„Wir sind 100 Jahre alt und quietschlebendig“, meinte der ehemalige Vizevorsitzende des Fischereivereins Bad Säckingen, Christoph Joachimi, in seiner Festansprache anlässlich des Jubiläums. Die Aufgaben des Vereins und die Herausforderungen haben sich geändert, aber anhand der Mitgliederzahlen lässt sich unschwer ablesen, dass sich noch viele Menschen, auch der jüngeren Generation, für den Fischfang und den Naturschutz begeistern lassen.
Beim Festakt am Freitagabend herrschte immer noch große Hitze, doch beim Vereinsheim am Rheinufer ließ es sich im Schatten der Bäume gut aushalten. Als besondere Attraktion bot der Wasserfahrverein Ryburg-Möhlin in seinem 24-sitzigen Langboot eine halbstündige Hin- und Rückfahrt bis zum Kraftwerk an.

Die Vorsitzende Imelda Paulov begrüßte die Gäste, Sponsoren und Vertreter der benachbarten Fischereivereine aus Schwörstadt, Wehr, Murg, Schopfheim und Sisseln. Joachimi hielt einen Rückblick auf die Geschichte und würdigte die Leistung der Persönlichkeiten, die den Verein geprägt hatten.

Vor 100 Jahren gründeten unter Führung von Hans Haaf acht Fischer den Verein. In jener kargen Zeit stand die Bereicherung des Speiseplans im Vordergrund. Haafs Nachfolger waren Oskar Sütterlin und Ludwig Huber, dann folgte die „Ära Eismann“ in Person von Josef Isemann (1953 bis 1973) und seines Sohnes Klaus (1974 bis 1994). Unter dem Ehrenpräsidenten Willi Ücker (1995 bis 2009) wurde in Eigenregie und mit Hilfe vieler Mitglieder das Vereinsheim erbaut.
Seit 2020 steht eine Frau an der Spitze
Thomas Weis (2010 bis 2014) und Raymond Vöstel (2015 bis 2020) waren die weiteren Vorsitzenden, und seit 2020 steht mit Imelda Paulov zum ersten Mal eine Frau an der Spitze des Vereins. „Sie ist mit Leidenschaft, Engagement und Organisationstalent bei der Sache“, so Christoph Joachimi. Im Vortragssaal informierte eine Diashow über die Aufgaben des Vereins, und als Besonderheit gab es einen 17-minütigen Schwarz-Weiß-Film, der die Lachsfischerei am Hochrhein von 1910 bis 1927 beschrieb.

„Die Welt verändert sich, aber der Rhein fließt weiter“, sagte Joachimi und übergab das Wort der Vorsitzenden, die einen Blick in die jüngste Vergangenheit und in die Zukunft warf. Der Verein ist mit der Internetseite und der App auf dem neuesten Stand der Technik, und das Vereinsheim ist nicht nur baulich in Ordnung, sondern wurde auch verschönert: Der Wehrer Künstler Eduard Kasper hatte die Fassade in Airbrush-Technik mit Szenen aus der Wasser- uns Unterwasserwelt geschmückt.
Heute gehe es dem Verein vor allem um Fragen des Naturschutzes, der Bestandspflege und der Renaturierung, so Imelda Paulov. Ein Zukunftsprojekt sei die Schaffung von „Kältepools“.
Da sich das kalte Wasser sich in der Tiefe ansammelt, möchte der Verein an denjenigen Uferstellen, an denen der Rhein eine natürliche Vertiefung aufweist, Bäume und Sträucher pflanzen, um den Bereich zu verschatten und den kälteliebenden Fischarten Refugien zu bieten. „In Schopfheim gibt es einen Kältepool, der gut angenommen wird“, berichtete Joachimi. Auch die Aufstellung von Laichboxen hilft bei der Pflege der Fischbestände.
Klimawandel beeinflusst auch Fische
Die steigenden Temperaturen machen vielen Fischarten zu schaffen: Es gibt weniger Forellen und Salmoniden im Rhein, dafür fühlen sich Welse im wärmeren Wasser wohl. Den Fischereivereinen geht es auch darum, eine Balance zwischen der Energiegewinnung und dem Umweltschutz zu finden, indem Fischtreppen bei den zahlreichen Kraftwerken angelegt werden. Nachdem 1958 der letzte Lachs am Hochrhein gefangen worden war, begann 2008 ein Wiederansiedlungsprojekt. „Die Lachse werden bei Iffezheim entnommen und untersucht, und dabei fand man zwei Lachse, die nachweislich in der Kleinen Wiese ausgesetzt worden waren“, erklärte Joachimi.
Raymond Vöstel, der Kreisvorsitzende des Landesfischereiverbandes, überbrachte Grüße und überreichte die Ehrenurkunde samt Holztafel des Deutschen Angelfischerverbandes aus Berlin. Ralf Stobbe vom Fischerverein Schwörstadt erklärte, dass der Fischereiverein Bad Säckingen auf „100 Jahre gelebte Gemeinschaft, Tradition und Verantwortung für Natur und Gewässer“ zurückblicken könne, und überbrachte als Geschenk eine Feuertonne. Grußworte sprach auch Winfried Eckert im Namen des Angelsportvereins Wehr.