Für Rebecca Kranich, die aktuell gegen den Krebs kämpft und eine Stammzellspende braucht, ist es eine Zeit des bangen Wartens und Hoffens. Eine Situation, die auch Julia durchlebt hat. Auf die Nennung ihres Nachnamens bittet die junge Frau aus Laufenburg zu verzichten. Dennoch es ist ihr wichtig, einen Einblick zu geben, was es bedeutet, auf einen Spender zu warten und dabei dem Tod praktisch ins Gesicht zu sehen. Denn Rebecca Kranich ist in einer vergleichbaren Situation, wie Julia selbst es 2018 war.
Die Diagnose Blutkrebs traf die heute 30-jährige Julia im Frühjahr 2018 aus heiterem Himmel: „Ich hatte geheiratet, wir hatten ein Haus gebaut und hatten ein Lebensziel, aber mit der Krankheit Leukämie änderte sich alles.“ Schnell stand fest: Ihre einzige Chance war eine Knochenmarkspende. Und es gab zunächst keinen geeigneten Spender. „Das war eine furchtbare Situation. Dir ist bewusst: Wenn sich niemand findet, dann wirst du sterben“, erinnert sich Julia.
Jede Infektion kann tödlich sein
Julia war zeitweise in Quarantäne: „Nach einer Chemotherapie ist das Immunsystem praktisch zerstört. Das heißt, dass jede Infektion zum Tod führen kann.“ Sie ergänzt: „Auch wenn ich Rebecca nicht persönlich kenne, so kann ich kann in gut nachempfinden, was sie jetzt fühlen muss.“
Sterile Krankenhausumgebung, Mundschutz, Kittel für die Besucher, höchste Vorsicht mit jeglichen Kontakten. Julia wird nachdenklich: „Obwohl: Was Rebecca durchmacht, muss noch schlimmer sein als das, was ich erlebt habe. Sie darf sie ihr Kind nicht sehen und bangt auch um dessen Zukunft.“
Familie und Freunde, sowie der Musikverein Oberwihl und der Fußballverein Eintracht Wihl, organisierten im Juli 2018 eine Typisierungsaktion unter dem Motto „Julia sucht Helden“ in Niederwihl.
Mehr als 1000 Menschen kamen und ließen sich registrieren. „Ich bin jedem einzelnen unendlich dankbar“, betont Julia. Kurz darauf dann endlich die erlösende Nachricht: Es war ein passender Spender gefunden worden.
Immer wieder gab es Rückschläge
Doch bis zur Transplantation dauerte es. „Es gab immer wieder Rückschläge. Mehrere Chemotherapien hatte sie hinter sich, als im Oktober der Termin feststand. Der Spender – von dem Julia nur weiß, dass es ein Mann mit Blutgruppe A und Rhesusfaktor positiv ist – hielt sich bereit.
„Aber dann kam der Schock: Ich war nicht krebsfrei, die Transplantation konnte nicht stattfinden.“ Eine weitere Chemotherapie, hochdosiert, folgte. Nach einer Blutzellenspende ihrer Mutter und ihres Bruders konnte im Februar 2019 die Transplantation erfolgen.
Zurück ins Leben
„Seither geht es stetig bergauf“, sagt die 30-Jährige. Ob es Momente gab, in denen sie keine Hoffnung mehr hatte? Julia überlegt kurz. „Ich bin ein sehr positiv eingestellter Mensch, versuche immer nach vorne zu sehen. Tatsächlich gab es aber einige wenige Tage, an denen es mir sehr schlecht ging. Vor allem an solchen, an denen Diagnosen gestellt wurden, die den Behandlungsplan durcheinander brachten. Die Quarantänephasen waren auch schwierig.“
Mittlerweile gilt Julia als krebsfrei. „100 Tage nach der Transplantation konnten keine Krebszellen mehr nachgewiesen werden“, erklärt sie. Die Blutkontrolle alle drei Wochen und spezielle Medikamente werden sie noch eine Weile begleiten. Sie sagt: „Noch heute spüre ich die Nachwirkungen der Therapie. Aber es geht mir von Tag zu Tag besser. Bis in zwei Wochen werde ich wieder anfangen zu arbeiten und mit der Wiedereingliederung beginnen.“ Vor einem Jahr noch unvorstellbar.
Julias Apell an die Menschlichkeit
Dass Rebecca Kranich bereits Mutter ist, davor hat Julia großen Respekt: „Als ich von ihrem Schicksal erfuhr, bekam ich Gänsehaut. Das Wichtigste überhaupt sind die Familie und die engsten Freunde. Ohne sie hätte ich es nicht geschafft.“
Julia zögert nicht, als sie sagt: „Ich wünsche Rebecca Kranich von ganzem Herzen, dass auch sie so viel Glück hat wie ich. Dass sie Menschen um sich hat, die ihr Kraft geben. Und ich möchte alle bitten, sich als Spender bei der DKMS registrieren zu lassen. Für Rebecca. Damit auch sie die Chance auf eine Zukunft bekommt.“