Die Krähen sind wieder da – wie jedes Jahr – hoch droben in den Bäumen Bad Säckingens. Ihrem Nachwuchs bauen sie dort ein schönes Zuhause. Vor allem in den Wipfeln der Laubbäume entlang der Hauensteinstraße und der Gießenstraße, der Rheinallee, der Fricktalstraße, des Hebelwegs und der Dürerstraße finden sich manchmal mehr als zehn Nester pro Baum. Das Problem: Unterhalb der Gelege sind Gehwege und Autos mit Kot, Laub und Ästen verschmutzt.
Was sagen die Anwohner?
Für die befragten Anwohner oder Parker in der Hauenstein- und der Gießenstraße scheinen die Vögel kein echtes Problem zu sein. Für Karin Huber ist es sogar ein schönes Schauspiel: „Von meinem Balkon aus beobachte ich, wie sie ihre Nester bauen, das ist richtig spannend“, meint sie. Waltraud Gmeiner aus der Schweiz, die oft dort parkt, erklärt: „Ich fühle mich lebendig, wenn ich die Krähen höre, das ist doch schön. Die wollen doch auch leben und ich sehe sie gerne.“
Was sagen die Autofahrer?
Überhaupt scheint sich hier etwas geändert zu haben. Klagten in der Vergangenheit die Autofahrer oft über verschmutzte Windschutzscheiben, scheint hier mittlerweile Gelassenheit eingekehrt zu sein. „So schlimm ist das nicht, ich krieg‘s ja locker wieder sauber“, sagt Autofahrer Roland Busam.

Was sagt die Stadt Bad Säckingen zu den Vögeln?
Bei Ralf Däubler, Sachgebietsleiter Energie und Umwelt der Stadt Bad Säckingen, sind in den letzten drei Wochen keine Beschwerden über die Vögel eingegangen. Er weist darauf hin, dass der Handlungsspielraum der Stadt ohnehin sehr begrenzt sei, denn zuständig sei die Naturschutzbehörde beim Landratsamt Waldshut.

Können die Vögel vertrieben werden?
Dennoch sei die Stadt seit vielen Jahren mit dem Thema beschäftigt und bemühe sich darum, die Vögel nicht anzulocken. „Sie sind sehr anpassungsfähig und unheimlich clever, man darf ihnen zum Beispiel im Mülleimer oder auf einem Schulhof keine Nahrung bieten“, führt er aus.

Ohnehin dürfe nichts unternommen werden, was die Vögel beeinträchtige: „Wie alle Singvögel, stehen auch die Krähen unter Naturschutz, es darf generell nichts unternommen werden, was sie beeinträchtigt.“
Erfolge seien jedoch dadurch erzielt worden, dass beim Zurückschneiden der hohen großkronigen Laubbäume gezielt der Nestbau erschwert werde. „Ein Patentrezept gibt es jedoch nicht und auf keinen Fall sollte man die Vögel füttern“, meint Däubler.

Was sagt der Vogelexperte?
Robin Wegner, Vorstandsmitglied des Naturschutzbundes (NABU) in Görwihl, ist Lehrer und Biologe. Als Ornithologe ist er für das Saatkrähenmonitoring in Bad Säckingen zuständig – das heißt, er zählt jährlich anhand der Nester die Zahl der Brutpaare in Bad Säckingen.

„2022 waren es 96 Brutpaare, im letzten Jahr sogar 112, vermutlich werden es in diesem Jahr noch einige mehr sein, das Monitoring erfolgt jedoch erst im April“, führt er aus.
Warum kommen die Saatkrähen immer wieder?
Durch den Rückschnitt der Bäume habe es im letzten Jahr in der Hauensteinstraße keine Saatkrähen gegeben, doch nun seien sie wieder da. „Die Vögel können über 30 Jahre alt werden und lassen sich nur schwer verbrämen“, meint Wegner und weist darauf hin, dass sie von Jahr zu Jahr bestehende Nester als Grundlage für neue Nester benutzen.
Weshalb nisten auf den Bäumen so viele Saatkrähen?
„Dabei brüten die Saatkrähen zum eigenen Schutz in Kolonien, während die Rabenkrähe ein Einzelbrüter ist. Kolkraben gibt es in Bad Säckingen ohnehin nicht“, erläutert er weiter. Zum Glück, so Robin Wegner weiter, „sind die Saatkrähen heute nicht mehr im Bestand gefährdet“ und freut sich trotz Kot und lautem Krächzen über die Vögel.
Was wünscht sich der Fachmann?
„Saatkrähen sind hochintelligente Tiere und wir sollten uns darüber freuen, dass sie da sind. Wir Menschen reisen gerne mit dem Flugzeug nach Bali, um dort die schöne Natur zu erleben, hier verdrängen wir sie, weil sie uns auf die Nerven geht“, meint er abschließend und hofft auf Verständnis für die Saatkrähen.