Menzenschwand – „Der Abspann läuft noch lange tief innen drin“, singt Uli Führe in der Zugabe seines Konzertes in der alten Kirche in Menzenschwand. Damit spricht er genau das an, was die zahlreich begeistert applaudierenden Gäste von diesem vom Winterhalterverein organisierten Liederabend wohl mit nach Hause nehmen – das Nachklingen eines unterhaltsamen wie tiefen Erlebnisses. Uli Führes Lieder wirken nach.

Der in Lörrach geborene Chorleiter und Gesangspädagoge Führe ist viel mehr als ein Liedermacher, viel mehr auch als der Protagonist lebendiger Mundart, er ist ein hoch sensibler, niveauvoller Erzähler, ein ironischer, mitunter auch durchaus bissiger Gesellschaftskritiker, ein humorvoll komödiantischer Präsentator von Alltagsgeschichten, und nicht zuletzt ein inbrünstig die Natur, die Menschen, ja die ganze Welt in ihrer Unvollkommenheit Liebender. Seine Bandbreite reicht von der sprichwörtlichen Gute-Laune-Musik über den Protestsong bis zur Liebeslyrik und zur Anlehnung an eine moderne Form des Kunstliedes. Dabei versteht er es unnachahmlich, seine Musik dem Charakter seiner Texte anzupassen, mal ganz zart berührend, mal romantisch mit leicht melancholischem Timbre, mal beschwingt bis rockig. Und nebenbei plaudert er überaus vergnüglich über sein Leben, seine Umgebung, über Gott und die Welt.

So erzählt er von seinen Ukulele-Liedern, die alle zur Corona-Zeit entstanden, wie das über die sein ganzes Leben begleitenden Socken, die ihm seine Mutter zu jedem Geburtstag geschenkt und schließlich noch als Vorrat vor ihrem Tod in einer Tüte überreicht hat mit den Worten „die gebe di us“. Das anrührende „De Wald e Kathedrale“ verknüpft er mit der Anekdote über einen älteren Mann, der ihm verraten hat, wenn er zu sich selbst kommen wolle, dann gehe er nicht in die Kirche, sondern in den Wald. Und mit einer großen Portion Selbstironie versieht er das Lied für seinen Sohn „Mer hens doch so guet gmeint“, von dem er gesteht, gelernt zu haben, dass der trotz der Erziehung ein wunderbarer Mann geworden sei.

Die bei der Begrüßung von Elisabeth Kaiser angesprochene Nuancenvielfalt und die eigene Klanglichkeit des Dialektes betonend, liefert Führe mit leicht süffisantem Unterton gern auch mal bei speziellen Ausdrücken, die „schon auf der roten Liste stehen“, die hochdeutsche Übersetzung mit. Neben aufrührerischen Texten wie „Google weiß Bscheid“, bissigen wie „Freie Fahrt“, vergnüglich ironischen wie dem von A bis Z durchdeklinierten Gerücht stehen so einfühlsam poetische wie der „Himmel us Stei“ über das Freiburger Münster oder eine Liebeserklärung an seine Tochter. Und bei der Wiedergabe von zwei Hebelvertonungen mutiert er unversehens sowohl instrumental als auch stimmlich genial vom saloppen Liedermacher zum Interpreten der Gattung romantisches Kunstlied.