Bernau – Bekannte Wintersportveranstaltungen, erfolgreiche Sportler und ein breites Angebot, das längst über den Wintersport hinausreicht – die Skizunft Bernau wurde im Februar dieses Jahres hundert Jahre alt und bietet erstaunliche Geschichten.
Der Verein hatte etliche Gründer, doch als Initiator wird Ernst Köpfer genannt, der als Ski-Köpfer in Erinnerung geblieben ist. Er regte Anfang 1924 an, einen Wintersportverein zu gründen, worauf dann tatsächlich eine Versammlung im „Rößle“ stattfand. 64¦interessierte Personen kamen und wurden schließlich auch zu Mitgliedern.
Die Skizunft war für die Entwicklung des Wintersports eine treibende Kraft. Viele Abfahrtsstrecken wurden auf den Hängen um die Gemeinde erschlossen. Die Mitglieder hätten großen Einsatz gezeigt, sagt der heutige Vereinsvorsitzende Alexander Köpfer. Mit viel Zeit- und Kraftaufwand sorgten sie dafür, dass rund um Bernau Wintersport getrieben werden konnte. Früher sei der Alpinskisport im Mittelpunkt gestanden, später kam der Langlaufsport, der heute nicht nur aus Bernau starken Zulauf erfährt, dazu. Seit mittlerweile vielen Jahren gibt es auch eine Fahrradgruppe sowie Gymnastik- und Turngruppen. Die Skizunft ist zu einem vielseitigen Sportverein geworden, sagt der Vorsitzende. Circa 400 Mitglieder zählt er heute, darunter auch viele Kinder und Jugendliche.
Viele erfolgreiche Skisportler hat die Skizunft hervorgebracht: Elke Hinze, Cornelia Thoma-Baur, Ursula Jehle und Isabelle Köpfer, nennt Köpfer als Beispiel. Internationale Rennen fuhr auch Hubert Baur. Den ersten Skilift in der Gemeinde Bernau habe der Verein angeschafft. Die mobile Anlage, die mit einem Verbrennermotor angetrieben wird, existiere heute noch in Privatbesitz. „Der wurde dort aufgebaut, wo es halt Schnee hatte“, sagt der Vorsitzende.
Auch Herbert Köpfer hat die Geschichte der Skizunft mitgestaltet: Er war von 1968 bis 1990 Vereinsvorsitzender. In seiner Amtszeit wurde beispielsweise der Kreisjugendskitag eingeführt, die Strecke des Deutsch Internationalen Skiverbands am Hofeck-Skihang eingerichtet, das erste Deutscher Ski Verband-Schülercuprennen und der erste Nachttorlauf der Rechbergpokal ins Leben gerufen. Köpfer ist auch Mitbegründer des Albtäler Skimarathons. Einst seien Schwarzwaldmeisterschaften im Langlauf und Sprunglauf organisiert worden, erinnert er sich. Und um den Blößlinglauf zu ermöglichen, hätten die Schüler an einem Tag schulfrei bekommen, um die Strecke zu treten. Die Kinder und Jugendlichen seien zu Fuß von der damaligen Schule (heute Kindergarten), die mehr als fünf Kilometer vom Einsatzort entfernt ist, gewandert. Irgendwann wurde die Hofeck-Strecke zum Vereinshang, und ein Pistenbully übernahm das Präparieren der Piste. Der Verein verfügte sogar über eine eigene Skisprungschanze. Deren Spuren seien heute aber kaum noch auszumachen. Der Skisport sei in früheren Jahrzehnten insgesamt stärker präsent gewesen, sagt Herbert Köpfer, Skisport und Fußball hätten wie selbstverständlich zum Schulsport gehört. Unterhalb der Schule sei man damals sogar Ski gesprungen. Mindestens drei nationale Rennen habe die Skizunft über lange Zeit jedes Jahr ausgerichtet und der Verein habe als einer der Ersten die elektronische Zeitmessung im Schwarzwald eingeführt. „Wir waren, glaub ich, auch die Ersten, die Kippstangen eingeführt haben“, sagt er.
Viel habe sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert, weiß der heutige Vorsitzende Alexander Köpfer. Die Skisportbedingungen seien schwieriger geworden. Gut aufgestellt sei die Skizunft dennoch. Fast 100 Kinder nahmen beispielsweise am Kinderskifest des Vereins teil. Die Kinder auf die Ski zu bringen, stehe heute im Mittelpunkt der Vereinsarbeit, so Köpfer.