Feuerwehrproben sind nichts Außergewöhnliches. Es sei denn, sie ziehen sich über einen Zeitraum von 24 Stunden hin. Einem solchen Dauerbelastungstest stellten sich 15 Feuerwehrleute aus Bonndorf und Grafenhausen. Kollegen aus St. Blasien und weiteren Kreisstandorten wirkten zeitweilig ebenfalls mit. Im Wechsel von theoretischen oder praktischen Unterweisungen, Brandbekämpfung und Unfallhilfe erlebten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine vielseitige und ebenso anstrengende Mammutprobe.

Die Organisation der 24 Stunden-Übung oblag Martin Selz und Andreas Stoll. In der Durchführung wurden sie von Gruppen- und Zugführern unterstützt. „Hintergrund des Probenwochenendes ist, dass die Truppmann II-Ausbildung mit ihren 80 Unterrichtsstunden dezentral an ausgesuchten Standorten abgebildet wird“, erklären die Organisatoren.

Die Bonndorfer Feuerwehr hat das nun in einem ersten Versuch umgesetzt und weiß nach ausgiebigen Abschlussgesprächen, was beim nächsten 24 Stunden-Probenmarathon verbessert werden muss. Zwei kreiseigene Fahrzeuge, Rüstwagen sowie Einsatzleitwagen wurden für diese intensive Ausbildung nach Bonndorf beordert. Die Vielzahl der Geräte des in St. Blasien stationierten Rüstwagens führte unter anderem Kreisausbilder Ralf Mutter vor. Die Stationierung der kreiseigenen Fahrzeuge bedingt für die jeweilige Standortwehr eine große Verantwortung, sollten doch ihre Akteure sämtliche Gerätschaften beherrschen – und das sind nicht wenige.

Die Übungsteilnehmer testeten viele der Geräte selbst. Denn nur wenn jeder Handgriff sitzt und die komplexe Funktionalität sämtlicher Hilfsmittel dem jeweiligen Bediener vollständig geläufig ist, können diese auch effizient eingesetzt werden. Zumal in Situationen, wo jede Minute zählt und die Feuerwehrleute unter Stress stehen. „Es geht vor allem darum, praktische Erfahrung zu sammeln. Mit dieser Art von Ausbildung sind wir nahe an der Realität“, erläutert Andreas Stoll den Vorteil der Maßnahme.
Praktisch anwenden konnten die Übungsteilnehmer das Erlernte bei einer nächtlichen Bergung von eingeklemmten Personen nach einem simulierten Verkehrsunfall. Originalgetreu wurde dort ein Szenario mit Notärzten und Rettungskräften nachgestellt, das routiniertes Vorgehen in Stresssituationen fördern soll. Im späteren Verlauf der Nacht wurden die Teilnehmer zu Brandeinsätzen an verschiedenen Standorten gerufen. An Schlaf war in der Nacht auf Samstag jedenfalls so gut wie gar nicht zu denken.
Nach praktischen Übungseinheiten erfolgte am Samstag dann noch eine weitere Alarmierung zu einem Brand. Ferner beinhaltete die Mammutprobe die Begehung öffentlicher Gebäude, denn gute Ortskenntnisse sparen im Ernstfall kostbare Zeit und ermöglichen effektives Vorgehen.
Belastungen verarbeiten
Nicht zu vernachlässigen sind zudem psychische Belastungen für Feuerwehrleute. Es gelingt nicht immer, die schrecklichen Bilder wieder loszuwerden, die sich Rettungskräften an Unfallorten stellen. Dazu kommt – vor allem im ländlichen Raum – dass Retter die Unfallopfer zuweilen kennen, eventuell befreundet oder verwandt sind. In solchen Fällen hilft das vom Landkreis installierte Einsatznachsorgeteam (ENT). Dirk Tolksdorf und Julian Wolber stellten dessen Hilfsangebote vor und appellierten an die Übungsteilnehmer, die angebotene Hilfe in Anspruch zu nehmen. Überdies sollten Kameraden gegenseitig auf sich achten. Wenn Kollegen Symptome zeigen, die auf nicht verarbeitete Belastungsstörungen hinweisen, sollte man diese ermutigen, sich zeitnah helfen zu lassen. Die Organisatoren zeigten sich nach anstrengenden 24 Stunden mit dem großen Interesse der Übungsteilnehmer zufrieden. Allerdings hätten sie sich mehr als 19 Anmeldungen und letztendlich 15 Teilnehmer gewünscht.
Die Feuerwehren
- Feuerwehr Bonndorf: Zur Einsatzabteilung gehören 220 Mitglieder, die Jugendabteilung hat 20 Mitglieder, in der Kinderfeuerwehr werden 15 Jungen und Mädchen ausgebildet. Die Altersabteilung zählt 100 Mitglieder. Kommandant ist
Hansjörg Ketterer. - Feuerwehr Grafenhausen: Die Einsatzabteilung hat 78 Mitglieder. Die Jugendfeuerwehr zählt 16 Mitglieder, die Altersabteilung ebenfalls 16 Mitglieder. Kommandant ist
Guido Strittmatter. Die Feuerwehr feiert vom 5. bis 7. Juli 2019 ihr
150-jähriges Bestehen.