Gleich mehrere Faktoren haben das Gewinnergebnis der Bürgerenergie Südschwarzwald schrumpfen lassen. Der Jahresüberschuss der Genossenschaft hat sich für das vergangenen Jahr mehr als halbiert. Die Monatsertragswerte für alle Anlagen der Bürgerenergie waren außer in den Monaten September und Oktober unterdurchschnittlich. Wie im ganzen Land, wie Dirk Scheffner als Vorstandsmitglied der Bürgerenergie und Geschäftsführer der Stadtwerke einordnete. Gegenüber dem herausragenden Jahr 2022 gab es im vergangenen Jahr nämlich deutlich weniger Sonnenstunden. Die Folge: Die Rendite und die Dividende der Bürgerenergie-Genossenschaft sind erstmalig unter die eigenen Zielsetzungen von zwei Prozent gerutscht.

Bürgerenergie betreut 28 PV-Anlagen

Für die Energiegenossenschaft scheint derzeit eine Wachstumsgrenze erreicht. 28 Anlagen sind im Bestand, die im Schnitt pro Jahr knapp ein Megawatt (MW) Strom geliefert haben. „Damit können zwischen 300 und 400 Haushalte in der Stadt versorgt werden“, sagte Vorstandssprecher Alexander Guhl. Die Motivation der Bürgerenergie-Genossenschaft ist weiterhin an der Energiewende vor Ort teilzunehmen.

Privateigentümer haben das Potenzial für ertragreiche Solaranlagen erkannt, der Solarboom geht unvermindert weiter: Im Jahr 2023 gingen in Bad Säckingen über 200 Anlagen ans Netz – mit einer Gesamtleistung von 3,9 MW/p.

Auch bei den Industrie- und Gewerbeunternehmen ist die Nutzung der Sonnenenergie mittlerweile ein Dauerthema, dort fallen die positiven Entscheidungen derzeit unter Effizienzkriterien. Aber damit seien die Grenzen des Wachstums für die Bürgerenergie aktuell erreicht, so Scheffner.

Windkraft für Bürgerenergie wohl kein Thema

Eine Einbeziehung von Windkraftanlagen um die Trompeterstadt herum scheidet nahezu aus – „Der Wind ist flau“, so das Stadtoberhaupt Guhl. Auf Bad Säckinger Gemarkung sind deshalb auch keine Potenzialflächen in Planung.

Was bleibt, ist eine mögliche Beteiligung des von den Stadtwerken geplanten Solarparks mit Freiflächen-Photovoltaik im Gebiet Trottäcker, „aber da sind wir erst ganz am Beginn des Verfahrens“, so Scheffner. Hier soll bis 2026 der größte Solarpark des Landkreises Waldshut entstehen. Als Guhl konkreter wurde, wurden die Pläne für eine 4-MW-Anlage von den anwesenden 37 Mitgliedern gutgeheißen. Für die Bürgerenergie bedeute dies aber „ein paar Jahre Stillstand“, so Guhl.

In der Generalversammlung der Bürgerenergie Südschwarzwald mussten die Vorstandsprecher (von links) Dirk Scheffner und Alexander Guhl ...
In der Generalversammlung der Bürgerenergie Südschwarzwald mussten die Vorstandsprecher (von links) Dirk Scheffner und Alexander Guhl sowie Aufsichtsratsvorsitzender Werner Thomann den Mitgliedern von einem schwachen Jahr berichten. | Bild: Gerd Leutenecker

Als die damalige Bürgerenergie Bad Säckingen vor 13 Jahren gegründet wurde, war die Renditekonkurrenz für Investitionen im Photovoltaik-Bereich zu denen auf dem Kapitalmarkt noch gut. Die Wachstumsfelder außerhalb der Stadtgrenzen wurden mit einbezogen, daher auch die Umbenennung in Bürgerenergie Südschwarzwald. Daran erinnerten Guhl wie auch Scheffner.

Dachflächen zum Pachten werden rar

Das Potenzial durch in Kommunalbesitz befindliche Dächer ist nahezu erschöpft. Zwar ist auf dem Scheffel-Gymnasium eine neue effiziente Anlage hinzugekommen, die ging aber erst Mitte März in Betrieb. Knapp 75 Prozent der Investition wurden mit Fremdkapital finanziert. Scheffner machte keinen Hehl daraus, dass der zukünftige Finanzbedarf der Bürgerenergie andere Lösungen benötige – sei es mit neuen Beteiligungsmodellen oder einer Aufstockung des Geschäftsguthabens.

Die Wirtschaftlichkeit steht im Mittelpunkt, nicht mehr so sehr der Idealismus. Der Dämpfer kam deutlich bei der Gewinnausschüttung zu Tage, nur 1,2 Prozent werden bei der Gesamtsumme von 12.636 Euro als Dividende verteilt, deutlich unter der eigenen Zielvorgabe von zwei Prozent. Trotz des mageren Jahresüberschusses kam ein einstimmiges Votum zustande.

Reges Interesse: Die Anteilseigner der Bürgerenergie Südschwarzwald haben eine geringere Dividendenausschüttung bei der ...
Reges Interesse: Die Anteilseigner der Bürgerenergie Südschwarzwald haben eine geringere Dividendenausschüttung bei der Generalversammlung einstimmig akzeptiert. | Bild: Gerd Leutenecker

Mehr Dächer von Privateigentümern für weitere Anlagen anzumieten, sei zwar gewünscht, es mangele aber an Angeboten. Co-Vorstandssprecher Dirk Scheffner appelliert an die Mitglieder der Bürgerenergie: „Sie kennen Flächen, dann teilen sie es uns mit.“

Was die Bürgerenergie wieder auf den Wachstumspfad bringen könnte, ist eine Hinwendung zu Finanzierungsalternativen. Wie der Ertrag letztlich ausfällt, liegt aber weitgehend am Wetter: Im laufenden Jahr scheint sich der Ertrag der Photovoltaikanlagen wieder eher dem vergangenen Jahr anzugleichen.