Die historische Altstadt Bad Säckingens zählt zu den beliebten Postkartenmotiven im Süd-Westen Deutschlands. Doch hinter der Fassade ist sie ein energetisches Sorgenkind.

Die Stadt Bad Säckingen, die bereits seit Jahren den Gedanken des Klimaschutzes konsequent verfolgt, möchte das ändern. Mit einem Quartierskonzept, das vor einem Jahr in Auftrag gegeben wurde und von zwei Energieagenturen aus Lörrach und Freiburg erarbeitet wurde, soll die energetische Sanierung und Optimierung der Altstadt vorangetrieben werden.

Dieses Konzept mit dem entsprechenden Maßnahmenkatalog wurde nun am Montag im Gemeinderat präsentiert. Hier ein Überblick:

Was ist das Ziel des Konzepts?

Etwa 180 Gebäude befinden sich in dem in Augenschein genommene Altstadtquartier, das sich vom Au-Friedhof im Süden bis zur Rheinbadstraße im Norden und der Schützenstraße im Westen erstreckt. Laut den Planern des Konzeptes liegt der Energieverbrauch in diesem Gebiet bei rund 10 900 Megawattstunden, der Ausstoß an Emissionen bei etwa 3200 Tonnen CO2 – jährlich.

"Ziel ist es, in diesem Gebiet den Energieverbrauch um bis zu 50 Prozent und die Treibhausgase um bis zu 63 Prozent zu reduzieren", erklärte Kai Hilbert von der beratenden Energieagentur Landkreis Lörrach dem Gemeinderat. Je nachdem, wie konsequent eine Sanierung betrieben werde, sei dieses Maximalziel möglich.

Bild 1: Klimaschutz trifft auf Denkmalschutz: Wie die Bad Säckinger Altstadt saniert werden soll und welche Probleme das mit sich bringt
Bild: Schönlein, Ute

Wie soll das Ziel erreicht werden?

Der Maßnahmenkatalog der zwei Energieagenturen beläuft sich auf insgesamt 14 Punkte. Die drei zentralen Schritte sind die energetische Sanierung der Bestandsgebäude, der Ausbau der CO2-armen Fernwärme in der Altstadt unter dem Dach der Stadtwerke und der Bau einer Photovoltaik-Gemeinschaftsanlage mit dem Namen "Alstadt-Sonne".

Doch Altstadtsatzung in Bad Säckingen verbietet es Gebäudeeigentümern, derartige Anlagen auf ihren Dächern zu installieren. Als Lösung sehen die Planer deshalb eine Bürgerbeteiligung an Photovoltaik-Gemeinschaftsanlagen außerhalb des betroffenen Gebietes vor.

"Wichtig ist außerdem ein Sanierungsmanagement, das als Bindeglied zwischen der Verwaltung und den Bürgern dient", erklärte Julia Deutsch von der Energieagentur Regio Freiburg. Dieses Management hätte die Aufgabe, die Kommune und die Bürger bei der Umsetzung der Maßnahmen zu beraten und staatliche Fördermittel auszuschöpfen. "Dadurch hoffen wir, dass Hindernisse und Hemmnisse aus dem Weg geschafft werden", so Deutsch.

Was bedeutet das Konzept für die Bürger?

Verpflichtet zur Sanierung sind die Gebäudeeigentümer im betroffenen Altstadtquartier nicht. Das betont Margit Ulrich, Leiterin des technischen Bauamtes der Stadt Bad Säckingen: "Dieses Konzept ist eine Art Handreichung, die den Bürgern die Möglichkeiten einer energetischen Sanierung aufzeigen soll", sagt sie.

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Denn bei Altbauten sei eine solche Sanierung besonders schwierig. "Alle Maßnahmen müssen hier mit dem Amt für Denkmalschutz abgestimmt werden", erklärt Ulrich. Und auch die Altstadtsatzung in Bad Säckingen verbietet es Gebäudeeigentümern, Photovoltaik-Anlagenb auf ihren Dächern zu installieren.

Das auch mit Hilfe der Bürger erarbeitete Konzept soll deshalb auch eine ermutigende Wirkung auf die Eigentümer haben: Es soll zeigen, dass diese bei diesem Schritt nicht alleine sind. Um die Bürger für die Thematik der energetischen Sanierung und Optimierung weiter zu sensibilisieren, wurde außerdem eine Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen, die die im Januar des kommenden Jahres beginnt.

Wo gibt es Kritik an dem Konzept?

Im Gemeinderat gab es bei der Vorstellung des Quartiers Konzepts auch Kritik: "Es klingt immer alles ganz toll, aber die Umsetzung halte ich für schwierig", bemängelte CDU-Stadtrat Clemens Pfeiffer. So lohne sich eine Fernwärmeversorgung, wie sie das Konzept vorsieht, seines Wissens nach nur, wenn am Ende große Straßenzüge daran angeschlossen würden. Doch ob genug Bürger das wollten, sei fraglich, so Pfeiffer.

In dieser Diskussion brachte SPD-Stadtrat Frank van Veen deshalb einen Anschlussnutzungszwang im Gespräch, wie es ihn bereits in Rippolingen gibt: "Wenn wir es ernst meinen mit dem Klimaschutz, dann wäre das kein Zwangsbeschluss, sondern eine umweltpolitische Entscheidung", so van Veen. Franz Storz von den Grünen entgegnete jedoch: "Wir sollten versuchen mit den Leuten zu reden, und nicht gleich die Keule auspacken." Und auch der CDU-Fraktionsvorsitzende betonte angesichts der Diskussion: "Die Stimmen der CDU würden gegen einen solchen Zwang stehen."

Franz-Martin Sauer, Ortsvorsteher von Harpolingen, griff ein anderes Problem auf: Er warf ein, dass die Sanierung alleine nicht die Lösung für das Klimaproblem sei, sondern die Grundhaltung der Menschen sich ändern müsse: "Es nützt alles nichts, wenn die Häuser mit doppelt verglasten Fensterscheiben ausgestattet sind, die dann wiederum den ganzen Tag gekippt bleiben."

Und auch die Grünen-Stadträtin Ruth Cremer-Ricken bemängelte: "Ich hätte mich gefreut, wenn sie das Konzept etwas mehr auf unsere Kommune runtergebrochen hätten."