Die schlechte Nachricht erreicht Thomas Schwinlin Mitte Januar während einer Skitour in den Bergen. Ein Mitarbeiter hatte ihm Bilder vom Kletterwald am Bergsee geschickt, den er gemeinsam mit seiner Frau Melanie seit Mai 2019 betreibt. Der Schreck war groß.
Die Fotos zeigten eine vom Schneebruch arg mitgenommene Anlage. Drei der durch die Last großer Nassschneemengen umgeknickten oder gleich komplett umgestürzten Bäume hatten die große Plattform, den Startpunkt in die Parcours, sowie drei Elemente komplett zerstört. „Das hat ziemlich wild ausgesehen“, erinnert sich Schwinlin, „da ist man erstmal geschockt“. Der Schaden ging in die Tausende, als Elementarschaden jedoch glücklicherweise bei der Versicherung problemlos durch.

Am 8. März begann die Spezialfirma mit sechs Mann mit den Reparaturarbeiten. Auch Thomas Schwinlin packte mit an. Für die schadhaften Bäume, die bis dahin für die betroffenen Parcours genutzt wurden, fand sich Ersatz in der Nachbarschaft. Ein wichtiger Baum war ganz verloren. Ein Teil steht noch. „Das ist unser Gedächtnisbaum“, scherzt Schwinlin. Ersetzt wurde er durch einen Rubinien-Kunstmast direkt daneben. Seit 19. März zeigt sich der Kletterwald wieder in bestem Zustand. Er wurde sogar um einen siebten Parcours – eine lange Seilrutsche erweitert.
„Es hätte auch schlimmer kommen können“, betrachtet Schwinlin das unerfreuliche Ereignis von der optimistischen Seite. Weil der Schaden während der Winterpause eintrat, waren auch keine Einnahmeausfälle zu beklagen.

Nun stehen Schwinlin und seine Mannschaft in den Startlöchern für den Saisonauftakt 2021, der für den 1. April geplant ist – noch. Es kommt auf die Corona-Zahlen an. Drei Tage über eine Inzidenz über 100, und das klappt wahrscheinlich nicht mit der Eröffnung zu Ostern. Schon im vergangenen Jahr musste der Kletterwald wegen der Corona-Pandemie im April zumachen. Weil den Sommer über geöffnet werden durfte, wurde es trotzdem ein erfolgreichen Jahr, zieht Schwinlin Bilanz: „Wir sind zufrieden mit 2020. Der Kletterwald wird sehr gut angenommen. An guten Tagen sind bis zu 100 Leute da.“
Es sind Schulklassen, Firmen und Vereine, die sich das Abenteuer Kletterwald gönnen. Ebenso viele Einzelpersonen, Familien und andere Besuchergruppen wagen sich spontan bis sechs Meter hoch in die Bäume und über die spannenden Hindernisse. Wegen Corona stellten die „Daheimgebliebenen und Urlauber“ in 2020 die Mehrzahl der Besucher. Angst braucht übrigens niemand zu haben.
Sicherheit oberstes Gebot
Für die Sicherheit ist gesorgt. Die Anlage wird ständig kontrolliert und einmal pro Jahr vom TÜV abgenommen. Nach einer Einweisung gehen die Besucher selbständig durch den Kletterwald, bis 2,5 Stunden lang und immer fix gesichert. Wer unterwegs dennoch abbrechen möchte, wird von einem Mitarbeiter sicher abgeseilt. Beliebt ist auch die Übernachtungsmöglichkeit im Baumzelt. Ausbauen wollen Melanie und Thomas Schwinlin das Teamtraining für Firmen, deren Mitarbeiter sowie Schulklassen.
Hoffen auf grünes Licht
An die guten Besucherzahlen in 2019 und 2020 möchten Thomas Und Melanie Schwinlin dieses Jahr natürlich anknüpfen. Sie hoffen deshalb schnell auf grünes Licht für die Öffnung ihrer Outdoorsportanlage, auf der im Übrigen generell ein Abstandskonzept greift.

„Wir schwimmen alle und wären über Perspektiven froh“, sagt Schwinlin und bleibt positiv gestimmt. „Wir sind immer optimistisch, sonst hätten wir keinen Kletterwald gebaut“, streift der Bautechniker, Industriekletterer und Bergführer hier das Thema Borkenkäfer. Für den Kletterwald „Hochempor“ war das bislang kein großes Problem. Nur einmal musste ein Baum ohne Kletterelement aus dem übrigen Bestand entfernt werden.