Bonndorf Es herrscht Verkehr auf der Landesstraße L¦170. Ein Bagger holt unentwegt Kies von oben nahe dem Parkplatz Oberhalde, ein Muldenkipper transportiert Abraum aus den Bohrlöchern in die Gegenrichtung weg. Und die Geräusche des wichtigsten Hilfsmittels für die Sanierung der Straße sind weithin zu hören. Ein 70¦Tonnen schweres Bohrgerät soll helfen, den Grund unter der L¦170 so zu stabilisieren, dass in den nächsten Jahrzehnten Risse in der Straße ausgeschlossen sind.

In der vergangenen Woche hat ein Schwertransporter die riesige Bohrmaschine zu genau der Problemstelle gebracht, die jetzt die laut Regierungspräsidium 1,5¦Millionen Euro teure Sanierung notwendig macht. Projektleiterin Christina Ernst von der Freiburger Behörde führt über die Baustelle. „Wir arbeiten auch am Wochenende“, sagt sie, alle Arbeiten seien zurzeit absolut im Zeitplan. „Sie sind aber auch mit höchster Dringlichkeit ausgeschrieben gewesen“, ergänzt Ernst.

Regenwasser war gegen Ende 2023 im Untergrund der Hangwände entlang der L¦170 zwischen Bonndorf und Löffingen auf eine Lehmschicht gelaufen und hatte diese in eine Rutschbahn verwandelt. Der gesamte Hang geriet in Bewegung, das zog die Fahrbahn erheblich in Mitleidenschaft, sie zeigte tiefe Risse. Im Februar 2024 mussten die Behörden die Straße aus Sicherheitsgründen sperren. Provisorisch wurde zunächst eine Fahrspur eingerichtet, die ab November 2024 benutzbar war. Damit ließ sich Zeit gewinnen, damit das Regierungspräsidium in Freiburg einen maßgeschneiderten Plan für die Befestigung der Straße entwickeln konnte. Den stellte Regierungspräsident Carsten Gabbert im Mai dieses Jahres in Bonndorf vor. Vor allem gab er den Zeitplan bekannt: Von August 2025 bis Ende März 2026 müsse die Landesstraße L¦170 voll gesperrt werden, teilte Gabbert dem verdatterten Publikum mit. Den Wünschen, die Straße während der Bauarbeiten wenigstens halbseitig offenzulassen, erteilte Gabbert umgehend eine Absage.

35¦Betonsäulen sichern Baumaschine

Wieso das technisch nicht machbar war, zeigt sich jetzt an der Baustelle, wo das eindrucksvolle Bohrgerät BG¦23, laut Datenblatt mit 225¦Kilowatt Leistung und maximal 235.000¦Newtonmetern Drehmoment im Getriebe, aktuell Tag für Tag bis zu 40¦Bohrungen ausführt. Das beeindruckende Bohrgerät, das zunächst 35 jeweils sieben Meter tiefe Löcher für Betonsäulen zur Stabilisierung in die Erde trieb, damit es nicht selbst ins Tal rutscht, füllt die gesamte Straßenbreite aus. Selbst die Reporter, zu Fuß unterwegs, müssen sich an dem massiven Apparat vorbeiquetschen und auf Waldboden ausweichen.

Die aktuellen Bohrungen haben knapp einen Meter Durchmesser und vier Meter Tiefe. Sie werden mit Kies befüllt und ziehen sich, 315 an der Zahl, über die gesamte rutschgefährdete Strecke die Hangseite der Straße entlang. Zusammen sollen sie am Ende eine unterirdische Kieswand bilden. Diese soll das Wasser aus dem Hang aufnehmen, damit es dann in Kiesstrecken unter der Straße ins Tal laufen kann. Dazu werden 1000¦Kubikmeter Kies verbaut, der mit 100¦Lastwagenladungen aus dem Kieswerk Reiselfingen kam.

Ist diese Arbeit beendet, folgt der nächste Schritt: 21¦Bohrpfähle werden auf der Talseite in den Boden getrieben, ebenfalls 90¦Zentimeter im Durchmesser, zwölf Meter tief. Sind sie mit Beton verfüllt, werden diese mit 21¦Meter langen Pressankern im Boden befestigt, ähnlich wie ein Seil Zeltstangen hält. Erst danach kann der eigentliche Bau der Landesstraße beginnen.

Die Sperrung der L¦170 von August bis Ende März, das sei ein deutlich längerer Zeitraum als die Sperrung im vergangenen Jahr, stellt Josef Matt, Bürgermeister von Friedenweiler, fest. Er ist ebenfalls zur Baustelle gekommen, um sich zu informieren, und ist zufrieden mit dem, was er sieht. Matt erinnert aber noch einmal daran, dass die weiträumige Umfahrung eine erhebliche Belastung unter anderem für Pendler darstellt. „Wir hoffen jetzt, dass die Arbeiten wie geplant weitergehen.“

Projektleiterin Christina Ernst bereiten die Wanderer Sorgen, die mitunter unbefugt die Baustelle betreten und sich in große Gefahr bringen. Ernst weist nachdrücklich darauf hin, dass das Queren der Schlucht entlang der L¦170 auch für Fußgänger strikt verboten ist – und dass die Baustelle mit Kameras überwacht wird.