Der Brand des Sägewerks Jehlin im Murger Ortsteil Hänner am 22. Februar 2024 bei dem auch ein Wohnhaus niederbrannte, bedeutete für die Feuerwehrleute eine extreme Herausforderung.

Großbrand in Sägewerk in Murg-Hänner Video: Julia Becker

Wir blicken gemeinsam mit Feuerwehrkommandant Markus Döbele auf den Einsatz zurück.

Wer hatte vor Ort das Kommando?

Markus Döbele ist seit 2022 Gesamtkommandant der Feuerwehr Murg.
Markus Döbele ist seit 2022 Gesamtkommandant der Feuerwehr Murg. | Bild: Alexander Jaser

Für Einsatzleiter Markus Döbele und die sieben beteiligten Feuerwehren war es ein Einsatz von Null auf Hundert. Der 35-jährige Döbele ist seit dem Jahr 2000 bei der Freiwilligen Feuerwehr Murg aktiv – von der Jugendfeuerwehr über die aktive Einsatzmannschaft führte ihn sein Weg 2022 als Gesamtkommandant an die Spitze der Feuerwehr Murg.

Die sieben Feuerwehren aus Hänner, Oberhof, Murg und Laufenburg sowie Rickenbach, Bad Säckingen und Wehr arbeiteten hervorragend zusammen.
Die sieben Feuerwehren aus Hänner, Oberhof, Murg und Laufenburg sowie Rickenbach, Bad Säckingen und Wehr arbeiteten hervorragend zusammen. | Bild: Alexander Jaser

Wie lautete die Alarmierung?

Die erste Alarmierung lautete noch „unklare Rauchentwicklung, das ist nicht selten“, so Döbele. Doch sein Stellvertreter, der in Hänner lebt, gab schon auf seiner Anfahrt zur Feuerwache eine andere Meldung an die Leitstelle: „Das Sägewerk steht im Vollbrand.“

Auch das Technische Hilfswerk war mit schwerem Gerät vor Ort.
Auch das Technische Hilfswerk war mit schwerem Gerät vor Ort. | Bild: Alexander Jaser

Welche Kräfte wurden aufgeboten?

„Das war die Herausforderung: Um 4.38 Uhr morgens ein Alarm, man weiß nicht, was es ist und zehn Minuten später eine solche Lage“, erklärt Döbele am Samstag. „Nachdem zunächst die Abteilungswehren Murg und Laufenburg mit dem Drehleiterwagen anrückten, war sofort klar, dass nachgefordert werden muss.“

Mit den Einsatzkräften aus Murg, Laufenburg, Rickenbach, Bad Säckingen und Wehr waren schließlich sieben Feuerwehren zur Brandbekämpfung im Einsatz. „Einen solchen Großeinsatz mit sieben Wehren kann man nicht proben, das passiert“, so Döbele.

Der Brand wurde auch von der Drehleiter aus bekämpft.
Der Brand wurde auch von der Drehleiter aus bekämpft. | Bild: Alexander Jaser

Wie lief der Einsatz ab?

In das Chaos der ersten Phase galt es schnell Ordnung zu bringen – und das geschah in Hänner sehr zügig und vor allem professionell. Nicht nur wurden die notwendigen Kräfte einschließlich Spezialfahrzeugen und Drohne nachgefordert – „es wurden auch zur Brandbekämpfung die absolut richtigen Maßnahmen ergriffen“, so Döbele.

Die Ortsdurchfahrt in Hänner war für viele Stunden nicht passierbar.
Die Ortsdurchfahrt in Hänner war für viele Stunden nicht passierbar. | Bild: Alexander Jaser

„Es ging mir in der Erstphase so, dass ich dachte, das ist eine ordentliche Nummer“, erklärt er weiter. Den Einsatzort teilte er in drei Abschnitte ein, die Kanäle für den Funkverkehr wurden festgelegt, mit dem Einsatzleitwagen aus Laufenburg der Löscheinsatz organisiert – „als das alles stand, war alles am laufen“, so Döbele weiter.

Was musste verhindert werden?

Von großer Bedeutung waren die Riegelstellungen, die zum Schutz der umstehenden Häuser aufgebaut wurden. Bis etwa zehn Uhr morgens galt es zu verhindern, dass die Flammen auf weitere Gebäude übergriffen. Auch ein Erdgastank musste durch Kühlung unter Kontrolle gehalten werden.

Der Einsatzleitwagen der Feuerwehr Laufenburg in Hänner.
Der Einsatzleitwagen der Feuerwehr Laufenburg in Hänner. | Bild: Alexander Jaser

Die Gebäude waren nicht mehr zu retten.

Wie war die Belastung für die Einsatzkräfte?

Gleichzeitig war auf den Zustand der Feuerwehrleute zu achten. „Unsere Murger Kräfte waren ab halb fünf Uhr morgens im Einsatz – ab etwa zehn Uhr morgens habe ich sie nach und nach aus dem Einsatz raus genommen. Ein Feuerwehrmann wird nie sagen, dass er nicht mehr kann. Erst nach der Ablösung wurde manchem bewusst, wie durch er ist“, so Döbele.

Der Einsatz stellte aufgrund der Begebenheiten hohe Anforderungen an die beteiligten Feuerwehren.
Der Einsatz stellte aufgrund der Begebenheiten hohe Anforderungen an die beteiligten Feuerwehren. | Bild: Alexander Jaser

Sein weiteres Ziel war es, die rund 140 Kräfte im Einsatz etwa alle zwei Stunden durch zu tauschen – „und das haben wir auch geschafft“, so der Einsatzleiter weiter.

Was lehrt der Einsatz in Hänner?

Eines machte der schwierige und gefährliche Einsatz für Döbele deutlich. „Es zeigte sich für jeden einzelnen Feuerwehrmann, dass jede Probe, jede Zusatzausbildung sinnvoll ist. Im Moment der Herausforderung in Hänner hat alles hervorragend funktioniert.“

Der Einsatz in Hänner stellte an alle Einsatzkräfte höchste Anforderungen.
Der Einsatz in Hänner stellte an alle Einsatzkräfte höchste Anforderungen. | Bild: Alexander Jaser

Wie haben die Wehren untereinander agiert?

„Die Zusammenarbeit der sieben Feuerwehren hat hervorragend geklappt – es war, als seien es nicht sieben, sondern eine Feuerwehr gewesen. Auch an Ausrüstung haben wir nichts vermisst, denn wir konnten auch Spezialfahrzeuge von anderen Standorten nachfordern“, lobt der Kommandant ausdrücklich.

Einsatzleiter Markus Döbele lobt die technische Ausrüstung der Feuerwehren.
Einsatzleiter Markus Döbele lobt die technische Ausrüstung der Feuerwehren. | Bild: Alexander Jaser

Eine Einschätzung, die auch Kreisbrandmeister Dominik Rotzinger laut Auskunft von Döbele mit seinem Lob für den Einsatz bestätigte.

Was kam nach der Meldung „Feuer aus“?

Nach Abschluss der Löscharbeiten am Nachmittag galt es ab 18 Uhr Brandwachen einzurichten.

Schlechte Wetter- und Sichtverhältnisse erschwerten den Einsatz in Hänner.
Schlechte Wetter- und Sichtverhältnisse erschwerten den Einsatz in Hänner. | Bild: Alexander Jaser

„Durch die Brandstelle gingen in der Nacht Sturmböen durch – da mussten noch letzte Glutnester gelöscht werden. Seitdem gibt es nur noch Kontrollfahrten und ab Montag gilt es, die Ursache des Feuers zu ermitteln.“

Wie kommen die Feuerwehrleute mit dem Erlebten klar?

Für die beteiligten Feuerwehren war der Einsatz damit noch nicht beendet. Die Fahrzeuge mussten wieder einsatzbereit gemacht werden, unzählige Schläuche kontrolliert und die Schutzkleidung gereinigt werden – und es besteht auch ein großer Gesprächsbedarf bei allen Beteiligten – wurden doch auch fünf Helfer bei dem Einsatz verletzt.

Ebenfalls im Einsatz: Das DRK. Fünf Feuerwehrleute wurden beim Einsatz leicht verletzt.
Ebenfalls im Einsatz: Das DRK. Fünf Feuerwehrleute wurden beim Einsatz leicht verletzt. | Bild: Alexander Jaser

„Wir werden immer wieder sprechen, alles Revue passieren lassen und die Lage und Abläufe nachbesprechen. Der Einsatz ist uns allen sehr nahe gegangen, auch weil die betroffene Familie in unserer Feuerwehr aktiv ist“, so Markus Döbele.

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