Bonndorf „Du musst die Meisterprüfung bestehen, und 40 Jahre später bekommst du eine neue Urkunde.“ Das ist die Antwort von Joachim Moser vom gleichnamigen Autohaus in Bonndorf auf die Frage, was man leisten muss, um den goldenen Meisterbrief zu erhalten. Mit einem Augenzwinkern und gehaltvollem Lächeln wohlgemerkt. Moser hat recht – aber dass diese Auszeichnung viel mehr bedeutet, wird im Gespräch über die vergangenen vier Jahrzehnte schnell klar.

Der Berufsweg wurde Joachim Moser quasi in die Wiege gelegt. „Luft prüfen, tanken, Scheiben putzen“, das hat er schon als Junge mit sechs Jahren gerne gemacht. 1974 begann Joachim Moser seine Ausbildung im elterlichen Kfz-Betrieb, drei Jahre später legte er die Gesellenprüfung ab. Anders als heute mussten mindestens fünf Gesellenjahre folgen, bevor man sich mit einer Aufnahmeprüfung bei der Meisterschule bewerben durfte. Nach einem Jahr Vollzeitschule nahm er den Meisterbrief in Empfang, zusammen mit einem Buchpreis für seine Leistungen. 20¦der damals 48 Meisteranwärter hatten die Prüfung nicht im ersten Anlauf bestanden. So mancher hat keinen weiteren Anlauf gewagt.

Zunächst mit seinem Vater hat Joachim Moser 1989 als geschäftsführender Gesellschafter eine GmbH gegründet. „Damals waren es zehn Mitarbeiter – heute sind es 17. Und die Konkurrenz war schon damals nicht klein, mit fünf Autohäusern alleine in Bonndorf“, sagt er. Den Vater vermissen sie heute, dankbar ist der Nachfolger über die Tatsache, dass nicht weniger als sieben Familienmitglieder in der Opel-Servicewerkstatt mit Tankstelle mitarbeiten. Nur einmal in seinem Leben hat er versucht, drei Wochen Urlaub zu nehmen, doch nach zwei Wochen sei die Schmerzgrenze erreicht, kann sich seine Frau erinnern – dann muss er wieder zurück an seine Arbeit. Und auch mit 66¦Jahren ist die Zeit der Weiterbildung noch lange nicht vorbei, regelmäßig nimmt er an Seminaren teil. „K- und L-Jetronic waren am Anfang seiner Berufslaufbahn bahnbrechende Neuheiten der ­elektronischen Einspritzung – inzwischen sind diese schon in der sechsten Generation“, merkt er an. Entgegen landläufiger Meinung tausche er als fehlerhaft erkannte Teile nicht einfach aus, sagt er. „Man versucht nach wie vor, für den Kunden kostengünstig zu reparieren.“

Ortswechsel. Ein Kuriosum nennt Susanne Mutter die Tatsache, dass sie und ihr Ehemann Jürgen am selben Tag die Meisterprüfung im Textilreiniger-Handwerk abgelegt haben, vor fast 40¦Jahren – am 26.¦Juni 1985. Man könnte das Wort romantisch verwenden: Auf der Meisterschule haben sie sich kennen und lieben gelernt. Auf kontinuierliches Wachstum sind auch Susanne und Jürgen Mutter stolz. 1982 arbeiteten zwölf Mitarbeiter im Familienbetrieb Wäscherei Indlekofer, die Wäsche wurde damals noch von Hand gefaltet. Viel Automatisierung folgte, und trotzdem ist der heutige Textilservice Indlekofer ein Industriebetrieb mit Verantwortung für 130¦Mitarbeiter. Sie waschen Tag für Tag 40¦Tonnen Wäsche, seit 2014 mit Neubau der heutigen Halle ausschließlich für Hotellerie und Gastronomie. Die Rollen sind verteilt in der Geschäftsführung. Jürgen Mutter ist für die Kunden zuständig, Ehefrau Susanne fürs Personal und Sohn Thomas für die Technik. Sein Meisterbrief aus dem Jahr 2011 hängt im Büro neben den zwei goldenen Urkunden der Eltern.

Wie Moser – er berichtet von einst zehn Bewerbern auf eine offene Stelle, das ist lange her – sieht auch die Familie Mutter einen offensichtlichen Mangel an gesellschaftlicher Akzeptanz und Wertschätzung des Handwerks und einen Mangel an politischen Initiativen zur Beseitigung dieses Missstandes. Susanne Mutter formuliert mit Blick auf die vielen offenen Stellen im Handwerk ein Plädoyer, das Ansehen von Handwerkern zu verbessern. Doch Lamentieren liegt nicht in ihrer Natur. 40 Jahre ohne Achtstundentag mit Blick auf die erfolgreiche Geschäftsentwicklung fordern Fokussierung.

Susanne Mutters erstes Projekt, als sie damals vor Jahrzehnten die Firma übernahm, war das heutige Firmenlogo. Als Ehefrau und Mutter hat sie die Kinder großgezogen und sie hat alle heutigen Mitarbeiter eingestellt und sich stets auch um deren Belange kümmert. Auf die Frage nach Hobbys kommt die Antwort: „Einen Ausgleich brauchen wir nicht – wir haben unsere Arbeit.“ Inzwischen wohnen sie nicht mehr über der Maschinenhalle, wo sie im Schlaf schon bemerkten, wenn eine Maschine nicht rund lief, sondern in einem ruhigen Holzhaus in Gündelwangen. Mit schöner Aussicht.