Durch weitsichtige Städte- und Verkehrsplanung vollzieht sich in Säckingen in den 70er Jahren ein Wandel, von dem die Stadt bis heute profitiert. Der Bau der neuen Rheinbrücke, die Altstadtsanierung und die drei Straßenunterführungen (zwischen Esso-Tankstelle und Kreisverkehr, zwischen McDonald’s und Kreisverkehr und die Trompeterunterführung an der Baslerstraße) spielen dabei eine wesentliche Rolle.

Ein besonders neuralgischer Punkt ist der bis 1982 existierende Bahnübergang Baslerstraße/Schulhausstraße, auch „Häfeleeck“ genannt nach dem gleichnamigen Eisenwarengeschäft (heute Tedi). Der gesamte Verkehr aus Westen benutzt diesen Übergang in Richtung Innenstadt und der Schweiz. Im Kreuzungsbereich des Übergangs stießen fünf Ortsstraßen zusammen. In dieser Zeit ist das wohl einer der abenteuerlichsten Bahnübergange in ganz Südbaden. Diese Verkehrssituation erfordert die Beseitigung des schienengleichen Bahnübergangs.

Wenn in den 70er Jahren beispelsweise ein Bewohner von Wallbach in die Schweiz fahren will, ist dies seine Route: In Wallbach passiert er die Bahnlinie und biegt in die Bundesstraße (B 34) in Richtung Säckingen ein. Er fährt weiter bis zum Autohaus Mercedes und biegt dort ab in die Baslerstraße, überquert den Bahnübergang und fährt weiter bis zum heutigen Möbel Beck. Hier biegt er rechts ab in die Steinbrückstraße. Weiter geht es über den Münsterplatz und über die Holzbrücke nach Stein (CH). Zweimal muss er einen Bahnübergang überqueren, einmal in Wallbach und in der Baslerstraße.

Dieselbe Strecke legt er heute wie folgt zurück: Über den Zubringer Wallbach-Bad Säckingen führt seine Route südlich der Bahnstrecke bis zum Autohaus Gottstein. Dort biegt er rechts ab auf die Bundesstraße 518 bis zum Kreisverkehr. Über die neue Rheinbrücke erreicht er wenig später Stein, ohne die Bahn gekreuzt zu haben und ohne Verkehrsbelastung für die Innenstadt.
Der Schwerlastverkehr, der auf der Bundestraße aus Westen kommt, hat bereits am Stadtanfang bei McDonald’s die Möglichkeit, in Richtung Industriegebiet und Schweiz die Stadt ohne Bahnübergang zu umfahren. Für den Individualverkehr besteht die Alternative, bei der Esso-Tankstelle rechts abzubiegen. Beim Kreisverkehr ist es dann nicht mehr weit bis zur Innenstadt und in die Schweiz. Eine weitere Alternative für den Individualverkehr, um zur Innenstadt zu gelangen: Beim Scheffel-Gymnasium durch die Trompeterunterführung.
Die Altstadtsanierung und die Verbannung des Verkehrs vom Münsterplatz sind wichtige Voraussetzungen, dass die Kurgäste, Besucher und die Bewohner der Stadt sich in der Fußgängerzone abgasfrei bewegen können. Parks und Grünanlagen sind ein weiterer Wohlfühlfaktor. Holzbrücke und Schloss mit Schlosspark gewinnen ohne Verkehr an Attraktivität.
Die neue Rheinbrücke ist also der Schlüssel, der neue Verkehrswege eröffnet. Davon ist insbesondere das damalige Nadelöhr Bahnübergang Baslerstraße betroffen. Als Hauptzugang aus Richtung Westen in die Stadt ist es schon in den 70er Jahren dem immer größeren Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen. Nicht vorstellbar ist der Stau, der heute entstehen würde, wenn in der Hauptverkehrszeit sechs Züge pro Stunde den Bahnübergang überqueren und dieser pro Stunde so 30 Minuten nicht passierbar wäre.
Mit dem Bau der Trompeterunterführung unter der Bahn hindurch, ist es möglich, die Baslerstraße, mit Ausnahme der Anwohner, für den Durchgangsverkehr zu schließen. Erwähnenswert ist die mit der Schließung der Straße einhergehende Erleichterung für Führerscheinanwärter. So manche Führerscheinprüfungsfahrt endete in den 70er Jahren an diesem unübersichtlichen Kreuzungsbereich, an dem sich mehrere Straßen kreuzten.
Unterstützung
Dieser Artikel wurde unter der fachlichen Beratung von Michael Rohrer verfasst. Der Obersäckinger Architekt war von 1980 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2018 bei der Stadt Bad Säckingen beschäftigt, davon 25 Jahre als Stadtbaumeister. Seine Vorlieben gelten der Eisenbahn sowie der Fotografie.
Unsere Serie
In der großen SÜDKURIER-Sommerserie „Gedächtnis der Region“ blicken wir in unseren Lokalteilen zurück in die 70er Jahre und zeigen Ihnen anhand von Bildern und Geschichten, wie sich das Leben in unserer Region verändert hat. Alle Folgen der Serie lesen Sie hier.
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Stadtentwicklung in den 70er Jahren
- Die 70er Jahre sind in Säckingen für die Entwicklung der Stadt prägend. Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit und Stellenabbau gehen in den 70er Jahren auch an Säckingen nicht spurlos vorbei. Und so reagiert die Stadt: Um neue Arbeitsplätze zu schaffen und die Wirtschaft in Schwung zu bringen, entsteht unter Bürgermeister Günther Nufer das Kurgebiet, die Säckinger Altstadt wird saniert und die Trompeterunterführung gebaut. Säckingen erhält neben Industrie und Gewerbe mit dem Fremdenverkehrs- und Kurwesen ein weiteres Standbein.
- 1974 beginnt der Bau des neuen Kurzentrums auf der Schneckenhalde.
- 1977 werden die Gebäude fertiggestellt und weitere Klinik- und Fremdenverkehrsbetriebe folgen. Der erste Bereich der Altstadtsanierung umfasste den Kern der Altstadt und wird ebenfalls 1977 abgeschlossen. Im Bereich zwischen Gallusturm, Steinbrückstraße und Marienhaus entsteht mit dem Rheintalzentrum ein völlig neuer Stadtteil. 1977 wird auch mit dem Bau des neuen Kreiskrankenhauses begonnen.
- 1978 feierte man die 1100-Jahr-Feier und erhielt als Krönung der bisherigen Anstrengungen das Prädikat Bad verliehen.
- 1978 bis 1982 wird die Trompeterunterführung gebaut. Gesamtkosten: 7,1 Millionen Mark. Die Kosten werden je zu einem Drittel von der Bahn, der Stadt Bad Säckingen und dem Bund übernommen.
- 1979 wird die neue Fridolinsbrücke fertiggestellt. Der Autoverkehr verschwindet aus der Altstadt und der Bereich der Rheinbrückstraße wird zur Fußgängerzone.