Ein verheerender Brand zerstörte am 22. Februar 2024 das traditionsreiche Sägewerk und auch das Wohnhaus der Familie Jehlin in Hänner – Ursache war laut dem Brandsachverständigen ein technischer Defekt. Doch Firmenchef Markus Jehlin hat nie daran gedacht, aufzugeben – im Gegenteil, mit einem neuen Sägewerk will er das seit zwölf Generationen im Familienbesitz befindliche Unternehmen in die Zukunft führen. Eine Zukunft, in der jährlich zwischen 10.000 und 15.000 Festmeter Holz verarbeitet werden sollen.

Ein Brand zerstörte am 22. Februar 2024 das traditionsreiche Sägewerk Jehlin in Hänner.
Ein Brand zerstörte am 22. Februar 2024 das traditionsreiche Sägewerk Jehlin in Hänner. | Bild: Alexander Jaser

Sägewerk Jehlin macht an einem anderen Standort weiter

Die Zukunft des Sägewerkes liegt an einem anderem Standort. Dort, wo in Hänner das Sägewerk Bachmutter betrieben wurde, laufen nach der Genehmigung des Abfallverwertungskonzeptes durch das Landratsamt Waldshut seit etwa zwei Wochen die Abbrucharbeiten der alten Produktionshalle – um seiner Vision eines modernen und zukunftsfähigen Sägewerkes Platz zu machen. „Das alte Gebäude wurde von der Brandschutzversicherung nicht akzeptiert, da es nicht mehr den Vorschriften entsprach – denn ein Sägewerk ist nicht einfach ein Gebäude“, erklärt der 49-jährige Jehlin. „Es besteht aus Fundamenten, Podesten, Maschinen und Elektronik. Meine Philosophie ist es, ein überschaubares und zukunftsfähiges Sägewerk zu errichten, mit dem ich meine Kunden überzeugen und neue Arbeitskräfte als Mitarbeiter gewinnen und motivieren kann.“

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Dabei müsse die Technologie des Werkes exakt auf die Bedingungen des Marktes abgestimmt sein, um in der Zukunft angesichts des großen Konkurrenzdrucks bestehen zu können. „Ich muss genau wissen, was der Holzmarkt verlangt, was ich produzieren möchte und wie groß das Unternehmen daher sein soll“, führt Jehlin aus.

Markus Jehlin führt das Sägewerk seiner Familie in Hänner in der zwölften Generation.
Markus Jehlin führt das Sägewerk seiner Familie in Hänner in der zwölften Generation. | Bild: Alexander Jehlin

Eine neue Produktionshalle mit einem neuen Maschinenpark entsteht

Auf dieser Grundlage verlegt Jehlin die gesamte Produktion vom bisherigen Firmenstandort in eine neue, rund 1700 Quadratmeter große Halle. Dabei gelte es nicht nur das Sicherheitskonzept der Berufsgenossenschaft und die vielfältigen Auflagen der Behörden zu erfüllen, sondern auch ein Konzept für den Maschinenpark des Sägewerkes zu erarbeiten.

Die bestehende Lagerhalle des Sägewerkes Bachmutter wird durch das Sägewerk Jehlin weiter genutzt werden.
Die bestehende Lagerhalle des Sägewerkes Bachmutter wird durch das Sägewerk Jehlin weiter genutzt werden. | Bild: Alexander Jaser

„Ich habe mit meiner 30-jährigen Erfahrung und dem Experten Daniel Braunschweiler aus der Schweiz neun Monate lang an diesem Konzept gearbeitet und die neue Produktionshalle wird um die Maschinen herum gebaut“, erklärt er und verweist auf seine Motivation für diesen Einsatz: „Ein Sägewerk ist ein Lebenswerk, man lebt damit und die ganze Familie muss dahinterstehen.“ Dankbar ist Jehlin dabei auch seiner alten Kundschaft, „die mich während der Durststrecke der vergangenen Monate mit Solidarität unterstützt hat“ – aber auch der Gemeinde Murg um Bürgermeister Adrian Schmidle und die Mitarbeiter des Bauamtes.

Der Produktionsstart soll im Oktober 2026 erfolgen

Die neue Produktionshalle solle bis Weihnachten 2025 stehen, sodass im folgenden Februar oder März eine neue Bandsäge geliefert werden könne, die Bäume bis zu einem Durchmesser von 1,2 Meter zu Brettern, Latten und Kanthölzern verarbeiten könne. Doch nicht nur diese große Anlage, auch Maschinen wie ein sogenannter Säumer für die Herstellung von Dachlatten werde dann geliefert. „Wir müssen alle Maschinen anschaffen, denn es ist nichts mehr da“, erklärt Jehlin ohne zu klagen und hofft auf einen Produktionsstart im neuen Sägewerk im Oktober 2026. Erst in einem späteren Schritt werde die Modernisierung des bestehenden Rundholzlagerplatzes für die Entrindung und elektronische Vermessung der Stämme erfolgen.

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Die Tradition des Sägewerkes Jehlin soll gewahrt werden

Erhalten bleibe hingegen die bestehende Lagerhalle des einstigen Sägewerkes Bachmutter als Zwischenlager für das Holz vor der Auslieferung an die Kunden. Besonders wichtig ist Jehlin, dass auch die Schnittholzlagerhalle und die beiden Trockenkammern am alten Firmensitz weiter genutzt werden. „Es macht keinen Sinn, hier einen Rückbau vorzunehmen und wir brauchen diese Arbeitsstätten, denn daran hängt auch ein Stück der langen Tradition meines Unternehmens“, erklärt der Holzbearbeitungsmechaniker. Eine Tradition, die in dem seit etwa 1800 bestehenden Wasserrecht für den alten Produktionsstandort deutlich wird – „mit diesem Wasserrecht können wir an dieser Stelle heute einen Teil unseres Strombedarfes decken“, erläutert Jehlin.

Die Motivation für seinen Einsatz zieht der verheiratete Vater dreier Kinder aus der Erinnerung an den Brand im Februar 2025: „Wir haben damals als Familie zusammengehalten und haben gesagt ‚Wir schaffen das‘. Auch deshalb kann ich heute sagen, dass mir die Arbeit für das Sägewerk immer noch Spaß macht und ich große Freude an der Arbeit mit dem Werkstoff Holz habe.“