Nun also doch: Fast zwei Jahre, nachdem die Fusionsgespräche zwischen der Volksbank Rhein-Wehra und der Volksbank eG (Villingen, Offenburg und Singen), die sich selbst „Die Gestalterbank“ nennt, ohne Ergebnis beendet wurden, melden die beiden Geldinstitute am Donnerstag überraschend Vollzug: Vorbehaltlich der Zustimmung der beiden Mitgliedervertreterversammlungen im Mai wird es künftig eine gemeinsame „Volksbank eG – Die Gestalterbank“ geben.

Selbständigkeit oder Zusammenschluss?
„Wir hatten die Wahl: Selbständigkeit um jeden Preis oder ein Zusammenschluss, der uns weiteres Wachstum ermöglicht“, so Werner Thomann, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Rhein-Wehra. Mit einer Bilanzzsumme von über 12,5 Milliarden Euro entsteht eine der zehn größten Genossenschaftsbanken Deutschlands. Genauer lasse sich das nicht sagen, da derzeit im Bankensektor viele Fusionsgespräche laufen, erklärt Alexander Müller, Vorstand der „Gestalterbank“. „Größe ist allerdings kein Selbstzweck“, so der 50-Jährige, der auch Vorstandschef der neuen Bank werden soll. Zum Vergleich: Die Volksbank Rhein-Wehra bringt eine Bilanzsumme von 1,5 Milliarden Euro in die Ehe ein, bei der Gestalterbank sind es 11 Milliarden Euro.
Eigene Standortprofile stärken Zusammenschluss
Wie die beiden Vorstandschef betonen, werde die Volksbank Rhein-Wehra als kleinerer Juniorpartner nicht einfach geschluckt. „Jede Teilbank hat ihre eigenen Spezialitäten“, erklärt Müller. Diese regionalen Eigenständigkeiten sollen einen gemeinsamen Mehrwert erbringen. Dies gilt nicht nur für den Standort Bad Säckingen. Erst 2020 war die „Gestalterbank“ aus dem Zusammenschluss der Volksbanken Villingen und Offenburg enstanden.
Fusion soll Wachstum bringen
Das Ziel der Fusion: Weiteres Wachstum und Potentiale dafür nutzen. „Wir wollen mit dem Mittelstand mitwachsen“, so Werner Thomann. So soll die größere Bank von der dynamischen Entwicklung im benachbarten Sisslerfeld profitieren. „Hier wird eine halbe Milliarde Euro investiert und es entstehen in den nächsten Jahren 18.000 Arbeitsplätze.“ Mit dem größeren Partner könne die Volksbank auch die Finanzierung größerer Projekte begleiten, meint Thomann. „Wir müssen deutlich größer sein, wenn wir diese starke Entwicklung mitgehen wollen“, betont Thomann die Notwendigkeit der Fusion. Zwar seien die großen Pharmakonzerne nicht unbedingt Kunden einer Genossenschaftsbank, dafür aber Zuliefer- und Handwerksbetriebe. Und auch die künftigen Beschäftigten seien natürlich willkommene Kunden.
Direkte Verbindung in die Schweiz
Die Gestalterbank aus dem Schwarzwald und der Ortenau verspricht sich ihrerseits von der Fusion mit der Bad Säckinger Bank Vorteile: Beispielsweise durch das Know-How und einen strategisch wichtigen, direkten Zugang zum Schweizer Geldmarkt. „Mit dem Zusammenschluss können wir Angebote schaffen, die sonst nur ganz große Anbieter schaffen können“, so Alexander Müller. Die neue Gestalterbank verstehe sich aber „nicht als regionale Großbank, vielmehr als große Regionalbank.“
Alle Stellen bleiben erhalten
Wie die beiden Bankdirektoren betonen, ist mit der Fusion kein Stellenabbau verbunden. „Niemand wird seinen Arbeitsplatz verlieren“ verspricht Müller. Ganz im Gegenteil: „Wir werden mehr Mitarbeiter benötigen.“ Nicht gerüttelt wird auch am Neubau der Bad Säckinger Bank an der Friedrichstraße: Für 26 Millionen Euro entsteht auf dem früheren Kestenholz-Areal ein neues Bankgebäude. Zwar werde Bad Säckingen kein offizieller Sitz der Genossenschaftsbank, aber ein wichtiger Standort, plant Müller keine Zentralisierung der Strukturen.
Und warum hat die angestrebte Fusion nicht schon vor zwei Jahren geklappt? Alexander Müller hat in der damaligen Situation für die Banken „multiple Krisenherde“ ausgemacht: Die Folgen der Corona-Pandemie, der Beginn des Ukraine Kriegs und der beginnende Zinsanstieg. Vor diesem Hintergrund „wäre eine Fusion zum damaligen Zeitpunkt schief gegenagen“, zumal die Gestalterbank die Fusion 2020 zum damaligen Zeitpunkt noch nicht verdaut habe. „Wir haben die Gespräche damals nicht abgebrochen, sondern nur die Pause-Taste gedrückt“, ergänzt Thomann. Der Kontakt wurde aufrechterhalten.
Der Zusammenschluss mit der Bank vom Hochrhein soll nun im Lauf des Jahres vollzogen werden, bilanztechnisch wird die Fusion sogar rückwirkend zum 1. Januar 2024 wirksam. Damit ersparen sich die beiden Banken getrennte Teilbilanzen, sondern können gleich eine gemeinsame Bilanz für 2024 erstellen. Als Datum für die „technische Fusion“ – also wenn sämtliche Konten umgestellt und die Systeme zusammengeschaltet werden – ist der 23. November vorgesehen.