Karin Brogle aus Eggingen ist am 10. Juni nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 71 Jahren verstorben. Neben ihrer Familie trauern auch Sängerinnen und Sänger am Hochrhein um eine besonders engagierte Künstlerin.

Für ihr Engagement wurde sie mit der Stauffermedaille, der Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg und der Kreismedaille in Silber des Landkreises Waldshut ausgezeichnet.

Viele Trauernde nehmen Abschied

Während eines Trauergottesdienstes in der Kirche Sankt Gallus Eggingen mit Pastoralreferent i.R. Konrad Sieber wurde die Möglichkeit, Abschied zu nehmen, rege genutzt, viele Trauernde mussten stehen. Sowohl der Singkreis Eggingen als auch der Gesangverein Erzingen waren beim Trauergottesdienst in großer Zahl anwesend und trauerten um ihre Chorleiterin Karin Brogle.

Es sprachen Vertreter des Singkreises Eggingen, der Grundschule Eggingen und des Badischen Chorverbands gemeinsam mit dem Chorverband Hochrhein. Die Urnenbeisetzung fand später im Familienkreis auf dem Friedhof Eggingen statt. Zur Familie gehören Ehemann Josef, Sohn Michael und Alexandra mit Selina, Timo, Rebekka, Eleanor und Lenja, Sohn Markus und Marion mit Jakob, Johannes und Maria Rosa.

Eine große Trauergemeinde trauert um Karin Brogle aus Eggingen, die nach kurzer, schwerer Krankheit mit 71 Jahren verstarb.
Eine große Trauergemeinde trauert um Karin Brogle aus Eggingen, die nach kurzer, schwerer Krankheit mit 71 Jahren verstarb. | Bild: Yvonne Würth

Nachdem sie ihre Mutter und ihre Schwester bis zu deren Tod gepflegt hatte, begann Karin Brogle das Malen als neues Hobby und auch als Erinnerung an ihre Schwester. Sie nahm an Ausstellungen teil, auch konnte man ihre Kunst in ihrem ehemaligen Elternhaus anschauen.

Gründungsmitglied des Singkreises Eggingen

Karin Brogle war zusammen mit ihrem Mann Josef Brogle und Rektor Hans-Wolf Kaczmarczyk Gründungsmitglied des Singkreises Eggingen im Jahr 1977. Sie wurde in zwei Lehrgängen 1987 und 1988 Vizechorleiterin, leitete den Frauenchor des Singkreises und übernahm das Chorleiteramt 2002 von ihrem Vorgänger Hans-Wolf Kaczmarczyk. Sie kümmerte sich um den Gesangsnachwuchs in der Grundschule Eggingen und gründete und leitete den Schulchor. 2002 wurde sie Ehrenmitglied des Singkreis Eggingen nach 25 aktiven Jahren.

Sie engagierte sich seit 1988 bis zu ihrem Tod sehr für Chöre, die aufgrund fehlender Sängerinnen und Sänger oder fehlender Chorleitungen vor der Auflösung standen und stellte sich auch mehrfach als Chorleiterin zur Verfügung, sowohl für Kinder-, Jugend-, als auch Erwachsenen-Chöre. Das von ihr gestaltete 14-tägige Singen mit Senioren in Erzingen mit gelegentlichen kleinen Ausflügen in die nähere Umgebung war für die Senioren und besonders auch für demenzkranke Personen eine emotionale Bereicherung.

Großes Engagement im Chorverband

Im Chorverband Hochrhein wurde sie 1994 zur Frauen- und Pressereferentin gewählt, ihr Mann Josef Brogle war dort Präsident. Sie erstellte 1995 halbjährlich die Sängerzeitung „Hochrheinklang“. Seit 1997 betreute sie die Geschäftsstelle des Chorverband Hochrhein (damals Hochrhein-Sängerbund), war für die Ehrungen zuständig, schrieb Reden für diverse Anlässe und versorgte die örtliche Presse sowie die damalige Badische Sängerzeitung, heute „Baden Vokal“ mit Artikeln. Sie organisierte und betreute Gala-Konzerte, Abend-Sing-Wochen, das Festival der jungen Chöre, Kirchenkonzerte, Chorgruppenkonzerte, Kritiksingen und Probenwochenenden.

„Der Badische Chorverband verliert mit Karin nicht nur sein Ehrenmitglied, sondern auch einen Menschen, der seinen Dienst dem Chorverband stets zur Verfügung gestellt hat, und zwar in einem solch großen Maße und mit so viel Engagement, das nicht selbstverständlich ist“, erinnerte Vizepräsident Wolfgang Denecke vom Badischen Chorverband an die Eckpunkte des sozialen Engagements von Karin Brogle.

Bereits 1994 vertrat sie den damaligen Hochrhein-Sängerbund (heute Chorverband Hochrhein) in den Gremien des Badischen Chorverbands als Frauenbeauftragte und Pressereferentin, später wurde sie zur Frauenbeauftragten gewählt.

In Seminaren gibt sie ihr Wissen weiter

Sie wurde beliebt durch Seminare und Workshops, darunter „Reden im Verein“, „Aufgaben einer Chorsprecherin“ und dem aktuell noch immer relevanten Thema der Sängerinnenwerbung. Bis 2012 leitete sie vier überregionale Frauen-Chor-Festivals in Wutöschingen, Ötigheim, Ladenburg und Graben-Neudorf.

Sie organisierte und leitete jährlich Tagungen der Frauenreferentinnen in Baden mit Fachvorträgen sowie Spiel und Tanz. „In diesen Tagungen erarbeitete sie mit den Teilnehmerinnen diverse Handreichungen, Anleitungen und Exposés, die noch heute auf der Homepage des Badischen Chorverbandes zu finden sind und erarbeitete Vorschläge für das Präsidium des Badischen Chorverbandes wie die Initiative für die verbandliche Veranstalterhaftpflicht-Versicherung und die Freistellung für Kinder und Jugendliche von den GEMA-Gebühren“, so Wolfgang Denecke.

Er trat im Schwarzwald-Baar-Chorverband als Frauenreferent bei, auf ihr Betreiben wurde der Begriff Frauenreferentin in Gleichstellungsbeauftragte geändert und in der Satzung des Badischen Chorverbands verankert. 2016 schied sie aus dieser langen und erfolgreichen Zusammenarbeit als Ehrenmitglied aus dem Präsidium des Badischen Chorverbandes aus.

Ihre Veranstaltungen waren immer professionell organisiert

„Legendär war ihre professionelle Organisation von Veranstaltungen jeglicher Art. Auch im gastronomischen Bereich war alles genau geplant und durchgetaktet. Egal, wie voll die Halle war, jeder bekam seinen Platz und Essen und Getränke wurden im Handumdrehen serviert“, lobte Wolfgang Denecke.

Als Beauftragte für die Felix-Auszeichnung für das Singen in Kindergärten veranstaltete sie Seminare für die Aus- und Weiterbildung von Erzieherinnen und verlieh Kindergärten die Felix-Auszeichnung des Deutschen Chorverbands.

Ihre eigene Philosophie beschrieb Karin Brogle einst in einem Interview mit dem SÜDKURIER (2018): „Mein Anliegen ist, Menschen in Harmonie zusammenzuführen, wobei Singen für mich zu 50 Prozent aus Gesang und zu 50 Prozent aus aktiver Gemeinschaft besteht. Erfolgreiche Konzerte geschehen ohne Mammut-Proben, wenn das Klima im Verein stimmt.“ Diese Worte spiegeln ihren Umgang mit Musik wider – als Ausdruck von Menschlichkeit, Harmonie und Verbundenheit.

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