Jetzt herrscht ein anderer Wind im Bad Säckinger Rathaus. Alexander Guhl wurde am Sonntag durch die Narrenzunft seines Amtes als Bürgermeister enthoben. Und es kam noch viel dicker für den leidgeprüften Schultes: Der Delinquent musste Schlüssel und Geldsäckel der Stadt an die Narrenzunft übergeben und wurde durch die Stadt zum Gallusturm getrieben, wo ob seiner Verfehlungen über ihn Gericht gehalten wurde.

Einen letzten Bestechungsversuch mit "Sasbacher Wiisse" blieb erfolglos. Die Liste der Verfehlungen, die Alexander Guhl beim Neujahrsempfang der Narren im Gallusturm vorgeworfen wurde, schien beinahe endlos. Als "Ahnungsloser in Sachen Politik" bezeichnete Chefankläger Oliver Jehle den Delinquenten.
Gnadenlose Abrechnung durch den Chefankläger
Sich im letzten Jahr als "Kasper" aufgespielt zu haben, wurde Guhl von Jehle vorgeworfen, und dass er seiner Vorbildfunktion in der fahrradfreundlichen Kommune nicht nachkomme. Guhl konterte, dass er "pfeilschnell durch die Stadt fahre."
Dass muss er nun beim Fasnachtsmontagumzug beweisen. Guhl wurde nämlich verdonnert, den Zug auf dem Fahrrad anzuführen samt Werbeslogan "Die Stadt muss umsatteln."
Die neue Homepage der Stadt ist aus Narrensicht ebenfalls ein Ärgernis: Kein Hinweis auf die Großveranstaltung des VSAN-Narrentreffens. Im Veranstaltungskalender finde sich nur der Fehlerhinweis, die Seite sei nicht vorhanden, begleitet vom Miauen des Katers Hidigeigei: "Es wär so schön gewesen – es hat nicht sollen sein!"

Zwischen Planlosigkeit und "Amtsschlamperei"
Dass Fördergelder zur Umsetzung digitaler Strategien für "prähistorische Abläufe" innerhalb der Stadtverwaltung verschwendet würden, habe der Maisenhardt-Abhördienst herausgefunden.
Guhl wurde unter anderem die schlechte Datenversorgung vorgeworfen, dass seit 27 Jahren verschlafen wurde, die alten Fußgänger- und Radwegeschilder durch neue zu ersetzen und dass die Mühlen der Verwaltung zu langsam mahlen. "Bahn und Stadt haben etwas gemeinsam – Tempo ist nicht ihre Stärke", so Chefankkläger Jehle.
Die nach fünf Jahren noch immer nicht erfolgte Reparatur der Decke im WC der Anton-Leo-Schule nannte Jehle eine" Amtsschlamperei", dass die Planung zur Sanierung der Badmattensporthalle den Hallenboden nicht beinhaltete, eine "Planlosigkeit von Fachsümpel", das Putzen des Umzugsweges nicht nur nach, sondern auch schon vor dem Umzug als "Ressourcenverschwendung."

Guhl ist an allem Schuld
Dass der Ex-Buggi sich traut, nochmals zu kandidieren, bezeichnete Jehle als "eine Verlängerung des Elends." Eine Wiederwahl sei "absolut unrealistisch und in keiner Weise zu erwarten", nahm der Chefankläger Guhl gleich mal vorab den Wind aus den Segeln.
Dass diese "Unverfrorenheit", eine erneute Kandidatur "anzudrohen", ohne Gnade und "mit der gesamten Härte der närrischen Rechtssprechung" bestraft werden musste, stand für Jehle außer Frage, obwohl Guhl sich als "unschuldig" in allen Punkten erklärte.
Guhl und Gattin Kerstin müssen daher als Schirmherr und Schirmherrin beim Narrentreffen am 17. Februar den Umzug anführen und Süßigkeiten, selbst finanziert, an die Kinder verteilen.

Fasnachtsruf 2019
Es goht dagege – es isch sowiet -
hüt fangt sie a – die schönsti Zit!
Sperrt euri Herze uff ganz wit,
sind fröhlich und lachet, ihr liebe Lüt,
So wie es scho immer isch gsi,
do bi eus in Säckinge – am schöne Rhy.
Zum Narretreffe so mancher Narr wird zu eus ins Städtle ko.
Mir freue uns scho jetzt – und rufe lut: Narri – Narro
Denn eins zum Schluss und des isch klar –
unseri Fasnacht isch eifach wunderbar!
Es goht dagege – es isch sowiet –
Jetzt isch sie do – die Fasnachtszit!
Narri-Narro