Die Hochrheinbahn wird elektrifiziert und die damit verbundenen Bauarbeiten rücken immer näher. Der öffentliche Nahverkehr entlang des Hochrheins wird sich über viele Monate im Ausnahmezustand befinden, mit starken Auswirkungen für die Menschen in der Region. Pendler, Anwohner und Interessierte nutzen die Informationsmöglichkeiten, die ihnen geboten werden. Und wie groß das Interesse ist, wurde jüngst wieder bei der Informationsveranstaltung der Bahn in Wallbach deutlich. Was die Menschen rund um die Elektrifizierung bewegt, welche Hoffnungen und Wünsche sie haben? Hier einige Antworten.

Claudia Beyrle aus Harpolingen: „Ich rechne mit noch längeren Zeiten“

Morgens fährt Claudia Beyrle mit dem Auto von Harpolingen hinunter zum Bad Säckinger Bahnhof. Dort steigt sie in den Zug, der von Bad Säckingen nach Waldshut fährt. Dort ist ihre Arbeitsstelle, aber in der Innenstadt von Waldshut gibt es nicht genügend Parkplätze, wie sie beschreibt.

Claudia Beyrle, Harpolingen
Claudia Beyrle, Harpolingen | Bild: Steffi Weickert

Wenn es gut läuft, brauche sie täglich zwischen 12 und 20 Minuten für den Weg zur Arbeit. „Wegen des Umbaus zur elektrifizierten Bahn rechne ich mit längeren Zeiten“, sagt Beyrle. Sie plane indirekt schon mit einem Puffer. Auf der Informationsveranstaltung in Wallbach zur Elektrifizierung der Hochrheinstrecke will sich Beyerle informieren, wie viele Busse beispielsweise eingesetzt werden. Und: „Ich hoffe, dass die Schienenersatzbusse auch in der App aktualisiert werden.“

Harry Appel aus Niederhof: „Hoffentlich übernehmen die Schweizer“

Harry Appel aus Murg-Niederhof ist mit seiner Ehefrau auf der Veranstaltung, um im Grunde zu erfahren, dass „hoffentlich“ die Schweizer Bundesbahnen die Hochrheinstrecke übernehmen werden und „dann auch neue Schweizer Züge fahren“.

Harry Appel aus Murg/Niederhof
Harry Appel aus Murg/Niederhof | Bild: Steffi Weickert

Diesen Wunschgedanken führt er gegenüber dem SÜDKURIER weiter aus und zählt die Vorteile auf, wenn die Schweizer Bundesbahnen – ähnlich wie auf der Wiesentalstrecke sich um den Nahverkehr am Hochrhein kümmern würden. „Die Schweizer fahren streng nach einem Taktfahrplan“, sagt Harry Appel, „dadurch sind sie immer pünktlich“. Außerdem sei die SBB zudem sauber und zuverlässig. Das Ehepaar fährt selbst kaum mit der Deutschen Bahn. Appel sagt, „nur wenn es sein muss bei Langstrecken zum Beispiel nach Hamburg“. Als Rentner, die gern in der Schweiz wandern, haben sie sich ein Schweizer Halbtaxticket (vergleichbar mit der 50-Prozent-Bahncard der DB) geholt. Damit reisen sie durch die Schweiz – mit Bahn sowie Schiff und Bus – zum halben Preis und seien glücklich damit.

Hans-Georg Schmidt aus Wallbach: „Bitte bloß keine achteckigen Räder!“

Mit Humor nimmt Hans-Georg Schmidt die Pläne der Deutschen Bahn. Aus rein informativen Gründen seien er und seine Ehefrau Herta bei der Veranstaltung. Ihn interessiert, wo genau die neue Wallbacher Haltestelle hinkommt. Er habe gelesen, dass auf der Hochrheinstrecke „Secondhand-Züge“ aus Stuttgart eingesetzt werden sollen. Er hoffe nur, dass die Räder „bloß nicht achteckig“ werden, sagt der gebürtige Berliner mit einem Augenzwinkern.

Hans-Georg und Herta Schmidt aus Wallbach.
Hans-Georg und Herta Schmidt aus Wallbach. | Bild: Steffi Weickert

Das wäre ihm und seiner Ehefrau dann doch zu laut. Die Wallbacher wohnen direkt neben den Bahngleisen. „Wir brauchen keine Lärmschutzwand, die Häuser sind gut gedämmt.“ Der Bahnverkehr störe sie eigentlich kaum, aber wenn der Lärmpegel steigen sollte, dann vielleicht schon.

Christine Töpfer aus Harpolingen: Entspannter Umweg aus Umweltgründen

Aus Umweltgründen fährt Christine Töpfer täglich Bahn. Ihr reiner Arbeitsweg von Bad Säckingen bis nach Lörrach dauert rund eine Stunde und 15 Minuten. „Mit dem Auto bräuchte ich weniger als eine Stunde“, erzählt Töpfer.

Christine Töpfer aus Harpolingen.
Christine Töpfer aus Harpolingen. | Bild: Steffi Weickert

Mit der Regionalbahn fährt sie 36 Minuten nach Basel, Badischer Bahnhof und steigt um in die Wiesentalbahn nach Lörrach. Sie sagt, für manche mag das ein großer Umweg sein, andere würden das Auto nehmen. „Aber es ist eigentlich immer Stau und daher fahre ich gern Bahn, auch wenn ich mich oft ärgere.“ Für Töpfer sei die Zugfahrt jeden Morgen entspannend, berichtet sie. Allerdings nur, wenn die Züge ohne Verspätung fahren, dahingehend ist die Hochrheinstrecke eine „Vollkatastrophe“. Sie höre unterwegs meist Podcasts.

Johannes Maljuta aus Bad Säckingen: „Hinsichtlich der Bahn muss man flexibel bleiben.“

Da er ungern mit dem Auto fährt, pendelt Johannes Maljuta seit drei Jahren täglich von Bad Säckingen nach Waldshut. „Ich würde gern im Zug arbeiten, wenn nur dieses Funkloch in Dogern und der Tunnel in Laufenburg nicht wäre“, sagt Maljuta und hofft, dass die Ersatzbusse nicht die Landstraßen verstopfen werden.

Johannes Maljuta aus Bad Säckingen.
Johannes Maljuta aus Bad Säckingen. | Bild: Steffi Weickert

Wenn mal wieder eine Bahn ausfiel oder sich sehr verspäte, könne er in seinem Job auch Homeoffice machen. „Hinsichtlich der Bahn muss man flexibel bleiben“, so Maljuta. Er wünsche sich für die Zukunft vor allem volle Transparenz. Was heißt, dass bei technischer Verspätung, Zugausfällen klare frühzeitige Informationen samt neuen Zeiten in der DB-App zu finden sind.

Susanne Müller und Rüdiger Pretsch aus Murg

Susanne Müller und Rüdiger Pretsch aus Murg sind bei der Infoveranstaltung wegen ihrer Kinder. Diese fahren von Murg bis Säckingen mit der Bahn, und das fünfmal die Woche. Sie interessiert, wie viel länger es mit dem Schienenersatzverkehr ab April 2026 dauern wird. Müller fragt sich auch, was passiert, wenn die Busse überfüllt sind. Kommt Ersatz? Oder bleibt die Hälfte zurück? „Wir hoffen, unsere Kinder können noch in der Schulzeit, von den veränderten Bedingungen der Elektrobahn profitieren“, sagt sie.

Susanne Müller aus Murg mit Rüdiger Pretsch bei der Informationsveranstaltung zu Elektrifizierung der Hochrheinbahn in Wallbach, am 17. ...
Susanne Müller aus Murg mit Rüdiger Pretsch bei der Informationsveranstaltung zu Elektrifizierung der Hochrheinbahn in Wallbach, am 17. Juli. Sie interessieren sich besonders für den Schienenersatzverkehr, den es während der Bauphase geben wird. | Bild: Steffi Weickert

Lebenspartner Rüdiger Pretsch ist Zugpendler in die andere Richtung, nach Stühlingen, weil er mit dem Auto den täglichen Stau in Waldshut nicht erleben mag. „Mit der Bahn ist es entspannter“, sagt Pretsch. Er kritisiert allerdings, dass Schienenersatzbusse oft nicht auf die verspäteten Züge warten würden.

Georg Kunkel aus Bad Säckingen

Georg Kunkel hat lange in Freiburg gelebt. Seiner Meinung nach müsse man mal dahin schauen, da würde der ÖPNV gut funktionieren. „Ich bin froh, wenn hier die Elektrifizierung kommt.“ Er selbst fährt zwar wenig Bahn, obwohl er in Laufenburg/Schweiz arbeite. Er habe das Deutschlandticket, könnte es in seinen Augen regelmäßiger nutzen. Mit dem Kauf trägt er, wie er sagt, seinen Teil zur Unterstützung der Deutschen Bahn bei.

Georg Kunkel.
Georg Kunkel. | Bild: Steffi Weickert

Sein Sohn studiert in Konstanz, er würde vom Halbstundentakt der Züge und besserer Anbindung profitieren. Kunkel hofft, wie einige andere, dass die SBB die Hochrheinbahn übernehmen und „super Qualität“ auf die Schiene bringt. Er findet die Wahl von gebrauchten Zügen nicht gut: „Wenn, dann sollte man es doch gleich richtig machen.“

Mehr über die Infoveranstaltung in Wallbach erfahren Sie hier.

Alle Informationen rund um die Hochrheinbahn finden Sie auf unserer Themenseite www.sk.de/hochrheinbahn