte. Nein, weil ich wissen möchte, wie der Fall ausgegangen ist und wie es dem Patienten nun geht.“

Der Wallbacher wünscht sich, dass auch Rebecca Kranich bald die erlösende Nachricht bekommt, dass ein passender Stammzellspender gefunden ist. Darum appelliert Dirk Jehle an die Menschen in der Region: „Ich möchte jeden ermutigen, sich auch als Stammzellspender registrieren zu lassen. Eine Stammzellspende tut wirklich nicht weh und es ist ein tolles Gefühl, helfen zu können und jemand anderem vielleicht sogar das Überleben zu ermöglichen.“