Der erste Schultag des neuen Schuljahres ist für den bisherigen Rektor der Hans-Thoma-Gemeinschaftsschule, Michael Maier, ebenfalls ein ganz besonderer Tag. Es ist sein erster Tag im Ruhestand. 42 Jahre war er im Schuldienst, 32 Jahre lang war er an insgesamt drei Schulen in der Region als Schulleiter tätig. „Schule war immer ein wichtiger Teil von mir“, sagt Maier. Und vor allem war es – gerade in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten – ein Quell der konstanten Veränderungen.

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Das zeigt sich zum einen natürlich an der Hans-Thoma-Schule in Bad Säckingen, die Maier zwölf Jahre lang leitete. Hier sind die Veränderungen sowohl organisatorisch als auch im Hinblick auf die Bautätigkeit nachhaltig. Die Umstrukturierung der Haupt- und Werkrealschule in eine Ganztagsschule und schließlich vor fünf Jahren in die Gemeinschaftsschule – all das waren wichtige Meilensteine. All das flankiert von den beiden Großprojekten Sporthallenbau und Ganztagspavillon, die Maier uns sein Kollegium jahrelang beschäftigt und belastet haben, und die beide im Frühjahr abgeschlossen werden konnten.

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Doch nicht alle Veränderungen sind nach außen sichtbar. Hinter den Kulissen des Schulwesens und auch gesellschaftlich hat sich eine Menge getan. Politische Vorzeichen haben sich verändert, neue Prozesse wurden eingeleitet und teilweise wieder umgestoßen, nachdem bereits viel Arbeit an verschiedensten Stellen investiert worden war. „Viele Prioritäten haben sich von grund auf verschoben. Generell ist es sicher nicht einfacher geworden“, kommentiert der scheidende Schulleiter.

Druck und Ungeduld haben zugenommen

Die Entwicklung technischer Möglichkeiten habe auch an den Schulen zu einer generellen Beschleunigung geführt und den Druck auf die Akteure erhöht: „Eine Nachricht aus dem Kultusministerium kam früher per Post, und es war völlig in Ordnung, wenn die Beantwortung einen oder zwei Tage in Anspruch genommen hat“, nennt Maier ein Beispiel. Das sei im E-Mail-Zeitalter undenkbar. In diesem Zuge sei auch an vielen Stellen die Geduld abhandengekommen – etwa auch, Veränderungen Zeit zu geben, sich zu etablieren, bevor die nächsten eingeleitet werden.

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Mit der technischen Entwicklung hätten aber durchaus neue Problemfelder im Schulalltag Einzug gehalten: „Auseinandersetzungen zwischen Schülern gab es schon immer. Wenn sich Dinge wie Mobbing aber ins Internet und damit in den öffentlichen Raum verlagern, hat das Ganze eine andere Qualität“, so Maier. Zugleich sei aber auch eine gewisse „Verarmung“ feststellbar: „Es wird weniger geredet und die meisten Kinder sind einfach weniger draußen.“

Verändert hat sich in vielen Bereichen das Zusammenspiel mit den Eltern: „Die Erwartungen von Elternseite haben zugenommen, gerade seitdem wir das Ganztages-Modell haben und die Kinder unter anderem auch ihre Hausaufgaben an der Schule erledigen.“ Er habe sich nie gescheut, mit Eltern in den Clinch zu gehen, wenn sich deren Ansichten mit denen der Schule nicht vereinen ließen, so Maier. In der Regel habe er aber überaus positive Erfahrungen gemacht, denn die Zahl derer, die sich intensiv an verschiedensten Stellen im Schulleben einbringen, sei groß.

Auch der Arbeitsmarkt zeigt Veränderungen auf

Ganz anders als in seinen Anfangsjahren gestaltet sich auch die Situation auf dem Arbeitsmarkt: „Damals hatten junge Lehrer durchaus Schwierigkeiten, eine Stelle zu finden. Heute herrscht Lehrermangel, der besonders Gegeneden wie die Hochrhein-Schiene massiv trifft.“ Denn die wenigsten seien bereit, sich auf die Region einzulassen. Andere Gegenden wie Freiburg könnten sich derweil vor Anfragen kaum retten.

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Und wie sieht die persönliche Einschätzung nach über vier Jahrzehnten im Schuldienst aus? Er habe immer sein Bestes gegeben und versucht, das Optimum aus allen Vorhaben herauszuholen. Dabei sei er vielleicht stellenweise etwas ungeduldig gewesen und musste auch Rückschläge einstecken, so Maier: „Ich bin mit mir aber insgesamt zufrieden und kann mit erhobenem Haupt abtreten.“ Und noch wichtiger: „Mein Beruf hat mir vom ersten bis zum letzten Tag Spaß gemacht. Ich würde ihn sofort wieder ergreifen.“