Martha Weishaar

Wo viele auf engem Raum zusammengezwängt sind, entstehen leicht Aggressionen. Bestes Beispiel dafür sind Schulbusse. Vor allem, wenn nach Unterrichtsschluss alle schnellstmöglich nach Hause wollen, gibt es kein Pardon. Da wird beim Einstieg gedrängelt, geschubst, gerangelt und um Sitzplätze gestritten. Auch während der Fahrt bietet sich hinlänglich Gelegenheit zum Streit, zumal wenn die Laune infolge schlechter Zensuren oder Zoff im Klassenzimmer eh schon miserabel ist.

Die Beweggründe mögen verschieden sein, ihre Aufgabe indes ist dieselbe: Josef Dörflinger, Julius Kromer und Lena Lencer (von links) ...
Die Beweggründe mögen verschieden sein, ihre Aufgabe indes ist dieselbe: Josef Dörflinger, Julius Kromer und Lena Lencer (von links) sind Bus-Scouts am Bildungszentrum. | Bild: Martha Weishaar

Das Bildungszentrum setzt dem seit drei Jahren mit Erfolg etwas entgegen. 46 freiwillige Bus-Scouts sollen dergestalt auf ihre Mitschüler einwirken, dass es vor und während der Busfahrt weniger aggressiv zugeht. Mit Beginn des neuen Schuljahres instruierten Schulsozialarbeiterin Lisa Thoma sowie Jenny Isele und Marcel Otto aus dem Kollegium der Realschule 26 neue Scouts. Unterstützt wurden sie dabei von Busfahrern der Firma Vesenmayer.

Grundregeln für Bus-Scouts

Nicht rumbrüllen, niemanden anfassen – das sind beispielhafte Grundregeln, an welche die Scouts sich zu halten haben. Vor allem müssen sie darauf achten, dass sie selbst nicht zwischen die Fronten etwaiger Streithähne geraten. Nicht Jede oder Jeder ist für diese Aufgabe geeignet. Fairness, Mut, Selbstkontrolle sowie Verantwortungsbewusstsein werden vorausgesetzt. Manche Bewerber werden deshalb abgelehnt.

Schulsozialarbeiterin Lisa Thoma (links) organisiert gemeinsam mit Jenny Isele und Marcel Otto aus dem Lehrerkollegium Ausbildung, ...
Schulsozialarbeiterin Lisa Thoma (links) organisiert gemeinsam mit Jenny Isele und Marcel Otto aus dem Lehrerkollegium Ausbildung, Feedback-Runden und Einsatzpläne der Bus-Scouts. | Bild: Martha Weishaar

Die Bus-Scouts selbst tauschen in regelmäßigen Abständen ihre Erfahrungen aus. Sie sind angehalten, Lehrer oder Schulleitung über schwerwiegende Eskalationen zu informieren. Das kann freilich Konfliktstoff für Freundschaften bergen. Dennoch hat sich Lena (13) aus Birkendorf bewusst dafür entschieden, Bus-Scout zu werden. „Alles verläuft geordneter und ruhiger im Bus und man hat mehr Platz“, begründet sie ihr Engagement. Sie weiß, wie es anders sein kann, hat selbst schon miterlebt, wie eine Freundin brutal in eine Ecke gedrückt und am Arm verletzt wurde. Julius (13) aus Riedern sieht es pragmatisch: „Das hat Vorteile. Man hat selbst einen Sitzplatz im Bus und darf bei einem Ausflug mit.“ Josef (14) aus Grafenhausen macht mit, weil er Bus-Scouts einfach gut findet.

Zentrale Bushaltestelle als Herausforderung

Eine Herausforderung für alle war die Neuordnung an der zentralen Bushaltestelle in der Schwimmbadstraße. „Die Anregungen vonseiten der Bus-Scouts haben uns wertvolle Dienste geleistet, wie wir regeln, wer wo ansteht“, erklärt Lisa Thoma. Knapp 400 Fahrschüler zählen allein Real- und Werkrealschule. Hinzu kommen 90 Grundschüler, auf welche die Bus-Scouts ebenfalls achten. Allein Vesenmayer Busse fahren täglich 45 Touren mit Schülern, dazu kommen Fahrten der SBG sowie auch weiterer privater Busunternehmer.

"In Bonndorf ist die Situation vorbildlich"

Dass die Bus-Scouts wertvolle Dienste leisten, steht für Sibylle Vesenmayer außer Frage. „In Bonndorf ist die Situation an den Bushaltestellen vorbildlich. Das kennen wir auch anders“, schildert sie die Lage. „Manchmal reicht ein Querulant, um die ganze Meute aufzumischen. Bus-Scouts tragen erheblich zur Entspannung bei. Bei allem haben wir hier aber den Vorteil, dass wir auf dem Land leben und unsere Fahrgäste kennen, die meisten sogar mit Namen“, sagt die Busunternehmerin.