Von „Normalbetrieb“ weit entfernt

Auch wenn die Grenze zur Schweiz seit annähernd vier Monaten wieder geöffnet ist: Von Normalbetrieb kann aus Sicht des Stadtmarketingvereins Pro Bad Säckingen noch lange keine Rede sein, wie dessen Vorsitzende Elisabeth Vogt darstellt.

Es seien deutlich weniger Besucher in der Stadt unterwegs als zu normalen Zeiten. Pro Bad Säckingen geht davon aus, dass aktuell etwa 30 Prozent weniger Schweizer Kunden in die Stadt kommen als vor der Grenzschließung. Aber auch einheimische Kundschaft bleibt aus. Dies deckt sich mit Erhebungen der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hochrhein-Bodensee. Besonders gravierend sind die Folgen der Corona-Krise demnach in den Innenstädten, so IHK-Hauptgeschäftsführer Claudius Marx.

Das sieht auch Elisabeth Vogt so. Insbesondere sei der Spaßfaktor beim Einkaufen ein Stück weit abhandengekommen: „Das Schauen, Probieren und die Lust auf Beratung fehlen merklich bei den Kunden.“ Die Gastronomie habe nach Ende der Freiluft-Saison mit geringen Flächenkapazitäten zu kämpfen. Im Eventbereich verhielten sich die Gäste oft ängstlich und zurückhaltend, „während andererseits teilweise gefeiert wird als gäbe es kein Virus„, so Elisabeth Vogt. Erschwerend kommt hinzu, dass Frequenzbringer wie die Bad Säckinger Märchentage aufgrund der Corona-Regelungen nicht stattfinden konnten.

Der Betrieb in der Innenstadt hat erheblich nachgelassen: Das Einkaufsvergnügen hat unter den Corona-Folgen massiv gelitten.
Der Betrieb in der Innenstadt hat erheblich nachgelassen: Das Einkaufsvergnügen hat unter den Corona-Folgen massiv gelitten. | Bild: Susanne Eschbach

Einbrüche von bis zu 95 Prozent

Aber egal ob Innenstadt-Lage oder Standort im Außenbereich – Corona hat jede Firma in Bad Säckingen in Mitleidenschaft gezogen. Das gilt besonders für die dreimonatige Lockdown-Phase. In einigen Fällen seien die Umsätze bis zu 95 Prozent eingebrochen, so Vogt.

Der Negativtrend betreffe nahezu alle Bereiche von Handel und Gewerbe. Besonders hart sei die aktuelle Situation allerdings für Hotel- und Gastronomiebetriebe, Tourismus- und Reisebüros, Event-, Musik- und Unterhaltungsbranche sowie die Werbebranche. Auch die Bekleidungsbranche, die Kfz-Händler, aber auch Dienstleister aller Art zählt Vogt zu den Verlierern der Corona-Pandemie mit ihren Folgeerscheinungen.

Profitiert hätten derweil der Online-Handel, aber auch Baumärkte und die Fahrradbranche. Denn mit den Beschränkungen des öffentlichen Lebens hat ein Trend im Bereich Wohnungs- und Gartengestaltung eingesetzt. Außerdem hat es die Menschen verstärkt zu sportlichen Aktivitäten ins Freie gezogen.

Situation bleibt ernst bis bedrohlich

Die zwischenzeitliche Entwicklung variiert je nach Branche, sagt Vogt. So befänden sich einige Firmen in der Stadt wieder auf einem ähnlichen Umsatzniveau wie vor der Grenzschließung. Andere seien noch immer bei 40 bis 80 Prozent des Normalniveaus. Gerade kleine Geschäfte und Gastronomiebetriebe hätten es schwer – einerseits dass sich Kunden wieder sicher und wohl fühlen, andererseits aber auch durch die Beschränkungs-Regelungen, wodurch etliche Betriebe kaum genug Besucher einlassen könnten, um die entstehenden Fixkosten zu decken, so Vogt.

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Sehr viele Betriebe befinden sich aktuell noch in Kurzarbeit, schildert Elisabeth Vogt: „Sollte ein neuer Lockdown eintreten, sieht es für viele Unternehmen existenzbedrohlich aus.“ Derzeit gehe es bereits bei vielen ans Eingemachte, und ein Aufwärtstrend erwarten die meisten Unternehmen in der Stadt vorerst nicht. Für das laufende Jahr dürften die Umsätze bestenfalls bei etwa 40 Prozent des Vorjahresniveaus liegen, schätzt Elisabeth Vogt. Das Stimmungsbild der Mitgliedsbetriebe von Pro Bad Säckingen zeige: „Die meisten rechnen mit einem dauerhaften Einbruch auch im Jahr 2021.“

Drei Betroffene berichten

„Sollte ein neuer Lockdown eintreten, sieht es für viele Unternehmen existenzbedrohlich aus.“Elisabeth Vogt, Pro Bad Säckingen
„Sollte ein neuer Lockdown eintreten, sieht es für viele Unternehmen existenzbedrohlich aus.“Elisabeth Vogt, Pro Bad Säckingen | Bild: Kanele, Susanne

Gemeinsame Aktion und neue Ideen

Die Probleme im Hinblick auf den Innenstadthandel betreffen alle Kommunen zwischen Lörrach und Konstanz. Daher hat die IHK bereits eine Plattform für den interkommunalen Austausch von Ideen und Konzepten erarbeitet, bei der auch die Trompeterstadt mitwirkt. Darüber hinaus tauschten sich Wirtschaftsförderer und Stadtmarketing-Experten regelmäßig aus, so Vogt: „Die goldene Lösung kann niemand bieten, jedoch lernen wir voneinander. Wir möchten die gesamte Region gemeinsam stützen und voranbringen.“ Wichtig seien die Faktoren Sicherheit und Verlässlichkeit.

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Darüber hinaus hätten aber auch Firmen und Betriebe in Bad Säckingen eigenständige Ideen entwickelt und etabliert: „Liefer- und Botendienste waren recht schnell auf den Weg gebracht, und auch der eine oder andere Onlineshop konnte schnell realisiert werden.“ Die Gastronomiebetriebe interessieren sich für die Nutzung der Außenflächen über den Winter. Hier finden aktuell Gespräche statt.

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Und: Pro Bad Säckingen unterstützt die Mitgliedsbetriebe auch ganz direkt, etwa mit der Rabatt-Aktion „Kauf wo du lebst“, bei der der Kauf von Einkaufsgutscheinen mit zehn Prozent bezuschusst wird. Am 15. Oktober wird die nächste Auflage dieser Aktion starten, kündigt Elisabeth Vogt an.

Und wie geht es weiter?

Prognosen seien dieser Tage extrem schwierig, weil die Gesamtumstände so volatil seien, räumt Elisabeth Vogt ein. Aber so ganz habe Pro Bad Säckingen die Hoffnung nicht aufgegeben, dass nach der Absage der Märchentage wenigstens noch der Weihnachtsmarkt in Bad Säckingen stattfinden kann. Dass er anders sein werde als gewohnt, sei aber absehbar: „Die Stadt prüft aktuell die Möglichkeit eines Weihnachtsmarktwochenendes im Schlosspark unter Verzicht von Alkoholausschank.“

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