Eine Ausstellung von internationalem Rang eröffnet am Sonntag, 14. April, im Bernauer Hans-Thoma-Kunstmuseum: „Paul Floras Fauna“. Der gebürtige Südtiroler Paul Flora war einer der wichtigsten europäischen Zeichner des 20. Jahrhunderts. Am 15. Mai 2019 jährt sich sein Todestag zum zehnten Mal. Aus diesem Anlass widmet das Bernauer Hans-Thoma-Kunstmuseum dem Künstler eine große Ausstellung, die am 14. April eröffnet und bis zum 28. Juli zu sehen sein wird.
Die Werke, die in Bernau gezeigt werden, stammen direkt aus dem Nachlass des Künstlers. Zur Gestaltung der Präsentation, der man schon jetzt internationalen Rang attestieren kann, standen den Ausstellungsmachern knapp einhundert Arbeiten zur Verfügung. So ist es möglich, einen Überblick über Floras gesamtes Schaffen zu vermitteln. Der Schwerpunkt liegt bei den teilweise farbigen Zeichnungen. Daneben werden auch einige wenige Radierungen ausgestellt. Gezeigt werden sogar Werke aus dem Frühwerk, also Blätter aus den dreißiger und vierziger Jahren, die in der Öffentlichkeit kaum bekannt sind. Im Rahmen der Vernissage wird der Maler und Zeichner Nino Malfatti, der in Berlin und Tirol lebt, in das Werk von Paul Flora einführen.
Einblicke ins Schulleben
1922 im südtirolischen Glurns geboren, besuchte Paul Flora das Gymnasium in Innsbruck, an dem seine Begabung schnell erkannt wurde, die freilich mit den gymnasialen Lehrinhalten wenig zu tun hatte. Über diese Zeit sagte Flora selbst: „Mein Desinteresse an der Schule war kaum zu übertreffen, aber immerhin habe ich die Matura gemacht. Die politischen Verhältnisse waren unerfreulich ...“ Selbst die Münchener Kunstakademie „hat bei dem robusten Tiroler kein bleibendes Trauma hinterlassen“ (Wolfgang Hildesheimer).
Erfolg stellt sich nach Zweiten Weltkrieg ein
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich dann nach und nach das Werk, kam der Erfolg: erste Einzelausstellungen ab 1947 in Österreich, bald auch in Deutschland, etwas später Buch um Buch im Züricher Diogenes Verlag, ab 1957 für vierzehn Jahre politischer Karikaturist bei der Wochenzeitung Die Zeit – mit Nachdrucken im Observer, Dagens Nyheter, Zürcher Tages-Anzeiger, New York Times und anderen. Nach einem erfüllten Leben starb Paul Flora vor zehn Jahren, am 15. Mai 2009. Die Bernauer Präsentation bietet die Möglichkeit zur Wiederbegegnung mit dem Künstler.
Überblick über Entwicklung des Werks
Die Schau im Hans-Thoma-Kunstmuseum vermittelt einen Überblick über die Entwicklung des Werks. So werden unter anderem ein frühes Porträt von Floras Lehrer Andreas Einberger aus dem Jahr 1938 und ein Selbstbildnis gezeigt, das auf das Jahr 1942 datiert ist. So klein die beiden Blätter auch sein mögen, so sind sie doch spektakulär, denn sie führen vor Augen, wie selbständig schon der junge Paul Flora war, dem es auch in der Zeit der rigiden Kunstpolitik der Nazis gelang, seine eigene Bildsprache zu entwickeln.
Neben dem Frühwerk, dem in Bernau ein eigenes Kabinett gewidmet ist, sind eine ganze Reihe anderer Werkausschnitte zu sehen, zum Beispiel Blätter, die den Themenkreisen Venedig, Masken und Karneval, aber auch Architektur und Kugelmotiven zuzurechnen sind. Eine prominente Rolle spielen auch Arbeiten, die sich mit Tiroler Themen, mit der Habsburger Vergangenheit, mit Napoleon und überhaupt mit Militärs auseinandersetzen. Paul Flora verstand es, Größen und Autoritäten in ein spöttisches Licht zu rücken, das freilich niemals bösartig ausfiel. Wenn er lacht, lacht er nicht über Menschen, sondern mit ihnen. Das gilt etwa für ein Blatt, das den körperlich kleinen Richard Wagner, seinen hoch aufgeschossenen Schwiegervater Franz Liszt sowie die gestrenge blickende Cosima in Venedig zeigt.
Weitere Ausstellungen in diesem Jahr
- August bis Oktober: Die Ausstellung der diesjährigen Hans Thoma Preisträgerin Christa Näher wird unter dem Motto „Schwarze Wanderung“ vom 11. August bis 13. Oktober zu sehen sein. Christa Näher wurde im Jahr 1947 in Lindau geboren. Sie studierte an der Hochschule der bildenden Künste in Berlin. Mit ihren Werken ist die Künstlerin Christa Näh seit Jahrzehnten international auf Ausstellungen vertreten. Sie war Teilnehmerin der documenta 1992 und hatte bis 2014 eine Professur an der Städelschule in Frankfurt inne. Zu dieser Präsentation wird ein Katalog erscheinen.
- Oktober bis April: Die Ausstellung vom 27. Oktober bis zum 19. April 2020 ist dem Werk des schweizerischen, in Deutschland lebenden Künstlers Jürgen Brodwolf gewidmet, der den Hans-Thoma-Preis im Jahr 1981 erhielt. Brodwolfs Werk wurde und wird international gewürdigt. Der Künstler lehrte unter anderem als Professor an der Stuttgarter Akademie.
- Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 10.30 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr; Samstag, Sonntag, Feiertag 11.30 bis 17 Uhr. Ist ein Montag Feiertag, dann ist das Kunstmuseum von 11.30 bis 17 Uhr geöffnet. Adresse: Hans-Thoma-Kunstmuseum, Rathausstraße 18, Bernau; Telefonnummer 07675/16 00 40; per E- Mail (info@hans-thoma-museum.de).