Die Bürgermeisterwahl in Bad Säckingen mit all ihrer medialen Kakophonie war ein typisches Beispiel aktueller Facebook-Hysterie. Eigentlich war es eine an sich unspektakuläre Wahl, so wie es sie schon hundertfach gab. Ein Amtsinhaber, mit dem mehr Menschen zufrieden als unzufrieden sind, stellte sich wieder zur Wahl. Dazu gibt es – auch das kommt seit Jahrzehnten vor – ein oder zwei Kandidaten mit keinen oder wenig Erfolgschancen. Früher hießen sie Werner Tereba oder Claus Bernhard Wuermeling.

Diese Herren wurden allenthalben belächelt, bekamen ihre paar Prozente und das war‘s. Kurze Zeit später tauchten Sie erneut als Kandidat in der nächsten Stadt auf und das Ganze begann von neuem und nahm dasselbe unspektakuläre Ende.

Heute dagegen bietet Facebook ungeahnte Möglichkeiten für geräuschvolle Aufgeregtheiten rund um so eine Bürgermeisterwahl. Die einstigen Jux-Kandidaten wurden abgelöst von anderen Irrläufern. Die Wahlergebnisse bleiben zwar dieselben – nur mit dem Unterschied, dass heutige Außenseiter von Realitätsleugnern sekundiert werden, die hinter der zu erwartenden Wahlblamage perfidesten Wahlbetrug wittern und das mit einer pegida-artigen Orchestrierung begleiten.

Auch aktuell im Zuge der Bad Säckinger Bürgermeisterwahl tummeln sich etliche Verschwörungsfreunde. Besonders hervorgetan mit zahlreichen Mutmaßungen über unrechtmäßiges Tun hinter Rathauswänden hat sich dabei Kai Isemann, der sich als in der Schweiz lebender gebürtiger Bad Säckinger vorstellt, und seit neuestem eine so genannte Bürgerinitiative für kommunale Demokratie. Wer dahinter steckt, will uns kein Impressum verraten.

Facebook trifft genau den Geist solcher digitaler Heckenschützen, die dieses Medium zuhause vom Schreibtisch aus gerne und bequem nutzen, um ihre kruden Theorien in die Welt zu blasen. Dabei sind unbelegte Behauptungen ihr Ding, nicht die saubere Recherche.

So hat sich in besagter Facebook-Blase mittlerweile auch die bloße Behauptung als Fakt verfestigt, dass die Stadt die Bürgermeisterwahl nicht korrekt ausgeschrieben hat. Einer äußert den Verdacht, der andere kaut ihn wider, für den dritten ist es bereits Tatsache – so funktioniert Facebook. Aber zurück zum konkreten Fall: Selbstverständlich hat Bad Säckingen die Bürgermeisterwahl korrekt veröffentlicht – unter anderem im Staatsanzeiger und in den örtlichen Tageszeitungen. Zu finden ist die Stelle natürlich nicht im Jobcenter des Arbeitsamtes, wie einer annahm, und daraufhin gleich ein böswilliges Verschweigen unterstellte.

Dass Herr Isemann die Bürgermeister-Ausschreibung nicht fand und sich deshalb angeblich nicht rechtzeitig als Kandidat bewerben konnte, ist somit nicht einer fehlerhaften Ausschreibung geschuldet. Denn die Stelle war genau dort veröffentlicht, wo sie hingehört. Lesen muss es ein angehender Bürgermeisterkandidat aber dann schon selber. Das kann ihm niemand abnehmen.

Zudem haben die sozialen Medien die unangenehme Eigenschaft, dass sie sich verselbstständigen. So kam zum ersten Verdacht gleich der nächste dazu. Die Stadt würde bei sämtlichen Ausschreibungen unrechtmäßig vorgehen. Gemeint waren hier die Submissionen bei Bauprojekten. Aber auch hier ist auf Facebook oberste Devise: behaupten geht vor Recherche. Dabei erfährt jeder, der es wissen will und nachfragt, dass Ausschreibungen in Tageszeitungen, amtlichen Veröffentlichungsblättern oder auf Internetportalen stehen, im Staatsanzeiger und seinem Landesausschreibungsblatt sowie im Bundesanzeiger.

Es ist eine Sache, dass die Damen und Herren, die sich an dieser Facebook-Hetzjagd beteiligten, noch nie in einer Gemeinderatssitzung gesehen wurden und gleichsam mit einer herausragenden kommunalpolitischen Ignoranz gesegnet sind. Das andere ist, dass man sich in einem solchen Fall nicht einfach mit Äußerungen zurückhält – und vor allem nicht mit jenen, die justiziabel werden können: Die Unterstellung, korrupt zu sein, ist eine Beleidigung und Verleumdung. Wer mit solchen Behauptungen unterwegs ist, bewegt sich auf dünnem, auf ganz dünnem Eis.

Denn die Korruptionsunterstellung an etliche Akteure stellt in der ganzen Sache den Gipfel der Niedertracht dar. Hier werden Personen einzig und alleine mit dem Ziel angegriffen, ihren Leumund zu zerstören. Das ist ein Vorgehen, dem sich auch die unterlegenen Kandidaten klar und mit alle Deutlichkeit entgegenstellen sollten. Denn im Grunde sind es deren Unterstützer – ob gewollt oder ungewollt. Umso notwendiger ist deshalb von Seiten Angelo de Rosas und Gesche Roestels eine klare Distanzierung. Vielleicht würde dies auch zu einer Beruhigung der grundlosen Hysterie und Aufgeregtheit auf Facebook beitragen.

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