Sie sieht so aus, als sei sie einem James-Bond-Film entstiegen. An Caro Josée haftet der Schick der 70er Jahre. Die Lounge-Atmosphäre ihrer Lieder, feierlich und inspirierend, ist am Freitag, 14. Dezember, beim Folktreff im Foyer der Stadthalle angesagt. Dies schreibt Gudrun Deinzer, Vorsitzende des Folktreff, in einer Pressemitteilung.
Henry Mancini als Inspiration
Caro Josée hat das gewisse, verruchte Etwas, das aus den Aufbruchsjahren stammt. Große Inspiratoren seien Henry Mancini, Les Baxter und Claus Ogermann, gerade für ihr neuestes Album ‚Summer’s Ease‘. Es ist entstanden nach ihrem Comeback („Turning Point“), das den Echo für die beste Sängerin bekam.
Banjo und Akkordeon hatte ihr Vater in den deutschen Nachkriegsjahren in den Clubs gespielt. Das musikalische Elternhaus habe sie geprägt. Mit 15 entschwand Caro Josée für ein Jahr nach Texas zu ihrer Schwester, wo sie die nordamerikanische Musik kennenlernte. Zurück in Gießen machte sie Bekanntschaft mit der Skiffle Band Leinemann die sie nach Hamburg „lockte“.
Auch Schauspielerfahrung
Sie spielte an der Seite von Abi Wallenstein und Peter Urban, schloss sich der Band Pussy an, aus der später ihre JCT Band hervorging. Plattenverträge, Stern-Titelstory, Deutscher Schallplatten-Preis (Echos-Vorgänger), zierten schon seinerzeit ihr Tun. Auch eine Schauspiel-Rolle als Sängerin im Film „Das Traumauto“ für das sie den Soundtrack lieferte, gab es. Es folgten Hochzeit, Kinder – Schaffenspause.
Neustart
2012 kam dann ihr Album „Turning Point“, das ihr 2013 den Echo bescherte. Mit 55 war es ein zweiter Karrierestart. „Turning Point“ ist entstanden nach dem Tod der geliebten Mutter. Das gesamte Erfahrungsspektrum des Lebens spiegelt sich in ihrer Kunst wider und verleiht ihr die Würze.
Termin und Karten
Caro Josée kommt mit „Summer’s Ease“ am 14. Dezember, 20.30 Uhr, zum Folktreff ins Foyer der Bonndorfer Stadthalle. Einlass ist um 19.30 Uhr. Karten zu 16 Euro im Vorverkauf und 19 Euro an der Abendkasse gibt es bei der Bonndorfer Touristinfo, Martinstraße 5, Telefon 07703/76 07 oder im Internet (www.folktreff-bonndorf.de mit Gebühr). Telefonische Vorreservierung reicht nicht für verbilligten Eintritt. Es herrscht freie Platzwahl, Platzreservierungen gibt es nur für Kulturbusfahrer, Gruppen ab zwölf Personen und für Menschen mit Behinderung.
Zur Person
Caro Josée, 60, ist in Gießen geboren. Längst lebt sie bei Hamburg, wo sie in den 70ern ihre erste Karriere startete, mit nur 20 Jahren bereits den deutschen Schallplattenpreis erhielt. Die Sängerin, deren Musik zwischen Blues, Jazz und Soul angesiedelt ist, hat 2013 den Echo als beste Sängerin erhalten.
„Diese Tiefe entsteht durch uns alle“
An Caro Josée haftet der Schick der 70er Jahre. In dieser Zeit machte sie ihre erste Karriere. 2013, mit 55, erhielt sie den Echo als beste Sängerin. Sie spricht über ihre Musik und den Besuch in Bonndorf.
Frau Josée, Sie kommen nach Bonndorf. Verbinden Sie etwas mit dieser Gegend.
Unsere tolle Tourmanagerin nimmt mich immer mit zu ihrer Mutter, die in Bernau-Hof wohnt. Und ich finde es einfach irre schön dort.
Inspirieren Sie beim Auftritt, beim Arbeiten die Menschen oder eine Landschaft?
Das ist vor allem beim Schreiben und beim Komponieren der Fall. Für ‚Summers Ease‘ beispielsweise habe ich in Italien am Strand liegend die Texte geschrieben. Die Musik hatte ich schon mit und dort habe ich die Texte vervollständigt. Normalerweise schreibe ich am Klavier beides, Text und Musik, gleichzeitig. Und der Feinschliff der Texte passiert dann am allerbesten, wenn ich irgendwo bin und auf das Meer sehe.
Warum ist es eine gute Idee, sich ‚Summer’s Ease‘ im Advent zu geben?
(Lacht.) Ach, da freuen wir uns doch. Wir hatten heute Hagel und Wind und Wetter. Mit „Summer’s Ease“, kann man sich auch bei solchen Verhältnissen auf den Frühling freuen.
Sie haben mehrere Karrieren, Sie stecken in der dritten. Was ist oder war für Sie für diese Arbeit die schönste Zeit?
Absolut jetzt. Heute legen die Plattenfirmen Wert darauf, dass man Gott sei Dank spielt. In dieser ganzen Pop-Zeit, in der ich einige Plattenfirmen verschlissen habe, war es so, dass es entweder hieß, der Künstler ist zu klein für die große Bühne oder er ist zu groß für die kleine Bühne, also spielt er gar nicht. Das ist das Aus eines Künstlers. Heute muss man spielen, damit man überhaupt CDs verkauft. Und das ist doch das Salz in der Suppe. Man macht das, man studiert das, um aufzutreten und um es umzusetzen und nicht um einmal alle paar Jahre ins Studio zu gehen und das war es.
Inwiefern hat sich Ihr Stil verändert?
Das ist ganz einfach so, wie mit dem Wein und dem Essen. Man weiß, was zu einem passt und was man nicht mehr will. Man hat schwere Zeiten hinter sich, man hat Verluste erfahren, etwa wenn die Eltern sterben, man hat selbst eine Krankeit überwunden mit einer Chemotherapie und so weiter. Das macht einen ein bisschen ernster, ruhiger, melancholischer.
Was sagen Ihre Kinder zu Ihrer Musik?
Mein Sohn findet es gut, meine Tochter findet es ganz toll, aber die hören ganz andere Musik. Meine Tochter macht ihre Ausbildung bei einer großen Konzertagentur und ist ständig auf Konzerten. Und sie sagt: ‚Mama, ich finde es unglaublich – jeder Deiner Titel hat einen Wiedererkennungswert, Ihr seid so toll eingespielt und man sieht, dass Ihr Spaß habt.‘ Das kann sie mit ihren Vergleichsmöglichkeiten sehr gut einschätzen und das freut mich dann auch.
Was mögen Sie an Ihrer Arbeit?
Ich finde es immer schön, wenn ich schreibe, Texte und Musik eigentlich stehen und dann die Band kommt. Was dann passiert, ist unglaublich. Bei „Summer’s Ease“ habe ich ja viel mit meinem Co-Produzenten Patrick Pagels gearbeitet und habe auch viele seiner Ideen übernommen. Diese Produktion entstand nach ‚Turning Point‘. ‚Turning Point‘ entstand nach dem Tod meiner Mutter, die ich bei uns zu Hause gepflegt habe. Sie hatte eine ganz starke Form von Kinderlähmung. Sie war ein wunderbarer Mensch und wir hatten ein sehr, sehr enges Verhältnis. Ich hatte ihr ein Radio hingestellt und Programme mit viel Jazz-Nights und auch Filmmusiken eingestellt. Da habe ich auch viel Mancini und viele Filmmusiken gehört, die ich nicht kannte. Letztlich ist es auf diese Weise zu „Summer’s Ease“ gekommen.
„Turning Point“ nimmt also das Weiterleben nach dem Tod Ihrer Mutter auf?
Genau. Wenn man rund um die Uhr mit einem Menschen zusammen lebt und das seit 20 Jahren, man ein gutes und enges Verhältnis hat, fällt man erst einmal in ein Loch, wenn der geht. Dabei ist es gar nicht so wichtig, ob man denjenigen gepflegt hat oder nicht.
Hat das dem Album die Tiefe gegeben?
Ja, diese Tiefe kommt mit Sicherheit daher. Aber es kommt vor allem auch durch die Tiefe von Manusch Weiss und Reiner Winterschladen und überhaupt dieser Band. Wir sind ja ins Studio gegangen, haben dieses Album praktisch live eingespielt. Ich glaube, diese Tiefe entsteht durch uns alle.