Die Abendsonne scheint, die Stimmung ist prächtig im Schlosspark. Über 1000 Gäste sind zur Freude von Elmar Huber in die Huber-Arena gekommen, um sich dort auf Großleinwand die Übertragung des EM-Fußballspiels Deutschland gegen die Schweiz anzusehen. Während sich Deutschland mit sechs Punkten bereits für das Achtelfinale qualifiziert hat, müssen die Schweizer noch bangen. Doch reicht es sogar für einen Sieg?

Alex Aurich sieht ein schweres Spiel bevorstehen: „Die Schweizer sind Kämpfer“

Die Clique rund um Lena Weber und Leon Serravalle glaubt nicht daran, sie tippt auf ein 4:1 für Deutschland. Ela Baskan und Lara Mülhaupt aus der 10. Klasse des Scheffel-Gymnasiums tippen etwas vorsichtiger auf ein Unentschieden. Nur Alex Aurich, der extra von Wehr gekommen ist, um mit seiner Tochter Vanessa das Public Viewing zu sehen, ist skeptisch: „Die Schweizer sind Kämpfer, die können was, glaub mir, das sind richtige Kämpfer.“

Ein Fan bekommt Matchbemalung aufgelegt.
Ein Fan bekommt Matchbemalung aufgelegt. | Bild: Tobias Büscher

Noch ist Zeit, sich die Flagge auf der Wange farblich aufzufrischen. Das Pils für 3,50 Euro schmeckt auch schon ganz gut und plötzlich ruft einer in die Menge: „Schwebt das Raumschiff“. Der Park donnert zurück: „Völlig schwerelos!“

Nur wenige singen beim Schweizerpsalm mit, viele bei der deutschen Hymne

Dann werden die Töne getragener, es folgen die Nationalhymnen. „Wenn der Alpenfirn sich rötet, betet, freie Schweizer, betet!“, singen nur wenige in der Arena mit. „Einigkeit und Recht und Freiheit“ wird anschließend von deutlich mehr Menschen mitgesungen.

Lara Mülhaupt (links) und Ela Baskan vom Scheffelgymnasium checken auf dem Smartphone die Lage.
Lara Mülhaupt (links) und Ela Baskan vom Scheffelgymnasium checken auf dem Smartphone die Lage. | Bild: Tobias Büscher

Dann der Pfiff. Das Spiel startet zur Freude der Fans im Schlosspark furios. Von einem Nichtangriffspakt wie 1982 bei der WM gegen die Österreicher ist nichts zu spüren, die deutsche Mannschaft dreht förmlich auf. Musiala kommt nach wenigen Minuten dem Schweizer Tor gefährlich nah, im Frankfurter Waldstadion fällt sogar ein Treffer. Die Huber-Arena bebt. Doch dann sagen Gerd Gottlob und Thomas Hitzlsperger zähneknirschend: „Abseits!“

In der 28. Minute trifft der 23-jährige Dan Ndoye für die Schweiz zum 1:0. Und fortan steht die Schweiz wie eine Mauer am eigenen Strafraum, kämpferisch, mit guter Körpersprache. Woran sich zum Gruseln der Gäste bis zum Ende der regulären Spielzeit auch nichts mehr ändert.

Die Deutschen: Eher schwerfällig als schwerelos

Leon, Lara, Ela und all die anderen sehen „Men in Pink“, deren Spiel phasenweise schwerfällig wirkt statt schwerelos. Ihre Laune lassen sie sich davon aber nicht nehmen, überhaupt ist die Stimmung zur Freude der Ordnungshüter äußerst friedlich.

Beste Laune vor dem Spiel gegen die Schweiz. Später dann Bangen. Dann Erleichterung.
Beste Laune vor dem Spiel gegen die Schweiz. Später dann Bangen. Dann Erleichterung. | Bild: Tobias Büscher

Dann, in der zweiten Minute der Nachspielzeit, hält sie aber nichts mehr auf den Bänken. Der in der 76. Minute für Musiala als Joker eingewechselte Niclas Füllkrug köpft überraschend zum Ausgleich ein. Puh was das eng! Und nun kommt er doch noch mal, der Sound von Major Tom. Eher erleichtert als euphorisch. Und einer im Publikum bringt es auf den Punkt: „Vielleicht ist der sogar ganz gut, der Dämpfer.“

Immerhin lief es dieses Mal viel besser als 1908

Dass es gegen die Schweiz nicht einfach ist, zeigte schon der allererste Fight der beiden Nationalmannschaften. Damals, als Public Viewing neben dem Platz noch die einzige Art war, Fußball zu gucken: Es fand am 5. April 1908 im Basler Landhof-Stadion statt, finanziert von einer lokalen Schokoladenfabrik. In der 89. Minute setzte die Schweiz damals den Deckel zum 5:3 drauf. Der Name des Schützen zum Siegtreffer: Hans Kämpfer.