Johann König ist eine Konstante in der deutschen Comedy-Szene. Mit seiner brüchigen Stimme wirkt er fast so, als wolle er gar nicht auf die Bühne. Aber genau dort gehört er hin. Aktuell tourt er durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Am 5. Mai kommt er nach Bad Säckingen. Unsere Zeitung hat ihn zwischen Remchingen und Mosbach zum Telefon-Interview erreicht. Ein Gespräch über lustig sein als Beruf und Erinnerungen an die Trompeterstadt.
Herr König, es geht wieder los: Sie dürfen wieder auf Tour sein. Fühlen Sie sich gut oder schon wieder zu gestresst?
Beides. Es ist stressig, weil ich mehr auf Tour bin als sonst und viele verschobene Termine nachhole. Aber es ist natürlich total schön wieder vernünftig arbeiten zu können. Ich bin dankbar, dass es wieder losgeht. Es fühlt sich sehr gut an. Ich habe zwei Jahre hinter mir, in denen ich viel Zuhause war und viel im Weg gestanden bin. Jetzt sind alle froh, dass der Vater wieder losfährt...
...und vermutlich genauso froh, wenn er ab und an wieder nach Hause kommt.
Stimmt. Aber im Ernst: Es war eine Herausforderung. Ich war 20 Jahre auf Tour und dann war plötzlich gar nichts mehr. Das war ein Schock.
Haben Sie in dieser Zeit überlegt beruflich etwas anderes zu machen?
Ich bin gelernter Krankenpfleger und hätte irgendetwas Pädagogisches gemacht. Aber das waren nie ernsthafte Gedanken. Ich habe Fernseh-Aufzeichnungen gemacht, unter anderem bei Dieter Nuhr. Ohne live Publikum! Das war als würde ich allein Zuhause in der Küche einen Witz erzählen. Aber das hat mich über die Pandemie gerettet.
Umso schöner ist es, dass Sie jetzt wieder vor Publikum auftreten dürfen. Am 5. Mai kommen Sie ins Bad Säckinger Gloria-Theater. Erinnern Sie sich noch an das vergangene Mal als hier waren?
Das ist doch schon länger her. 2013 müsste das gewesen sein. Ein Moment ist mir gut in Erinnerung geblieben: Ich habe ein Bild gemacht vor dem Gloria-Theater und dort stand „Johann König – ausverkauft“. Da war ich ganz stolz. Wenn ich bald wieder komme, werde ich durch die Stadt und über die Holzbrücke laufen. So bekomme ich ein Gefühl für den Ort. Mal schauen was mir begegnet. Vielleicht baue ich daraus auch spontan Sachen in mein Programm ein.
Apropos Programm. „Jubel, Trubel, Heiserkeit“ heißt ihre Tour, mit der Sie auch nach Bad Säckingen kommen. Ohne zu viel zu verraten: Was erwartet das Publikum?
Es geht um alles und nichts. Ich bin anders als früher, vor zehn Jahren, als ich zuletzt hier war. Es ist ein persönliches Programm, ich erzähle viel von Zuhause. Und ich benutze verschiedene Formen: Ich mache Stand-Up, ich sitze, ich tanze, ich singe, trage Gedichte vor und es gibt sogar eine Hulahoop-Nummer. Und ich rede auch über Corona, weil wir alle unsere Erfahrungen damit gemacht haben. Aber so ein Programm ändert sich immer. Man muss die Freiheit haben jederzeit etwas zu ändern. Wenn was passiert, was alle mitkriegen, kann man es nicht ignorieren.
Wie funktioniert das generell ein Bühnenprogramm zu schreiben? Haben Sie eine bestimmte Arbeitsweise?
Ich arbeite ohne andere Autoren und das immer gleich. Ich setze mich hin und denke nach und dann überlege ich: Ist das lustig? Und dann probiere ich das vor Leuten aus. Das Ganze ist viel Schreibarbeit, oft kommt es auf Kleinigkeiten an. Stellt man zwei Wörter um, ist es manchmal schon nicht mehr lustig. Das ist mein Beruf und ich muss die Sache ernst nehmen. Ich nehme das Lustige erst, aber nicht wichtig.
Das klingt tatsächlich nüchtern und sachlich nach fast normaler Arbeit.
Ich sehe mich als Kulturdienstleister. Wenn mich jemand nicht lustig findet, bin ich deswegen nicht beleidigt. Aber dankbar, wenn es funktioniert und ich die Leute zum Lachen bringen kann. Und ich bin kein politischer Kabarettist. Niemand erwartet von mir tagesaktuell zu sein. Aber das Gebot der Zeit ist es flexibel zu bleiben.
Möglichst aktuell bleiben und gleichzeitig lustig sein, geht das in unserer krisenvollen Gegenwart überhaupt?
Die Leute wollen lachen und brauchen die Ablenkung. Es ist natürlich wichtig, dass man an einem Abend in eine andere Welt abtauchen kann. Egal ob das im Kino, im Theater, mit Musik oder eben mit Comedy passiert. Wenn wir nur Nachrichten gucken, drehen wir alle durch. Lachen ist gesund. Eigentlich müsste es die Eintrittskarte auf Rezept geben.