Das Rad ganz zurückdrehen, geht nicht, die Sicherheit der Kinder ist nicht verhandelbar. Unter diesen Vorgaben stand die Diskussion um die Zukunft der Bushaltestelle „Zentrum“ in der Gemeinderatssitzung. Dennoch: Stadtverwaltung, Ratsgremium und Vertreter des ÖPNV zeigten sich kompromissbereit, was die aus der Bevölkerung geäußerten Kritikpunkte am Buskonzept betrifft.
Abgas- und Lärmbelästigung als Kritikpunkte
Kritisiert worden war die Stilllegung der Bushaltestelle Rathaus/Alte Post. Außerdem bemängelten die Anwohner in der Schwimmbadstraße eine enorme Lärm- und Abgasbelastung durch die zentrale Bushaltestelle vor ihrer Haustüre, Verkehrschaos und Gefahrenpotenzial für Fußgänger inklusive. Was tun?, lautete deshalb die Frage im Gemeinderat.
Sicherheit für Schüler hat Priorität
Lothar Probst, im Landratsamt zuständig für den ÖPNV, machte deutlich, dass der Grundsatz „Stillstand ist Rückschritt, und man sollte nie aufhören dazuzulernen“ auch für die Bushaltestelle „Zentrum“ in Bonndorf gelte. „Nachbesserungen sind von daher in Ordnung“, so Probst, allerdings: „Die Sicherheit der aktuell 491 Fahrschüler hat Priorität, ebenso sei eine zentrale Umsteigemöglichkeit für alle Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs von großem Vorteil.“
In Bonndorf treffen sich sechs Buslinien. An der zentralen Haltestelle sei ein Umsteigen jetzt problemlos möglich. Außerdem sei die Haltestelle barrierefrei – eine Sache, die nicht nur für die Inklusionsschule wichtig, sondern auch gesetzlich gefordert werde.
83 Busse fahren laut Probst unter der Woche täglich die Bushaltestelle Zentrum an, in den Schulferien sind es 57 Busse. Samstags wird die Haltestelle von 37 Bussen frequentiert (davon 23 saisonal durch den Wanderbus), sonntags sind es 32 Busse (ebenfalls 23 saisonal).
Linie 7258 nur bis Rathaus/Alte Post
Ziel seiner Überlegungen sei es nun gewesen, die positiven Aspekte der zentralen Bushaltestelle beizubehalten, den Kritikern aber soweit möglich entgegenzukommen. Sein Vorschlag lautete: Grundsätzlich wird alles weiterhin über die zentrale Bushaltestelle abgewickelt, mit einer Ausnahme:
Die Linie 7258 (Neustadt) wird künftig an der Haltestelle Rathaus/Alte Post enden. Kunden der Linie aus Richtung Neustadt steigen am Rathaus auf die Linien Donaueschingen, Wutachmühle, Waldshut und Stühlingen um. Die Zusatzkosten übernimmt die SBG.
Mit diesem Vorschlag wäre dem Wunsch nach einer Reaktivierung der Haltestelle Alte Post entsprochen, eine Entlastung für die Anlieger der Schwimmbadstraße bringt die Lösung allerdings nicht mit sich.
Die Rektoren des Bildungszentrums, Birgitta Stephan und Tilman Frank könnten mit dieser Lösung leben. Für sie genießt die Sicherheit der Fahrschüler oberste Priorität, diese wäre gewährleistet, da alle Schulbusse weiterhin bis zur Haltestelle Zentrum fahren. Eine Sache, die auch die Attraktivität des Bildungszentrums steigert, ist Tilman Frank überzeugt.
Wanderbusse als Kompromissvorschlag
Um zumindest wochenends für mehr Ruhe in der Schwimmbadstraße zu sorgen, könnte überlegt werden, ob die Wanderbusse bis zur Haltestelle „Zentrum“ fahren müssen, oder die Haltestellen in der Martinstraße nutzen könnten, brachte Frank einen weiteren Kompromissvorschlag ein.
Dies könnte sich auch Stadtrat Max Nägele (CDU) vorstellen, der die Kritik der Anlieger als berechtigt bezeichnete. Wenn der Wanderbus in der Stadt hält, wäre dies ein Vorteil für jene, die in unmittelbarer Nähe zur Haltestelle noch ein gastronomisches oder Einkaufsangebot nutzen wollen.
Buswartehäuschen fehlen
Für den Vorschlag, die Wanderbusse raus aus der Schwimmbadstraße zu nehmen, sprach sich auch Gernot Geng (Bürgerliste) aus. Er sah die zentrale Bushaltestelle ohnehin kritisch, bergen die Engstellen beim Schloss und auch die Ausfahrt am Germania-Knoten seiner Meinung nach bei dem hohen Busverkehr doch Gefahren.
Zudem fehlen am zentralen Bushalt Wartehäuschen (diese sind in der Stadt vorhanden) und der Name „Bushaltestelle Zentrum“ ist für Geng irreführend. „Das Zentrum der Stadt ist die Martinstraße und nicht die Schwimmbadstraße.“ Am Namen soll die Sache nicht scheitern, war man sich diesbezüglich rund um den Ratstisch einig. Kurzerhand beschloss man eine Änderung des Namens in „Bushaltestelle Schulzentrum“.
Zurück zum Vorschlag, den Wanderbus in der Martinstraße halten zu lassen. Diesen erachtete Bürgermeister Michael Scharf als unpraktisch, weil dann die direkte Umsteigemöglichkeit der beiden Linien „Holzschlag – Schattenmühle“ und „Wutachmühle – Schattenmühle“ nicht mehr gegeben wäre. „Dann könne man die neu eingerichtete Linie Holzschlag – Schattenmühle gleich streichen“, meinte Scharf.
Dem widersprachen Lothar Probst und Klaus Albiez (SBG), die sich ein Umsteigen in der Martinstraße durchaus vorstellen könnten, die Strecke zwischen Haltestelle Alte Post und Martinsgarten wäre leicht zu bewältigen. Gegen das Streichen der zweiten Linie würden auch die Fahrgastzahlen sprechen, die samstags durchschnittlich bei zehn bis 15 Busnutzern liegen. „Eine gute Zahl für eine neu eingeführte Linie“, so Probst.
Die Kommunalpolitiker sprachen sich dafür aus, die Wanderbusse in der Martinstraße halten zu lassen und die Linie Holzschlag beizubehalten. Damit wäre zumindest an den Wochenenden für eine Entlastung der Anlieger in der Schwimmbadstraße gesorgt.
„Wir müssen auch die Beschwerden der Anlieger bezüglich des Parkens ernst nehmen“, sprach Stadtrat Erhard Morath (CDU) noch ein neues Thema an. Dadurch, dass die Fahrbahn aufgrund der Bushaltestellen in der Schwimmbadstraße verengt ist, herrscht in der ganzen Straße ein Halteverbot. Morath schlug vor, die Busbuchten zwei bis drei Meter in den Hang zu verlegen. Die Straße hätte dann wieder eine normale Breite und die Busse wären etwas weiter von den Häusern entfernt. Befürchtungen, dass dann in der Schwimmbadstraße wieder schneller gefahren wird, hatte Morath nicht. Schließlich werde in Kürze Tempo 30 in der Straße gelten. Straßenmarkierungen für die Vorschrift „rechts vor links“ sind bereits aufgebracht.
Michael Scharf sicherte zu, alle vorgeschlagenen baulichen Veränderungen kostenmäßig zusammenzustellen und im Rat vorzustellen. Eine Lanze für den ÖPNV insgesamt brach Heidi Saddedine (SPD). Mit Blick auf die Umwelt sei es wünschenswert, dass die Menschen öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Dies werde aber nur der Fall sein, wenn der ÖPNV attraktiv ist. Das Konzept einer zentralen Bushaltestelle sei deshalb gut.
Befürwortet wurde im Rat die zentrale Bushaltestelle in der Schwimmbadstraße beizubehalten. Ausnahme wird die Linie Neustadt sein, deren Busse die Haltestelle Alte Post anfahren. Und auch die Wanderbusse sollen 2019 in der Martinstraße halten. Diese Änderungen im Buskonzept werden als Antrag ans Landratsamt weitergeleitet. Entscheidungsgewalt hat das Stadtparlament nämlich nicht.
Hoffnung für alle, denen diese Kompromissvorschläge noch nicht genug sind, gab Gernot Geng: „Die zentrale Bushaltestelle in der Schwimmbadstraße ist nicht optimal, vielleicht lässt sich in Zukunft ein anderer Standort finden, das muss ja nicht immer so bleiben.“