„Da kommt man sonst nicht rein“ – erklärt Ruwen Faller am Montagabend im Vereinsheim des FC 08 Bad Säckingen im Hochrheinstadion. Vor rund 30 Interessierten startet er das Drohnenvideo durch die heiligen Hallen der Akademie des RB Leipzig, wo Faller Athletiktrainer ist.

Die Aufnahmen aus dem Profitrakt des Bundesligisten begeistern, die Dimensionen sind gigantisch. Gigantisch ist aber auch, was an Aufwand hinter den Sportlern steht. Schnell wird klar, was schön aussieht, hat seinen Preis: Mit enormem organisatorischem Aufwand soll das Beste aus den Athleten und der Mannschaft herausgeholt werden.

Der Weg dahin heißt Disziplin und permanente Optimierung. Wie genau das passiert, erzählt der Athletiktrainer und fesselt seine Zuhörer mit der richtigen Mischung aus Theorie, Praxis und Erlebtem.

Es ist ein weiter Weg zum Profi-Fußballer

So locker Ruwen Faller vor seiner Präsentation steht – dunkle Sporthose, lässiges dunkelblaues T-Shirt – so ernst ist, was er den Amateuren erläutert. Bis ein Spieler auf dem Platz ist, egal ob zum Training, einem Bundesliga- oder Champions-League-Spiel, ist es ein weiter Weg. Täglich werden medizinische Parameter ermittelt und beim Training über die Weste der Spieler sogar in Echtzeit erfasst.

Jeden Tag gibt es einen Piecks, mit dem der Creatinkinase-Wert im Blut ermittelt wird. Erst wenn möglichst viele dieser Puzzleteile, zu denen auch die Ergebnisse bisheriger Trainings, die Laufdistanz und der muskuläre Status gehören, zusammenpassen, entscheidet ein Trainerteam über Umfang und Dauer des möglichen Spieleinsatzes.

Gespannt folgen die Zuhörer Ruwen Faller und stellen viele Fragen.
Gespannt folgen die Zuhörer Ruwen Faller und stellen viele Fragen. | Bild: Ralph Fautz

Als Athletiktrainer begleitet und überwacht Faller diese Prozesse. Seine Tage sind oft zehn oder mehr Stunden lang. Dieses Leben ist zwar abwechslungsreich, aber mit vielen Entbehrungen verbunden. „Meine zehnjährige Tochter sehe ich alle sechs Wochen für einen Tag“, erzählt Faller, der am Hochrhein aufgewachsen ist und deutscher Meister im Sprint wurde. Vor seiner Zeit in Leipzig war er Athletiktrainer bei Schalke 04. „Wir sind Dienstleister und Berater für den Cheftrainer“, fasst er seine Arbeit zusammen.

Ein schmaler Grat zwischen Wettbewerb und Teamgeist

Der Weg zur Akademie war hart, der Weg in der Akademie ist härter. „Bis hier hin schaffen es die wenigsten“, sagt Faller deutlich. Was aber macht dieses Umfeld, machen diese Trainingsbedingungen mit den jungen Menschen? „Es ist ein ganz schmaler Grat zwischen Wettbewerb und Teamgeist“, erklärt der Athletiktrainer auf Nachfrage.

Natürlich gebe man den jungen Talenten Entwicklungszeit, mental wie körperlich. Am Ende aber ist es ein Wettbewerb. „Der Kampf um die Plätze ist hart und das gesamte Raster muss passen, sonst ist man raus“, so Faller nüchtern und direkt.

Heute wird weniger gelaufen

Der Fußball von heute ist anders als vor 20 Jahren. „Ein Drittel bis zur Hälfte weniger Sprints, dreieinhalb Kilometer weniger Laufdistanz“ bilanziert Faller. Vor diesem Hintergrund wird der Aufwand verständlich. Auch habe sich das Verletzungsspektrum breiter aufgefächert und mit der Modellierung der Daten wolle man zumindest das muskuläre Verletzungsrisiko minimieren.

„Viele tracken sogar ihren Schlaf. Freiwillig“ betont Faller. Klaus Denzinger, Wehrs ehemaliger Bürgermeister und mit Axel Kremp, dem Trainer der Damenmannschaft des FC 08 einer der beiden Initiatoren des Abends, bringt es auf den Punkt: „Wir haben hier den gläsernen Athleten“, sagt er erstaunt.

Die Initiatoren des Abends Klaus Denzinger (links) und Axel Kremp (rechts) mit Ruwen Faller.
Die Initiatoren des Abends Klaus Denzinger (links) und Axel Kremp (rechts) mit Ruwen Faller. | Bild: Ralph Fautz

Faller gibt aber auch zu bedenken, dass trotz der Fülle an Daten und Modellierungen, die als Entscheidungshilfe genommen werden, die Menschenkenntnis wichtig bleibt. „Auch KI wird das Trainerauge nicht ersetzen können“, sagt er. Und zudem sei man sich bei der Entscheidung im Trainerstab nicht immer einig. „Wir treffen auch Entscheidungen gegen das Raster.“

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Nach den harten Fakten lichten sich die RB-Leipzig Fanartikel auf dem Billardtisch zusehends. Die Verlosung, deren Erlös der Jugendabteilung des FC 08 zugutekommt, hatte begonnen. Fast jeder geht mit einem Trikot oder einer Sporthose nach Hause. So richtig aber freut sich Leonie Maier aus der Damenmannschaft: Die Öflingerin ergattert den original RB-Leipzig Champions-League-Ball, auf dem alle Spieler unterschrieben.

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Leonie Maier aus der Damenmannschaft gewinnt den RB Leipzig Champions-League-Ball, auf dem alle Spieler unterschrieben. Mit ihr freut sich Trainer Axel Kremp. | Bild: Ralph Fautz