Bernau – Auf Einladung des katholischen Bildungswerkes war jüngst die 1956 in Bethlehem geborene und in Deutschland aufgewachsene Faten Mukarker in Bernau. Im Alter von 19¦Jahren war sie in ihre Heimat zurückgekehrt, um zu heiraten, heute arbeitet sie als Reiseleiterin und Buchautorin, setzt sich für Frieden in ihrer Heimat ein und kommt immer wieder für Vortragsreisen nach Deutschland.
„Dieser Tag ist bis heute in den Herzen der Menschen“, schilderte Faten Mukarker den 13. September 1993, als sich Palästinenserführer Jassir Arafat und der damalige israelische Ministerpräsident Jitzchak Rabin die Hand reichten. Die Welt habe aufgeatmet, weil sich abgezeichnet habe, dass nach jahrzehntelangem palästinensisch-israelischem Konflikt nun eine Wendung eintreten könne. Eine Hoffnung, die sich mit der Ermordung von Rabin zerschlug. Es habe eine Gewaltspirale von Hass, Rache und Vergeltung gegeben, die 2006 einen Höhepunkt erreichte. Zwar habe es immer wieder Abwesenheit von Krieg und Unruhen gegeben, aber nie Frieden. Als Problem sieht die Palästinenserin, dass die westliche Welt den Konflikt die ganze Zeit über zu wenig wahrgenommen habe.
Dann kam der 7. Oktober 2023: Nach den langen Sommermonaten ohne Verdienst sei man voller Erwartung auf die anstehende Tourismussaison und das damit verbundene Einkommen eingeschlafen und mit Schrecken aufgewacht, so Mukarker. Das Recht Israels auf Verteidigung und das Vorgehen gegen die Terroristen räumte sie unumwunden ein. Es habe aber andere Möglichkeiten zur Reaktion gegeben, zeigt sie sich überzeugt. Hoffnung habe in dieser Situation das Zusammenstehen der Weltgemeinschaft im Krieg in der Ukraine gegeben. „Die Ukrainer wollen nicht unter russischer Herrschaft leben und wir wollen nicht unter israelischer Herrschaft leben“. Diese Hoffnung habe sie noch nicht verloren, sagte Mukarker. Dies sei auch in ihrem Glauben begründet.
Aber wie kann Frieden werden? Eine Zweistaatenlösung, wie sie vielfach favorisiert wird, hält Mukarker nicht für zielführend. Dagegen sprächen die 700.000 Siedler im Westjordanland, die eine solche Lösung wahrscheinlich gewaltsam zu verhindern suchen würden, so ihre Einschätzung. Als erfolgversprechender sieht sie eine Einstaatenlösung mit einem gleichberechtigten Zusammenleben von Juden und Arabern an. Kein leichter Weg. Eine Chance wäre das insbesondere für die Jugend – es müsse eine Generation heranwachsen, die das menschliche Gesicht der jeweils anderen Seite kennenlernt.
Und die Rolle der Weltgemeinschaft? Viel Unrecht sei geschehen, bei dem die Weltgemeinschaft zugeschaut habe. Was die Menschen erleiden müssten, sei ein Versagen der westlichen Welt, zeigt sich Mukarker überzeugt. Sie zitiert einen befreundeten Israeli, der gesagt habe, aus Liebe zu Israel komme man nicht umhin, dem Land zu helfen, mit seinen Nachbarn in Frieden zu leben. Und noch etwas habe er gesagt: „Würden uns die Deutschen lieben, würden sie nicht zuschauen, was wir tun. Wir werden nie einen Krieg verlieren, aber wir haben unsere Moral verloren“.
Ihr wichtigstes Motto für eine bessere Zukunft formuliert Faten Mukarker so: Leben und leben lassen. „Wenn das in die Köpfe auf beiden Seiten reingeht, dann kann es Frieden geben.“