Michael Gottstein

Am Bergsee sind Wissenschaftler zurzeit dabei, mit einer Bohrplattform Sedimentproben aus dem Grund zu entnehmen. Dabei werden sie in bislang nicht erreichte Tiefen vorstoßen. Aus den Untersuchungen der Bohrkerne erhoffen sie sich Erkenntnisse über die Klimageschichte sowie den Einfluss des Klimas auf das Ökosystem – und nicht zuletzt über das Alter des Bergsees.

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Nach Angaben des Bad Säckinger Umweltbeauftragten Ralf Däubler wurden in den 1990er Jahren bereits Bohrungen bis zu einer Tiefe von 21 Metern vorgenommen. Bei erneuten Untersuchungen 2013 erreichte man eine Tiefe von 28 Metern und konnte die Geschichte des Sees in den vergangenen 50.000 Jahren dokumentieren. Die aktuelle Bohrung soll bis zu dem aus Felsgestein bestehenden Grund des Sees reichen.

Weshalb die neue Technik in derartige Tiefen vorzudringen vermag, erläuterte Lucas Kämpf von der Technischen Universität Dresden: Es handle sich streng genommen nicht um eine Bohrung, vielmehr werde ein zweischaliges Rohr in den Grund des Sees gehämmert. Bei dem neuen Verfahren gewährleiste ein hydraulischer Hammer im Bohrloch selbst (und nicht mehr außerhalb desselben) den Vortrieb, so dass der Kraftverlust geringer sei. Beim Vortrieb der jeweils zwei Meter langen Rohrstücke in den Seegrund entstünden im Übergangsbereich Verluste, sodass zwei um einen Meter versetzte Bohrungen vorgenommen werden, um durch die Zusammenschau beider Bohrkerne eine lückenlose Abfolge der Sedimentschichten zu erhalten.

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Unter der Leitung von Damien Rius von der Universität Besançon und dem CNRS (Centre national de la recherche scientifique) haben fünf Fachleute am Freitag mit dem Aufbau und der Befestigung der Plattform begonnen; die Bohrungen werden bis Ende nächster Woche dauern. Die Bohrkerne werden in Besançon verwahrt und für Untersuchungen zur Verfügung gestellt.

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Die Kosten für die Bohrungen betragen 20.000 bis 30.000 Euro und werden durch das CNRS und Climcor, die französische Plattform für wissenschaftliches Bohren, finanziert. „Wir rekonstruieren damit die Klimageschichte und untersuchen die Antwort des Ökosystems auf den Klimawandel“, erklärte Damien Rius. Dafür sind physikalische, chemische und biologische Analysen vorgesehen, etwa der Lipide und Zuckerverbindungen sowie der Pollen, wofür Lucia Wick zuständig ist: „Die Besonderheit des Bergsees ist, dass er von der letzten Eiszeit nicht berührt wurde, denn die Schwarzwaldgletscher und der Rheingletscher drangen nicht bis zum Bergsee vor; wir haben in Gestalt des Bergsees somit ein etwa 130.000 Jahre altes, ununterbrochenes Archiv der Naturgeschichte“, so Wick.