Wer weiß es schon: Gleich drei Opern über den „Trompeter von Säckingen“ nach dem Epos von Joseph Victor von Scheffel gibt es in der Musikgeschichte. Nach dem Sensationserfolg von Victor Nesslers Vertonung gerieten die beiden zuvor komponierten Opernwerke in den Hintergrund. Dabei, so sagt Bernd Crössmann, Vorsitzender des Vereins der Scheffel-Freunde, habe diese erste „Trompeter“-Oper aus dem Jahr 1877, die nur ein einziges Mal aufgeführt wurde und über die Uraufführung nicht hinauskam, das anspruchsvollste Libretto.

Aufgeführt wird das vom Spielplan verschwundene Bühnenwerk nun beim Abschlusskonzerts des 75. Jubiläumszyklus der Säckinger Kammermusik-Abende im Kursaal. Drei gescheite Köpfe haben sich auf Anregung von Kulturreferentin Christine Stanzel bei Arbeitsessen zusammengetan und dieses Werk mit Unterstützung der Hauptsponsorin Annemarie von Ehr reanimiert.

Neben Crössmann, der den einzigen noch verbliebenen handschriftlichen Klavierauszug in der Staatsbibliothek Berlin entdeckt hat, sind das der Oboist und Professor an der Musikhochschule Würzburg, Jochen Müller-Brincken, dem man in Bad Säckingen durch das Ensemble Pro Five gut kennt, und der hier nicht weniger gern gesehene, populäre Moderator, Texter und Erzähler Juri Tetzlaff.

Bernd Crössmann von den Scheffel-Freunden, der Erzähler Juri Tetzlaff und der Musikprofessor Jochen Müller-Brincken (von links) zeigen ...
Bernd Crössmann von den Scheffel-Freunden, der Erzähler Juri Tetzlaff und der Musikprofessor Jochen Müller-Brincken (von links) zeigen die Partitur aus dem Trompeter von Säkkingen mit dem Lied Alt Heidelberg. | Bild: Jürgen Scharf

Die drei haben eine 90-minütige Version ausgetüftelt in einer kleinen kammermusikalischen Besetzung für zwei Gesangssolisten, Klavierbegleitung und Sprecher. Juri Tetzlaff, der schon immer gerne Klassiker neu erzählt, hat die Oper sprachlich entstaubt. Er orientiert sich zwar am originalen Libretto von Theobald Rehbaum, erzählt aber die Geschichte in moderner, heutiger Sprache mit umgangssprachlichen eigenen Texten. „Scheffel wäre mit unserer Fassung der Oper einverstanden“, vermutet Tetzlaff.

Oper in Kammermusik-Besetzung

Für die musikalische Einrichtung und Kürzung ist Jochen Müller-Brincken zuständig. Der Musiker ist fasziniert, „eine Oper im Westentaschenformat“ auf die Beine zu stellen. Es gebe darin viele Perlen und dieser Ur-Trompeter sei 145 Jahre lang zu Unrecht nicht gehört worden. Aus Budgetgründen favorisierte man bei den Kammermusik-Abenden eine Minimalbesetzung.

Der Bearbeiter wird einigen Ballast abwerfen, Längen im Stück eliminieren und eine Konzentration auf die Musik schaffen. Auch Müller-Brincken hat zuvor noch nie ein Stück des Komponisten Scholz in die Finger bekommen. Dabei habe Scholz neun Opern geschrieben, sei ein anerkannter Dirigent, Musikpädagoge und -schriftsteller und mit den Top-Figuren seiner Zeit gut vernetzt gewesen. Dass er in der „Trompeter“-Oper Anklänge an Richard Wagners „Tristan“ entdeckte, demonstrierte Müller-Brincken am Klavier mit Hörbeispielen. Die musikalischen Motive stellte er deshalb vor, „um Appetit zu machen“.

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So viel sei noch verraten: Das Werk bietet ein gegenüber dem berühmten romantischen Nessler-Lied „Behüt dich Gott“ ein der Trompete sehr angemessenes, anderes und wirkliches Trompetenlied auf. Dazu Jochen Müller-Brincken vielsagend: „Das könnte die zweite Hymne der Stadt Bad Säckingen werden“.

Das wäre ganz im Sinne von Bürgermeister Alexander Guhl und dem Kultur- und Tourismusamtschef Thomas Ays, die, so Guhl, den „Trompeter“ als Markenzeichen der Stadt stärker in den Mittelpunkt rücken wollen.