Erhard Morath

Zu vielen Unternehmen, die Bonndorfs wirtschaftliche Bedeutung vor 50 Jahren prägten, sammelten die Schülerinnen der Bonndorfer Hauptschule Jahrgang 1967/68 in ihrem Heft „Bonndorf in Wort und Bild“ Informationen. Ebenso beschäftigten sie sich mit der Landwirtschaft. Neben mannigfaltigen Details liest man in der Broschüre von 600 Mitarbeitern bei Dunkermotoren, die sich mit der Herstellung und dem Vertrieb von Elektro-Kleinstmotoren befassten, 230 bei der Firma Kienzle (Geld- und Literzähler für Tankstellen) oder 110 bei der Firma Richter (Frottierwaren).

Mit hohen Investitionen besteht bei den landwirtschaftlichen Betrieben die Hoffnung, den Anforderungen der Zukunft auch auf den Höhen ...
Mit hohen Investitionen besteht bei den landwirtschaftlichen Betrieben die Hoffnung, den Anforderungen der Zukunft auch auf den Höhen des Schwarzwaldes gerecht zu werden. Ob der Wettbewerb mit den Agrarfabriken im Norden oder Osten Deutschlands ein Überleben hierzulande zulässt, wird der Markt entscheiden. | Bild: Erhard Morath

Aufgeführt werden auch die Tscholl-Isele Säge, in der 17 Arbeiter jährlich bis zu 9000 Festmeter Fichten und Tannen verarbeiteten, ebenfalls wird die „modern ausgestattete“ Firma „Duttlinger & Gerdes“ in der Steinasäge genannt. Acht Bonndorfer Hotels und Gasthäuser lassen die Schülerinnen mit Kurzbeschreibungen zu Wort kommen: Hotel Germania, Schwarzwaldhotel, sowie die Gasthäuser Lindenbuck, Schnitzer, Sonne, Elbers, Kranz und Sonntag.

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Die sechs Kinder- oder Kindererholungsheime trugen mit Sicherheit ebenfalls zur wirtschaftlichen Stärke Bonndorfs bei: Luginsland, Isele, Johnen, Waldfrieden, Schwalbennest und das Steinabad. Vier Seiten lang ist der Bericht über die 1765 gegründete und damit zweitälteste Sparkasse Deutschlands, die damalige Bezirkssparkasse Bonndorf. Dies dürfte einem Vergelt‘s-Gott geschuldet sein, denn die Bezirkssparkasse hatte sich bei der Herstellung des Heftes finanziell und drucktechnisch eingebracht.

Wandel in der Landwirtschaft

Unter der Überschrift Landwirtschaft lesen wir folgende Merkmale einstiger hiesiger bäuerlicher Produktionsbedingen. „Die Bonndorfer Gemarkung umfaßt 2532 ha. Davon sind 342 ha dauergrünes Land und 500 ha Ackerland. Dieses Land teilen sich 32 Bauernhöfe, der größte liegt in der Siedlung mit 36 ha. Laut Viehzählung hatten die Bauern von Bonndorf 1237 Tiere gemeldet. Die Pferde benutzt man hier noch zum Kartoffelhäufeln oder zum Teil auch für die Waldarbeit.

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Wegen des rauen Klimas pflanzt man hier nur wenige Fruchtsorten an, Weizen, Gerste, Hafer, seltener Roggen. Leider gedeiht hier kein Wein, Mais oder Reis. Kartoffeln baut man nur deshalb an, damit man auf diesem Feld später guten Weizen bekommt. Manchmal findet man auch Bohnen, Kohlrabi oder Rüben auf den Feldern. Heute ist Landwirtschaft nicht mehr so schwer wie früher, da viele Maschinen sie erleichtern. Jeder Bauer besitzt einen Traktor, Eisenpflug, Egge, manche sogar einen Ladewagen. Der Ertrag auf den Feldern ist größer, da man Kunstdünger drauf streut. Die Getreidefelder spritzt man zusätzlich mit einer modernen Spritzmaschine gegen Unkraut.

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Landwirt ist ein Lehrberuf wie jeder andere auch. Viele Leute schauen auf die Bauern herab. Doch manchmal sind die Bauern besser als diese Hochmütigen.“ Die Betriebe Hectronic und Adler-Fleischwaren müsste man der damaligen Auflistung noch hinzufügen. Mit Ausnahme des Steinabades sind sämtliche Kinderheime verschwunden. Bei den Gasthäusern sind „Sonne“ und Elbers (Bonndorfer Hof) Geschichte. Der Wandel in der Landwirtschaft spiegelt sich nicht nur in der verbliebenen Anzahl von Vollerwerbsbetrieben wider. Bereits vor 50 Jahren schreiben die Schülerinnen, sei es um eine Familie zu ernähren notwendig, dass der Bauer noch einen zweiten Beruf ausüben müsse.