Am kommenden Montag steht in nicht-öffentlicher Gemeinderatssitzung eine Personalie auf der Tagesordnung, die schon seit Tagen in der Stadt für Diskussionen sorgt: Es geht um die Interimsbesetzung der Leitung des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) Bad Säckingen. Fred Thelen als Geschäftsführer ist bereits gesetzt, jetzt geht es noch um seine Assistenz: Die soll von Kerstin Guhl wahrgenommen werden, der Ehefrau des Bürgermeisters.
Der Gemeinderat soll darüber am Montag beschließen. Das bestätigte Bürgermeister Alexander Guhl auf unsere Nachfrage. Eigentlich hatte der Gemeinderat bereits in einer der vorigen Sitzungen schon grünes Licht gegeben. Nur: Der Beschluss muss wiederholt werden, weil Guhl selber diese Sitzung leitete. Deshalb wird es am Montag unter Vorsitz eines Bürgermeisterstellvertreters, mutmaßlich Michael Maiers, eine erneute Abstimmung geben.

Beschäftigung von Thelen und Kerstin Guhl – nur eine Übergangslösung
In der Stadt sorgt die Beschäftigung von Kerstin Guhl im MVZ für kritische Töne und kritische Nachfragen, aber auch für bösartigen Behauptungen, die sogar Vorteilnahme im Amt unterstellen. „Mit sachlicher Kritik kann man ja umgehen“, sagte Guhl im Gespräch, „aber nicht mit solchen Verleumdungen.“
Guhl betonte noch einmal: Es gehe bei der Beschäftigung von Thelen und seiner Frau um eine notfallmäßige Besetzung. Die Entscheidung habe schnell fallen müssen, um den MVZ-Betrieb nicht zu gefährden. Und: Es ist nur vorübergehend. „Wenn es hier um Gemauschel ginge, hätte ich die Personalien ja wohl kaum in Gemeinderat und Aufsichtsrat vorgelegt.“
Von bösartigen Verleumdungen tief getroffen
Kerstin Guhl, die offen mit uns über die Gerüchte spricht, ist sichtlich mitgenommen. Diese Verleumdungen haben mich tief getroffen“, sagt sie. Sie sei von der Einrichtung des MVZ überzeugt und gehe mit Herzblut an die Arbeit. Dass jemand ihr und ihrem Mann Vorteilnahme als persönliche Bereicherung vorwirft, macht sie betroffen, wie sie sagt.
Qualifikation von Kerstin Guhl: Kann die das überhaupt?
Sachliche Kritiker der Personalie beteiligen sich nicht an Verleumdungen, sondern fragen eher nach der fachlichen Qualifikation von Kerstin Guhl.
Die Mitglieder der Entscheidungsgremien kennen diese bereits, für die Öffentlichkeit beschreibt Kerstin Guhl dem SÜDKURIER ihren Berufsweg: Nach der Mittleren Reife lernte sie Zahnarzthelferin, blieb in der Praxis 18 Jahre. Zwischenzeitlich habe sie zusammen mit der Ehefrau des Chefs, einer Internistin, deren neue Arztpraxis aufgebaut.
Nach einem beruflichen Wechsel habe sie sich zur zahnmedizinischen Fachangestellten weitergebildet und anschließend zur Dentalhygienikerin. Zudem habe sie Kammer-Weiterbildungen mit Prüfungen im Praxisverwaltungswesen und Qualitätsmanagement absolviert sowie Kurse zur Datenschutzbeauftragten.
Zudem war sie nach eigenen Worten zwei Jahre nebenberuflich auch Lehrerin an der Berufsschule Waldshut für Praxisabrechnungswesen und Computer.
Daneben ist Kerstin Guhl ehrenamtlich bei der Arbeiterwohlfahrt tätig, ist Co-Vorsitzende im Ortsverein, Vize im Kreisverband und arbeitet jede Woche im Sozialkaufhaus der Awo.
Was muss im MVZ jetzt schnell besser werden?
Im MVZ geht es aktuell vor allem um das Aufarbeiten von verwaltungstechnischen Dingen und die Optimierung von Abläufen in dem Bereich, beschreibt der Bürgermeister. Das seien Fachbereiche, die seine Frau beherrsche.
Zur Frage nach der Bezahlung sagte Guhl: Es werde eine Aufwandsentschädigung geben, darüber müsse noch der Aufsichtsrat entscheiden.
Bürgermeister und Partner beim selben Arbeitgeber – ist das ungewöhnlich?
Es gibt Beispiel in der Region: Bürgermeister Schmidles Frau Christine arbeitet im Hauptamt des Murger Rathauses, Brigitte Weissbrodt, Frau des ehemaligen Bürgermeisters, arbeitet zeitweise in der Tourismus GmbH.