In der Broschüre „Bonndorf in Wort und Bild“ aus dem Jahr 1968 wird auch über die Bonndorfer Ämter berichtet. Was die Autorinnen zu Papier gebracht haben, ist vor allem vor dem Hintergrund interessant, dass etliche der beschriebenen Ämter heute in der Löwenstadt nicht mehr existieren. Das Ämtersterben lässt grüßen.

In dem Heft heißt es: „Das Bonndorfer Vermessungsamt wurde 1903 gebaut. Dort arbeiten drei Beamte, zwei Arbeiter, sechs Lehrlinge und 25 Angestellte. Der Chef heißt O. Regierungsvermessungsrat Dipl. Ingenieur Artur Perino. Das Vermessungsamt betreut 49 Gemarkungen.“ Das Amtsgericht – so schreiben die Schülerinnen – ist im Schloß untergebracht. „Der Bonndorfer Richter ist Einzelrichter und im Bezirk Waldshut auch noch als Untersuchungsrichter tätig. Er ist nur zuständig für Strafsachen, bei denen nur eine Geldstrafe oder Gefängnisstrafe bis zu einem Jahr zu erwarten ist. Geldstrafen kann er verhängen von drei DM bis 10 000 DM. Der Amtsrichter heißt Dr. Spannagel.“
„Das Notariat befindet sich (ebenfalls) im Schloß. Unser Notar ist Herr Justizrat Kammer. Es gibt verschiedene Testamente. In einem Jahr waren es 19 Stück notarielle, 18 Erbverträge, 278 Grundstücksvereisungsverträge und etwa 100 Beglaubigungen. Das Notariat ist dem Amtsgericht nicht untergeordnet, sondern angeschlossen. Bonndorf besitzt auch ein Forstamt. Das jetzige Gebäude wurde 1934 erbaut. Der Forstamtsleiter heißt Herr Oberforstrat Heidegger und wurde 1964 gewählt. Der Wald umfaßt eine Fläche von 6294 ha, davon: 3034 ha Staatswald, 2587 ha Gemeindewald und 673 ha Privatwald.“ (original Rechtschreibung wurde wiedergegeben).
Aus heutiger Sicht fällt auf: Es gibt in dem Heft keine Aufzeichnung über das öffentliche Postamt. Es war im Jahr 1871 in Bonndorf als Kaiserliches Postamt „in Deutschlands höchstgelegener Amtsstadt“ eingerichtet worden und blieb „kaiserlich“ bis 1923. Die Selbstständigkeit endete im Jahr 1959; Bonndorf wurde zunächst Neustadt unterstellt und 2004 aufgelöst. Heute gibt es noch eine Post-Agentur.

Auch das Bonndorfer Straßenbauamt fehlt in der Ämterauflistung. Es wurde 1868 als „Großherzogliche Wasser- und Straßenbauinspektion“ aus der Taufe gehoben, war im Schloss angesiedelt und zuständig für die Ämter Bonndorf und St. Blasien. Am 24. Oktober 2003 schrieb die örtliche Tageszeitung: „Das Straßenbauamt ist umgezogen in das ehemalige Gebäude des Vermessungsamtes in der Donaueschinger Straße. Reinhard Brändlin hatte zur Jahresmitte den Bonndorfer Dienstellenleiter Hermann Bühler abgelöst.“ Und siehe da: 2004 wurde das Amt ein Opfer der Verwaltungsreform und aufgelöst.
Manch ein Zeitgenosse blickt mit Wehmut auf die vielen einst fußläufig erreichbaren Ämter in Bonndorf zurück, die jetzt nicht mehr existieren. Auf die Frage nach dem Warum gibt es stets den Hinweis auf in Stuttgart beschlossene Verwaltungs-, Notariats- und sonstiger Reformen.
Jüngste Reformen
Die letzten Stündlein schlugen in Bonndorf Ende 2004 übrigens auch für das Forstamt Bonndorf, es wurde nach 200-jähriger Geschichte zum 1. Januar 2005 aufgelöst. Am 1. Juli 2001 kam das endgültige Aus für das Vermessungsamt, am 31. Dezember 2017 für das Notariat. Das Nachlassgericht wurde ins Amtsgericht Waldshut integriert (einfache Wegstrecke 35 Kilometer). Ein ähnliches Schicksal widerfuhr dem Grundbuchamt Anfang des Jahres 2016. Wer künftig etwas braucht, hat sich im Internet oder direkt im 40 Kilometer entfernten Villingen zu melden. Das Bonndorfer Amtsgericht gehört ebenfalls der Vergangenheit an. Bonndorf, einst der Sitz des St. Blasischen Oberamtes, beherbergte nach der Gründung des Großherzogtums Baden in seinem Schloss ein Bezirksamt wie auch ein Amtsgericht mit Notariat.
Werk und Serie
Die Broschüre „Bonndorf in Wort und Bild“ ist ein Gemeinschaftswerk von Schülerinnen, die im Jahr 1968 in Bonndorf die Klasse 9b besucht hatten. In unserer Serie haben wir bereits über die Autorinnen sowie die Themen Fasnacht, das Marktwesen und die Kommunalpolitik berichtet.