Es ist für die Betroffenen nicht weniger als eine Katastrophe, was sich am frühen Donnerstagmorgen im Murger Ortsteil Hänner ereignet hat. Wo eine fünfköpfige Familie lebte, die bereits in zehnter Generation von einem Sägewerk lebte, liegt jetzt alles buchstäblich in Schutt und Asche. Wertgegenstände, Dokumente, Maschinen, Möbel, Hausrat, Kleidung: Alles hat das Feuer zusammen mit dem Wohnhaus und der angrenzenden Betriebshalle vernichtet. Die Polizei spricht von einem Schaden in Millionenhöhe.
Die obdachlose Familie lebt jetzt bei den Großeltern
Mit wenig mehr als sie am Leibe trugen, konnten die beiden Erwachsenen und die drei Kinder ihr Leben retten. Sie kamen fürs erste bei den Großeltern unter, die in einem Wohnhaus gegenüber leben. Kleidung stellte ihnen das Rote Kreuz aus der Kleiderkammer zur Verfügung.

„Die Nachbarn, der ganze Ort steht ihnen jetzt zur Seite“, berichtet Ortsvorsteher Dieter Muck. Mitglieder der örtlichen Guggenmusik Erbsranze-Schränzer haben spontan auf einem Spendenportal eine einen Aufruf gestartet – bis Donnerstagnachmittag brachten innerhalb nur eines Tages 236 Spender mehr als 15.000 Euro zusammen.
„Auch wir als Gemeinde werden die Familie in jeglicher Hinsicht unterstützen“, verspricht Bürgermeister Adrian Schmidle. Er denkt dabei auch an den Papierkrieg, der der betroffenen Familie jetzt nach dem Unglück mit Versicherungen und Behörden bevorsteht. Ein Kindergarten hat Spielzeuge für die drei Kinder gegeben, die all ihre Spielsachen in den Flammen verloren haben.

Es ist eine Katastrophe für die Betroffenen. Und doch hätte alles noch sehr viel schlimmer kommen können, hätten die Feuerwehrleute nicht so beherzt eingegriffen. Als seine Leute an dem im Südlichen Teil des Orts liegenden Sägewerk eingetroffen seien, habe das Betriebsgebäude im Vollbrand gestanden, berichtet der Murger Feuerwehrkommandant Markus Döbele. „Es hatte schon auf das angrenzende Wohnhaus übergegriffen.“
Auf 7000 Quadratmetern überall Holzstämme, Balken, Bretter, Holzschnitzel und Sägemehl
Wohnhaus und Betriebsgebäude befanden sich auf einem 7000 Quadratmeter großen Firmenareal, inmitten von verschachtelten Lagerhallen, in und zwischen denen Holzstämme, Balken, Bretter, Holzschnitzel und Sägemehl lagerten. Keine 30 Meter vom Hauptbrandherd entfernt befand sich der Erdgas-Tank des südlichen Nachbargebäudes.

In solch einer Situation habe es erst einmal nur darum gehen können, den Schaden zu begrenzen und ein weiteres Ausbreiten des Feuers zu verhindern, erklärt Döbele. Zuallererst habe der Erdgas-Tank geschützt werden müssen. Aus den beiden nächstgelegenen Nachbarhäusern wurden vier Familien evakuiert.

„Es klingt merkwürdig: Aber unabhängig vom entstandenen Leid und Schaden war es ein guter Einsatz. Wir haben gehalten, was wir halten konnten“, sagt Döbele, der mit wenigen Stunden Unterbrechung seit dem Alarm am Donnerstagmorgen um 4.38 Uhr auf den Beinen ist.

Wer mit ihm über das Areal des Sägewerks geht, kann riechen und sehen, wie knapp die Katastrophe in Hänner eine viel größere Katastrophe hätte werden können. Hinter dem Erdgas-Tank hat das Feuer am Nachbarhaus gestapelte Holzscheite bereits angekohlt. Bis hierher hatte es Döbele bei einer ersten Erkundung geschafft, bevor ihn die Hitze zur Umkehr zwang.

Für die bis zu 140 eingesetzten Feuerwehrkräfte bedeutete der Einsatz ein hohes Risiko. Insgesamt fünf Helfer zogen sich Verletzungen laut Döbele zu, in ersten Meldungen war nur von zweien die Rede gewesen. Drei Feuerwehrleute erlitten bei Stürzen Blessuren, einer zog sich Verbrennungen am Unterarm zu, auch ein DRK-Helfer wurde verletzt.

Bis Donnerstag zog sich der Einsatz hin. Zuletzt waren am Wohnhaus noch das einsturzgefährdete Dach eingerissen worden, weil es herabzustürzen drohte. Erst um 11.40 Uhr wurde am Donnerstag die Hännemer Ortsdurchgangsstraße, an der das Sägewerk liegt, für den Verkehr wieder freigegeben.
Ein Sachverständiger wird am Montag die Brandstelle begutachten
Die Brandursache ist noch nicht bekannt. Erst am Montag werde ein Sachverständiger die Unglücksstelle begutachten, sagt Polizeisprecher Mathias Albicker. Vorerst bleibt das Brandareal für alle Personen gesperrt.