Es ist Ferienbeginn und Andreas Preiser sitzt mittags gegen 11.30 Uhr mit einer Apfelschorle allein in seinem Kiosk am Schlüchtsee in Grafenhausen. Normalerweise hätte er schon die ersten Besucher mit Essen und Getränken versorgt. Doch erst am Donnerstag vor Pfingsten hat die Gemeinde ein Badeverbot für den See erlassen. Damit einher geht auch ein stellenweises Wanderverbot. Der Grund: Dammbruchgefahr.
Zwar hat die Badesaison am Schlüchtsee aufgrund des Wetters noch nicht so richtig begonnen, dennoch merkt Andreas Preiser schon jetzt, dass weniger Gäste kommen. Viele seien seit Bekanntwerden des Badeverbots verunsichert. Zudem würden auch die ersten Touristen ihre Unterkünfte stornieren, weil der Schlüchtsee gesperrt ist, weiß Preiser von bekannten Vermietern von Ferienwohnungen aus Grafenhausen. Dennoch bleibt der 41-Jährige optimistisch. „Bisher sehe ich noch keinen Grund, den Kiosk komplett zu schließen. Ich schaue erst einmal, wie sich die Lage entwickelt“, sagt er.

Eine Schließung kommt für ihn nur in Frage, wenn auch der Wanderweg rund um den Schlüchtsee gesperrt wird oder das Wasser des Sees komplett abgelassen wird. „Ich glaube, dann kommt auch keiner mehr her, denn wer will schon auf ein Moorloch schauen?“, so Preiser.
So geht es jetzt weiter
Das Landratsamt Waldshut, das Regierungspräsidium Freiburg und die Gemeinde Grafenhausen prüfen derzeit mögliche Sanierungsmaßnahmen. Am 23. Juni 2025 um 19 Uhr findet eine Informationsveranstaltung im Schwarzwaldhaus der Sinne in Grafenhausen statt. Dort soll über das weitere Vorgehen informiert werden. Laut Andreas Preiser wird auch eine Dammsanierung im kommenden Jahr in Betracht gezogen.

Mittlerweile ist es Mittagszeit und die ersten Gäste – eine Pfadfindergruppe – bestellen bei Andreas Preiser Eis. Und auch ein paar Spaziergänger setzen sich an die Tische mit Blick auf den See und genießen bei Sonnenschein Schwarzwälder Kirschtorte. Das gibt Andreas Preiser Hoffnung. „Ich habe den Kiosk mit Unterstützung der Gemeinde in den vergangenen Jahren aufgebaut und bekannter gemacht, sodass auch Stammkunden kommen, die unsere Kuchen lieben.“ Die lässt sich der Wirt übrigens von einer Bäckerin aus Gutenburg immer frisch liefern.
Und auch in einen Kombidämpfer hat Preiser gerade erst vor Kurzem investiert. „So kann ich das Speisenangebot weiter ausbauen. Ich stehe auch mit der Gemeinde im engen Kontakt, um in der jetzigen Situation mehr Besucher wie Busgruppen, als Gäste neu zu gewinnen.“ Und durch einen neuen Anbau hat er jetzt auch die Kapazitäten, große Gruppen bewirten zu können. Denn alternative Gäste braucht er, weiß Preiser. „Die Badegäste, die im Sommer normalerweise in Badesachen auf der Wiese liegen, werden dieses Jahr nicht kommen.“
Es gibt einen Plan B
Und wenn das schlimmste Szenario doch eintritt – das Wasser wird abgelassen und die Wanderwege werden alle gesperrt – und Andreas Preiser den Kiosk schließen muss, hat der 41-Jährige einen Plan. Er wird wieder vorübergehend in seinem eigentlichen Beruf als Elektriker arbeiten. „Und auch wenn der Umsatz nicht reicht, werde ich in dieser Branche wieder arbeiten und im schlimmsten Fall eben so lange, bis ich den Kiosk wieder öffnen kann.“
Er schätzt, dass der Damm bis spätestens 2026 saniert wird. „Dann könnte ich die Saison 2027 wieder eröffnen“, bleibt Andreas Preiser optimistisch. Denn einen schöneren Beruf als den eines selbstständigen Kioskbetreibers kann er sich aktuell nicht vorstellen.
Zu dem ist er übrigens durch einen Zufall gekommen, als er am Schluchsee bei einem Bootsverleih gearbeitet hatte. „Damals habe ich gehört, dass ein Pächter für den Kiosk gesucht wird“, erinnert er sich. Das war 2017. Und heute läuft der Kiosk so gut, dass er davon leben kann. „Aber meine Ansprüche sind auch nicht groß, und ich habe keine Familie, für die ich sorgen muss“, gibt er offen zu.
Zum Hintergrund des Badeverbots
Der Zustand des Damms beschäftige Fachleute schon seit Längerem. Bereits
2024 durfte der See aus Sicherheitsgründen nicht auf den Sommerwasserspiegel aufgestaut werden. Das Umweltamt des Landratsamtes Waldshut, das Regierungspräsidium Freiburg und die Gemeinde Grafenhausen würden seitdem die Situation regelmäßig analysieren. Ausgehend von diesem Gutachten liegt nun eine weitere Beurteilung vor. „Das umfangreiche Monitoring kann nach bisherigen Erkenntnissen einen Dammbruch nicht ausschließen, weil von Schäden im Inneren des Damms auszugehen ist. Es besteht somit eine akute Gefahr.“ Laut der Mitteilung seien aus diesem Grund „umgehend Schutzmaßnahmen zu ergreifen“: Dammsperrung, Badeverbot und Sperrung einiger Abschnitte der Wanderwege am See.