Gute Nachricht für 200 von Autismus betroffene Kinder und Erwachsene in den Landkreisen Waldshut und Lörrach sowie deren Angehörige: Die Pro Juve Caritas Jugendhilfe Hochrhein will versuchen, nahtlos die Lücke zu schließen, die mit dem Aus für das Zentrum Autismus-Kompetenz Südbaden (ZAKS) in Bad Säckingen Ende August gerissen zu werden droht. Dies teilte am Donnerstag das Landratsamt Waldshut mit.

„Wir brauchen dieses Hilfsangebot am Hochrhein. Also haben wir als regionaler Träger unseren Hut in den Ring geworfen, um etwas Neues aufbauen zu wollen“, erklärte Caritas Hochrhein-Geschäftsführer Martin Riegraf gegenüber unserer Zeitung. Es sei wichtig, den Betroffenen frühzeitig zu signalisieren, dass es auch nach den Sommerferien weiter ein Angebot geben werde.

„Wir freuen uns, dass unsere Bemühungen zu einem tragfähigen Ergebnis geführt haben und wir mit der Pro Juve Caritas Jugendhilfe Hochrhein gGmbH einen regionalen und leistungsstarken Träger an unserer Seite haben, der sich dieser Aufgabe annimmt“, zitiert das Landratsamt Waldshut, das die Kosten dieses Hilfsangebots zu finanzieren hat, in seiner Pressemitteilung Sozialdezernent Ulrich Friedlmeier.
Bei der Elterninitiative Autismus Hochrhein ist man wegen der neuen Aussichten mehr als erleichtert. „Es könnte uns nichts Besseres passieren. Wir würden eine Fortführung des Angebots freudestrahlend begrüßen. Denn im Augenblick sind wir mehr als verzweifelt“, sagt Sprecherin Monika Grimmecke aus Laufenburg. 2009 sei es der Elterninitiative gelungen, das ZAKS nach Bad Säckingen zu holen.

Bis dahin hätten Eltern, Kinder und Jugendliche zur Therapie den weiten Weg nach Freiburg in kauf nehmen müssen. Dieses würde bei einem Wegfall regionaler Hilfsangebote wieder drohen.
„Autisten reagieren auf Veränderungen bei Personen und Räumlichkeiten sehr empfindlich“
Am liebsten wäre den Eltern, wenn das bestehende Therapieangebot vom bisherigen Personal in den bestehenden Räumen fortgeführt würde. „Einfach deshalb, weil Autisten auf Veränderungen bei Personen und Räumlichkeiten sehr empfindlich reagieren“, begründet dies Grimmecke.

Doch Caritas-Geschäftsführer Riegraf will und kann nicht versprechen, dass die bisherige Arbeit in neuer Trägerschaft eins zu eins weitergeführt wird. Im Augenblick herrsche noch keine Klarheit über das Team und die zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten. Darüber müssten in den nächsten Wochen mit dem zur Verfügung stehenden Fachpersonal, mit dem ZAKS-Träger und mit dem Vermieter der Therapieräume intensive Gespräche geführt werden, um eine Begleitung und therapeutische Unterstützung weiter gewährleisten zu können.
Landkreise und alter Träger uneinig über Kosten
Gespräche wird es auch mit den Landkreisen Waldshut und Lörrach über die Finanzierung geben. Hauptgrund für das Aus des ZAKS war die Insolvenz des bisherigen Trägers. Dieser hatte erklärt, für die kostendeckende Fortführung der Arbeit 110 Euro pro Therapiesitzung berechnen zu müssen. Die Landkreise hatten unter Verweis auf andere Träger nur 90 Euro zugestehen wollen.
Eine Neuverhandlung ist Grundbedingung für die Caritas Hochrhein
Zusammen mit den Landkreisen Waldshut und Lörrach werde die Caritas Hochrhein die Leistungen und die Kostenstruktur noch einmal überprüfen und neu verhandeln, sagte Caritas Hochrhein-Geschäftsführer Riegraf: „Dass wir hierüber in Verhandlungen gehen, war für uns eine Grundbedingung.“
Die Partner kooperieren schon auf vielen Feldern
Ziel müsse sein, soweit möglich die notwendigen Leistungen für die betroffenen Kinder und Jugendlichen und deren Familien zu erhalten und fortzuführen, erklärte das Landratsamt Waldshut. Hierfür sei Pro Juve Caritas ein guter Partner. Als regionaler Leistungserbringer der Jugendhilfe bestehe die Chance einer stärkeren Vernetzung des Angebotes in den Landkreisen und den Schulen. Pro Juve kooperiere schon jetzt eng mit verschiedenen Institutionen in der Region insbesondere psychologischen Beratungsstellen und Fachärzten.
Für die Caritas Hochrhein ist das neue Hilfsangebot zum großen Stück Neuland. „Natürlich war Autismus bei uns als Jugendhilfeträger bisher schon ein Thema, und wir waren damit bereits auch befasst. Allerdings war es bisher keine unserer Kernaufgaben“, sagt Riegraf.