Das Stück ist so komisch wie unheimlich: Da kommen drei Diktatoren-Gattinnen vor einer Pressekonferenz hinter den Kulissen zusammen, um über die Verfilmung ihres Lebens zu reden. „Frau Margot“ (Honecker) bestellt ständig eine Cola und hält ihren Erich hoch, und sei es auch nur als Urne: „Es kommt die Zeit, da wird mein Mann wieder gebraucht!“
„Frau Imelda“ (Marcos) rümpft die Nase über die anderen Damen aus der Weltpolitik, vermisst die Blumenmeere, die sie sonst bei ihren Auftritten um sich hat und meint zynisch über verschwundene und getötete Menschen: „In der Oper sind das große Momente“.
„Frau Leila“, die „Königin von Karthago“ (in der sich Figuren und Charaktere der Tunesierin Leila Ben-Ali, der Ägypterin Suzanne Mubarak und der Syrerin Asma al-Assad mischen) jammert auf hohem Niveau: „Auf einmal sind wir Dreck! Drei Mal die Woche rief der französische Präsident bei uns an... Jetzt dürfen wir nicht mal mehr französischen Boden betreten.“
Drei egomanische, fotogene Frauen despotischer Männer. „Frau Leila“ könnte sich vorstellen, von Nicole Kidman gespielt zu werden. „Frau Imelda“ hält viel auf ihre 3000 Paar Schuhe und ihre schussfesten BHs. Und „Frau Margot“ sächselt ostalgisch : „Ich bin keine Frau, ich bin eine Idee“.
Es sind dankbare Kunstfiguren vor einem realen Hintergrund mit historischer Basis. Sie sitzen auf Stühlen und einem Sofa, machen Smalltalk, erinnern sich an große Zeiten, plaudern über Stalin, Castro, Handküsse von Mao. Ein Wortkunstwerk satirischer Art, ein Konversationsstück mit Gesangseinlagen (von „Frau Imelda“) und viel Ex-First Lady-Flair.
Es herrscht Zynismus bei diesem bösen Spiel, das in der konzentrierten Regie von Günter Kraus mit dialogischem Wortwitz, komischen Pointen und Boshaftigkeiten gekonnt inszeniert ist. Das Schauspielerquartett Hilde Butz („Frau Margot“ mit lila Perücke und Ossi-Jargon), Renate Kraus (als hochnäsige, rotbeschuhte „Frau Imelda“) und Sandra Lutz (eine Diana aus dem Morgenland oder Soraya-Schönheit) treffen auf Gottfried (Detlef Bengs), den Dolmetscher, der mehr Dompteur ist. Er übersetzt absichtlich falsch, interpretiert das Gesagte und verkehrt es ins Gegenteil – um diplomatische Verstimmung zu verhindern.
Das ist herrlich komisch und unterhaltsam. Zumal das Damentrio in den dubiosen Rollen der machtbesessenen Frauen über gehörige Bühnenpräsenz verfügt. Dieser Zickenkrieg im Festspielhaus ist ein sehenswerter Neuanfang nach der Kultur-Pause.