Bad Säckingen soll sich weiterentwickeln. Doch wie? Das ist die Frage, auf die sich die Bad Säckinger am Mittwoch in der Bürgerversammlung eine Antwort erhofften. Doch die Stadt blieb sie schuldig. Die Vertreter der beauftragten Beratungsbüros, Frank Leichsenring und Berit Oetinger, stellten zwar in aller Ausführlichkeit den Prozessweg des geplanten Stadtentwicklungskonzeptes vor. Doch der Großteil der rund 200 Bürger interessierte sich mehr für Konkreteres, was Christoph Schneider aus Harpolingen unter dem Applaus der Anwesenden auch zum Ausdruck brachte.

Mehr als nur ein Konzept

Der SÜDKURIER hat deshalb im Nachgang zur Bürgerversammlung nochmals bei der Stadtverwaltung nachgehakt. Bürgermeister Guhl sagte auf unsere Anfrage, es sei zunächst darum gegangen, Sinn und Zweck des Stadtentwicklungskonzeptes vorzustellen. Allerdings räumte er ein: „Wir hätten die Bürger wohl doch mit den Vorstellungen der Stadtverwaltung vertraut machen sollen. Aber hinterher ist man immer klüger.“ Der SÜDKURIER holt das hiermit nach. Bürgermeister und Amtsleiter Peter Weiß beschreiben die wichtigsten Grundzüge.

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  • Das Sanierungsgebiet: Die Stadt möchte – grob gesagt – mit dem Bahnhofareal in das Städtebauförderprogramm, bei dem es 60 Prozent staatliche Förderung gibt. Bedingung, um in dieses Landesprogramm zu kommen, ist ein Stadtentwicklungskonzept. Das werden die beiden Beratungsbüros im Laufe des kommenden Jahres gemeinsam mit Bürgergruppen aufstellen. Die genaue Abgrenzung des Sanierungsgebietes wird sich erst im Laufe des Prozesses herausbilden. Eine grobe Vorstellung existiert jedoch bereits, wie die Linienführung im großen Luftbild zeigt. In diesem Gebiet gebe es mehrere Sanierungsziele, die vorstellbar seien, sagte Peter Weiß. In Stein gemeiselt sei noch nichts.
Bild 1: Hier wird sich Bad Säckingen in den nächsten Jahren verändern
Bild: Reinhardt, Lukas
  • Der Busbahnhof: Dies ist laut Weiß und Guhl einer der Hauptpunkte. Die Verlegung des Platzes auf die Nordseite der Gleise sei seit Jahren im Gespräch. Die Verlegung wurde schon bei Planungen in früheren Jahren mit Kosten von vier Millionen Euro veranschlagt. Die Planung sieht so aus: Der Busbahnhof kommt nördlich der Bahngleise entlang der Güterstraße zwischen Bergseestraße und Netto-Parkplatz. Die dort vorhandenen Parkplätze (nicht Netto-Plätze) fallen weg, Ersatz gibt es beim jetzigen Standort des Busbahnhofes. Dort sei zum Beispiel auch eine kombinierte Parkdeck-Wohnbebauung vorstellbar. "Alles diskutierbar im Zuge des Stadtentwicklungskonzeptes“, sagte Weiß.
Eine Ära endet: Das Marienhaus, die Keimzelle der Bad Säckinger Kur, wird auf den geplanten Gesundheitscampus ziehen.
Eine Ära endet: Das Marienhaus, die Keimzelle der Bad Säckinger Kur, wird auf den geplanten Gesundheitscampus ziehen. | Bild: Reinhardt, Lukas
  • Marienhaus: Hier könnten sich im Rahmen der Realisierung des Gesundheitscampus Veränderungen ergeben. Bürgermeister Guhl sagte, er werde als Vorsitzender des St. Vincentiusvereins für eine Verlegung des Marienhauses hinauf zum Campus plädieren. Gestern fügte er noch hinzu: „Wir müssen die Heimbauverordnung berücksichtigen.“ Denn die Übergangsfrist für die Verpflichtung auf Einzelzimmer in Seniorenheimen läuft im kommenden Jahr ab. Das heißt: Das Marienhaus muss entweder grundlegend umgebaut werden oder in einen Neubau – und der sollte nach Vorstellung des Bürgermeisters am besten auf den Campus.
Bild 3: Hier wird sich Bad Säckingen in den nächsten Jahren verändern
Bild: Reinhardt, Lukas
  • Die Fußgängerunterführung: „Das ist ja alles andere als einladend“, sagte eine Bürgerin in der Versammlung. Guhl gab ihr unumwunden recht. Auch er hält die Unterführung nach Jahrzehnten für sanierungsbedürftig. Aber sie stehe halt im Eigentum der Bahn. Der städtische Bauhof würde die Unterführung sogar reinigen, damit es nicht noch schlimmer aussehe. Eine grundlegende Sanierung der
    Unterführung könne nur die DB vornehmen, so Guhl, seine Hoffnung diesbezüglich schien freilich nicht sehr hoch.
Bildunterschrift
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  • NKD-Gebäude: Dieses Gebäude steht in der Häuserreihe mit dem repräsentativen Ärztehaus am Kopfende bei der Waldshuter Straße. Eigentümer ist die Familie Beck, die schon im Zuge der Arkaden-Erweiterung mit H&M sowie Intersport auch weiteres Engagement auf der anderen Straßenseite ankündigte.
Bild 5: Hier wird sich Bad Säckingen in den nächsten Jahren verändern
Bild: Reinhardt, Lukas
  • Der Bahnhofsgarten: Auch der kleine Park vor dem Bahnhofsgebäude gehört der Deutschen Bahn, die Stadt habe allerdings ein vertragliches Nutzungsrecht, berichtete Peter Weiß. Damit sei auch hier eine Neugestaltung möglich, über die in bei einer Bürgerbeteiligung Ideen gesammelt werden können.
  • Die Stadtsanierung: Das so angedachte Projekt wird nach Schätzungen einen finanziellen Rahmen von über zehn Millionen Euro haben. Öffentliche Sanierungsprojekte werden mit 60 Prozent bezuschusst, private haben erhöhte Abschreibungsmöglichkeiten. Die Dauer des Sanierungsprogrammes wird acht bis zehn Jahre sein. Voraussetzung für eine staatliche Förderung ist das Stadtsanierungskonzept, das jetzt starten soll. Dieses soll jedoch über das reine Sanierungsgebiet hinausgehen, und die städtische Entwicklung bis 2035 auch in anderen Bereich zusammen mit einem Leitbild definieren. Bürgermeister Guhl ermutigte die Bürger, an dem Prozess teilzunehmen. „Nutzen sie die Chancen, die Stadt mitzugestalten.“
  • Wann geht es los? Grünen Stadträtin Ruth Cremer-Ricken warnte in der Bürgerversammlung, die Stadt dürfe sich angesichts des großen Projektes Gesundheitscampus jetzt nicht mit weiteren Großprojekten verzetteln. Stefan Malzacher, Bürger aus Harpolingen, hielt dagegen. Er ist der Meinung, dass das Thema Stadtentwicklung jetzt angegangen werden müssten. Bürgermeister Guhl drängt aus zwei Gründen zur Eile: Einmal seien die Förderaussichten derzeit glänzend. Das habe das Regierungspräsidium signalisiert. Zum anderen sei die Frage einer Veränderung des Altenpflegeheimes Marienhauses am Besten im Zuge einer Stadtsanierung zu beantworten.